Die Karriere-Bibel
verschicken einen selbst ausgedachten, individuell zugeschnittenen Gruß.
Sie gehen auf Weihnachten in seiner ursprünglichen Bedeutung ein (Bibelverse!).
Sie umgehen religiöse Irritationen und senden gleich einen Jahresendgruß.
Mit allen drei Formen heben Sie sich deutlich von der Masse ab. Es geht schließlich um Beziehungen, um gegenseitige Wertschätzung, |419| nicht um süßer klingende Kassen. Gut ist zwar, die Post handschriftlich zu unterschreiben – herzlicher aber wirkt, die Zeilen
komplett mit dem Füller zu verfassen. Nur bitte keine Standardtexte! Wer noch persönlicher sein will, muss handwerken. Gegen
den Eindruck einer Massenwurfsendung sprechen kleine Beigaben, wie ein aufgeklebter Strohstern, eine Zimtstange, eine verzierte
Schleife. Das kommt immer an, weil darin Wertvolles steckt: Lebenszeit. Sie können es aber auch machen wie Henry Cole und
einen Sonderdruck auflegen. Der britische Staatsbeamte erfand 1843 die erste Weihnachtskarte der Welt. Damals beauftragte
er den Illustrator John Callcott Horsley, eine Karte mit dem Text »Merry Christmas and a Happy New Year to You« zu gestalten.
Heraus kam ein dreiteiliges, durch ein Altarbild inspiriertes Familienfestmotiv. Die Karten wurden in einer handkolorierten
Auflage von 1000 Stück gedruckt und für den damals unverschämten Preis von einem Shilling verkauft. Schlau, wer den Gruß aufhob:
Im Dezember 2005 erzielte eine der Karten bei einer Auktion den Preis von 9000 Pfund.
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8. Dezember
Zu Gaben – Nur wenige Präsente machen Freu(n)de
»Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb«, sagt die Bibel. Der Beschenkte aber womöglich auch. Aus dem Grund machen sich alljährlich
Marketing- und Kommunikationsabteilungen Gedanken, wie sie ihren besten Kunden und Lieferanten eine nicht ganz uneigennützige
Freude machen können. Ein herrlich manipulativer Brauch. Und kostspielig dazu. Immer wieder entzaubern Wissenschaftler die
Idee, indem sie darauf hinweisen, dass Geschenke Verschwendung sind. Allen voran Professor Joel Waldfogel von der Wharton-Universität.
Er veröffentlichte vor Jahren eine mehrseitige Abhandlung über die »weihnachtliche Verschwendung« in
The
American Economic Review
. Seine These, die er durch mathematische Schaubilder unterstrich: Mindestens zehn Prozent der Gaben gehen am Geschmack der
Empfänger vorbei. Ihr Preis im Laden übersteigt deutlich den Wert und praktischen Nutzen für die Beschenkten.
|420| Die These blieb wissenschaftlich nicht unumstritten. Schließlich, so wiesen Sara Solnick und David Hemenway von der Universität
Vermont nach, kann der ideelle Nutzen von Geschenken auch den Kaufpreis übertreffen. Ganz widersprachen sie Waldfogel dennoch
nicht – vermutlich weil auch sie schon batteriebetriebene Grußkarten oder Wollschals mit Firmenlogo bekommen haben. Es ist
wie so oft in der Werbung: Die Hälfte solcher Ausgaben ist verschwendet – man weiß nur nicht, welche Hälfte.
So oder so: Die Präsente müssen in erster Linie zum Schenkenden passen. In vielen Unternehmen ist die Annahme von Präsenten,
die einen bestimmten Wert übersteigen, ohnehin wegen Vorteilsnahme verboten. Will man den Beschenkten nicht in Gewissenskonflikte
stürzen, sollte die Gabe schon deshalb nicht mehr als 30 Euro kosten. Zudem soll sich der Nehmer nicht verpflichtet fühlen,
etwas zurückzuschenken. Im Zweifel entfaltet eine herzliche Grußkarte deshalb mehr Wirkung. So wusste die Schriftstellerin
Daphne du Maurier: »Ein freundliches Wort kostet nichts und ist dennoch das schönste aller Geschenke.«
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9. Dezember
Schönredner – Anleitung für spontane Ansprachen
Weihnachtszeit – Redenzeit. Leider gelingt nicht jedem eine pointierte Ansprache aus dem Stegreif. Stattdessen perlt der Schweiß
auf der Stirn, die Stimme zittert mit den Händen um die Wette, und außer langgezogenen Umlauten bietet die Rede kaum Verwertbares.
Ein einziges Weihnachts-Waterloo! Rhetorik, das Handwerkszeug für eine gelungene Rede, kennen Sie natürlich schon aus diversen
Kolumnen in diesem Buch. All das ist hilfreich. Wirkungsvoll für eine Stegreifansprache sind zudem drei Kniffe:
Sprechen Sie verständlich! Einfache Sätze, einfache Worte, viel Emotion, viele Verben, kaum Substantive, keine Fremdwörter
oder Fachausdrücke. Kurz: Erzählen Sie kleine, launige, persönliche Geschichten und reden Sie so, dass man nicht vor Langeweile
einduselt! Das wäre sonst
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