Die Karriere-Bibel
konnten
so ihre Haut retten. Die Mehrheit (rund 46 Prozent) aber wählte den erfolgreichsten Weg: Sie rechtfertigten sich, indem sie
besondere Umstände oder mangelhafte Informationen anführten beziehungsweise auf höhere Ziele verwiesen. Knapp zwei Drittel
von ihnen behielten so ihre Ämter und Würden.
Die Studie zeigt dreierlei. Erstens: In einer solchen Lage nichts zu tun und zu hoffen, dass der Sturm vorüberzieht, führt
mit Sicherheit in den Untergang. Zweitens: Dementis ohne glaubhafte Begründung verhallen entweder wirkungslos oder entfalten
nur geringe Kraft. Am besten bekommt einem die wohlüberlegte Ausrede. Und drittens: Der Ehrliche ist tatsächlich der Dumme.
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Thomas Geiger, Alexander Steinbach, Auswirkungen politischer Skandale auf die Karriere der Skandalierten. In: Otfried Jarren
u. a. (Hrsg.): Medien und politischer Prozeß. Westdeutscher Verlag 1996
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|417| 6. Dezember
Alle Jahre wieder – Regeln für die Weihnachtsfeier
Der Dezember ist turbulent. Das Jahresendgeschäft ringt den Mitarbeitern letzte Kräfte ab, parallel wird gebacken, gebechert,
gefeiert bis zur Heiligen Nacht. Spätestens mit dem ersten Advent erleben Glühwein, Girlanden und Geschäftsführeransprachen
ihre alljährliche Renaissance. Feste soll man zwar feste feiern, derart erzwungene Lieblichkeiten sind aber anscheinend nur
durch exzessive Enthemmung zu ertragen. Schließlich muss man Klaus, Dieter und Dörthe nicht mehr kennenlernen, weil sie uns
längst auch unter der Woche zum Essen oder Kaffeetrinken begleiten.
Tatsächlich sind Weihnachtsfeiern wie Schaulaufen: Wer benimmt sich – wer daneben? Für Vorgesetzte ist so eine Feier ein gesellschaftlicher
Benimmtest, der Mitarbeiter für höhere Aufgaben empfiehlt oder nicht. Der Maßstab variiert zwar von Unternehmen zu Unternehmen,
dennoch gelten bestimmte Regeln unisono, wie etwa dem Chef bloß nicht die Meinung zu geigen oder zu fortgeschrittener Stunde
um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Selbst im Suff ist das tödlich! Auch der Ruf eines Draufgängers, der jeden Matrosen unter
den Tisch trinken könnte, ist ein Pyrrhussieg. Die Kollegen sollen einem schließlich auch nach der Party mit Respekt begegnen
und sich nicht ausschließlich an den Moment erinnern, als man über die Kurven der Praktikantin dozierte – oder schlimmer:
sie examinierte. Ob angeschickert oder nicht – Intimitäten sind tabu! Umgekehrt gilt: Wenn der Chef nach dem sechsten Schnaps
abstürzt und plötzlich »Du« sagt, zählt das nur, wenn er sich am nächsten Tag daran erinnert und es beibehält. Ansonsten sagt
man besser wieder »Sie« zu ihm. Dasselbe gilt für Zeugen einer zügig aus der Affäre. Manche Chefs neigen dazu, ihr schlechtes
Gewissen am nächsten Tag jenen anzulasten, die dabei waren.
Neben den Partylöwen gibt es noch die Gruppe der Spaßbremmonstrativ auf die Uhr schauen oder über das Essen mäkeln, mag keiner.
Gleiches gilt für einzelne Gruppen, die sich während der de von Alpha-Männchen. Chefs, die lieber unter sich bleiben, demonstrieren |418| , dass sie den Kontakt zur Basis weder haben noch suchen. Ein Betriebsklimakiller.
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7. Dezember
Sage und schreibe – So kommen Weihnachtsgrüße wirklich an
Alle Jahre wieder kommen nicht nur Christkind und Gänsebraten vorbei, sondern auch die Fragen, ob und wie man seinen Geschäftsfreunden
Weihnachtsgrüße sendet. Die meisten verfahren so: Die Firma bestellt’s, die Sekretärin schreibt’s, noch eine Unterschrift
und ab geht die Post. Stiller kann man die Heilige Nacht nicht abhaken.
Obacht! Grüße sind Botschaften, und die sagen zweierlei: etwas über den Sender und etwas darüber, was der vom Empfänger hält.
Aus dem Grund sollten zum Beispiel E-Mail-Postkarten und SMS allenfalls wirklich guten Freunden vorbehalten bleiben. Erstens,
weil sie im Geschäftsleben erst recht unpersönlich und mal eben so weggetippt aussehen. Zweitens, weil Spam nicht anders funktioniert.
Und wer will schon Weihnachtsgrüße zwischen Hinweisen zu Penisverlängerung und Erregungsarznei suchen? Schneeball-Mails, die
sichtbar an mehrere Empfänger versendet wurden, sind genauso tabu wie Grußkarten mit verzweifelt witzigen oder obszönen Xmas-Motiven.
Erfahrungsgemäß landen solche Karten sofort im Altpapier – auf dem Schreibtisch wirken sie peinlich. Damit bleiben zum Fest
der Liebe nur drei sinnvolle Alternativen für postalische Aufmerksamkeiten:
Sie
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