Die Karriere-Bibel
sonst hätte ich diese Geschichte nie aufgeschnappt und könnte sie Ihnen heute nicht erzählen. Umso mehr zeigt sie,
wie gerne Menschen Geschichten über ihre Zeitgenossen weitergeben. Und natürlich wie gerne wir solche Geschichten hören und
uns dabei prächtig unterhalten – erst recht, wenn sie ein bisschen peinlich für die anderen sind. Aus dem Kundenbeziehungsmanagement
(neudeutsch: Customer Relationship Management) weiß man: Will ein Unternehmen dauerhaft ein positives Image konservieren,
braucht es mindestens 75 Prozent zufriedene Kunden. Zufriedene Kunden erzählen im Schnitt bis zu drei Personen von ihren positiven
Erfahrungen weiter. Leider machen das die Unzufriedenen auch. Sie beklagen sich sogar bei mindestens neun anderen. Andere
Studien sprechen gar vom Faktor 33 für frustrierte Geschichtenerzähler. Das ist für viele Unternehmen ein Problem. Ebenso
wie für gastfreundliche britische Ladys und die Leser dieses Buchs.
Sie selbst sind schließlich auch eine Art Unternehmen – und damit für Ihren Ruf verantwortlich. Aber wissen Sie, wie viel
Prozent Ihrer
Kunden
mit Ihrer Leistung zufrieden sind? Kennen Sie genug Mentoren und Multiplikatoren, die positiv über Sie reden? Sie müssen im
Job ja nicht mit jedem befreundet sein, mit dem Sie arbeiten. Den einen oder anderen Nervtöter können Sie durchaus ignorieren.
Nur mehr als 25 Prozent sollten es nicht werden!
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13. September
Ode an die Öde – Warum Auszeiten so wichtig sind
Wüstentrips wirken. Moses zum Beispiel zog mit dem Volk Israel 40 Jahre durch den öden Sand. Irgendwann stieg er allein auf
den Berg Sinai und kam mit den zehn Geboten zurück. Einige hundert Jahre später verbrachte Jesus ebenfalls einige Zeit in
der Wüste. Bei ihm dauerte die Auszeit zwar nur 40 Tage, dafür war er ganz allein und der Erfolg umso gewaltiger.
Das Geheimnis solcher Auszeiten liegt in der Konzentration auf sich selbst. Viele kreative und erfolgreiche Menschen haben
sich |313| immer wieder zurückgezogen und ein paar Tage nur mit sich selbst verbracht. Das waren keine Sozialkrüppel, sondern blitzgescheite
Zeitgenossen mit großer Verantwortung. Trotzdem haben sie sich Freiräume fernab geschaffen. In der Öde hatten sie Gedanken,
die man nur bekommt, wenn man wirklich abschaltet und innerlich zur Ruhe findet. Oft entstehen dabei ganz neue Perspektiven.
Denken Sie nur an Platons Höhlengleichnis, das er zu Beginn des siebten Buches der Politeia erzählt: Einige Menschen sind
von Geburt an in einer dunklen Höhle auf Stühle gebunden. Das Einzige, was sie sehen, ist die gegenüberliegende Höhlenwand.
Sie wird durch einen Schlitz in der Mauer hinter ihnen beleuchtet. Das Licht stammt von einem Feuer draußen, vor dem andere
Menschen verschiedene Gegenstände und Figuren wie Puppenspieler bewegen und deren Schatten so in die Höhle projizieren. Da
die Gefesselten nur die Schattenbilder wahrnehmen, halten sie diese für die Realität.
Das ganze Tohuwabohu, das Sie tagtäglich umgibt, ist vielleicht auch nur so ein Schattentheater. Vielleicht müssen Sie sich
für ein paar Tage aus Ihrer Höhle befreien, um Ihr Bild von der Wirklichkeit zu schärfen. Oder Sie erfinden sich gleich neu.
Phoenix hat das ebenso gemacht, sogar mehrfach: Der bunte Vogel verbrannte sich regelmäßig selbst, um dann aus seiner eigenen
Asche erneuert, gekräftigt und strahlender als zuvor aufzuerstehen. Nun rate ich weder zu ritueller Selbstverbrennung noch
zu 40-tägiger Wüstenwanderschaft. In der Regel wirkt beides nicht lebensverlängernd. Womöglich reichen aber schon 40 Minuten
am Tag. Zu viel? Dann eben zwei Wochenenden im Jahr. Nehmen Sie sich die Zeit! Sie werden so nicht unbedingt ein anderer,
aber Sie entdecken vielleicht eine ganz neue Welt.
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14. September
Pauseschritt – So bereiten Sie ein Sabbatical vor
Zum Beispiel Helmut Lang. Der Mann, der wie kein anderer den Stil der Neunzigerjahre prägte, ist der wohl berühmteste Aussteiger
und Ex-Modemacher der Welt. Sein Rücktritt fiel wie seine Mode |314| verhältnismäßig minimalistisch aus: Lang war einfach weg. Seitdem macht er »Projekte« und genießt das Leben auf Long Island.
Wie ungleich viel schwerer fällt unsereinem der alltägliche Spagat zwischen Beruf und Privatleben. Beide Lebensbereiche auszutarieren,
schaffen die meisten nur abschnittsweise: Nach einem anstrengenden Projekt gönnen sie sich eine kleine Pause, schalten ein
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