Die Karriere-Bibel
wir uns
auch so gut an negative Erlebnisse: Wir machen dabei sprichwörtlich viel durch. Dabei ist Zeit etwas ungeheuer Gerechtes:
Jeder Mensch hat exakt gleich viel davon: 24 Stunden pro Tag. Trotzdem gibt es Menschen, die haben nie Zeit. Ich persönlich
glaube, das ist eine Ausrede. Dahinter steckt die Angst, unnütz zu sein. »Ich habe Zeit!« Wer kann das schon freimütig behaupten,
ohne dass ihm der Verdacht von Unterbeschäftigung, Antriebsarmut und Unwert anhaftet? Zeit zu haben bedeutet zudem, sich mit
sich selbst beschäftigen zu können, über sein Leben, seine Ziele und bisher Erreichtes zu reflektieren. Für manche kein angenehmer
Gedanke. Dann lieber Zeitvertreib! Schade um die schöne Zeit …
Tappen Sie nicht in diese selbstgestellte Falle! Auszeiten sind wichtig: mal nicht telefonieren, mal nicht managen, mal nichts
zu tun haben. Stattdessen zurücklehnen, Kraft tanken, den Gedanken freien Lauf lassen. Jeder hat die Zeit dafür. Und wer weiß:
Vielleicht sind es an diesem Tag sogar 24,5 Stunden. Alles ist relativ.
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|409| dezember
Auftritte, Ansprachen, Abschiede
Der letzte Schliff
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|411| 1. Dezember
Sinneswandel – Wie der Job den Charakter verändern kann
»Der Mensch ist, was er macht«, befand der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Wahr ist aber auch: Der Mensch verändert
sich mit dem, was er macht. Der Beruf, die Firmenkultur, die Werte der Kollegen, das Verhalten des Chefs – all das überträgt
sich früher oder später auf den Charakter. Es formt und verändert Verhalten. Langsam, aber sicher. Im Laufe der Zeit können
so aus fröhlichen und aufgeschlossenen Menschen berechnende und kalte Zeitgenossen werden. Aus Kameraden werden Karrieristen.
Und der Mensch, dem man morgens im Spiegel begegnet, kann vor den eigenen Augen zum Widerling mutieren.
Sozialwissenschaftler kennen diese Metamorphose: Je stärker sich ein Mensch mit seinem Beruf identifiziert, desto schneller
passt er sich den Gepflogenheiten des Betriebs oder der Branche an. Um von den Kollegen und vom Chef respektiert und gelobt
zu werden, überschreiten manche Grenzen, die für sie früher No-go-Areas geblieben wären: Die Idee des Kollegen als eigene
verkaufen? Selbst schuld, hätte er eben schneller sein müssen! Dem Kunden die aktuellen Probleme des Produktes vorenthalten?
Hey, er hat ja auch nicht danach gefragt! Schmiergeld bezahlen, um den Auftrag zu bekommen? Na und, macht doch jeder! Plötzlich
sind für sie die einfachen Dinge des Lebens nicht mehr gut genug, es zählen nur noch Superlative – höchster, weitester, schnellster.
Mehr. Mehr. Mehr.
Die Erosion der Moral vollzieht sich selten unbemerkt. Die meisten merken früh, dass sie sich verändern, machen aber nichts
dagegen, weil es Kraft kostet – und häufig sogar den Job. Wie heißt es so schön: Geld verdirbt den Charakter. Aber der Job
kann das auch.
Viele werden mit überzeugtem Brustton solche Abhängigkeiten von sich weisen. Trotzdem passiert es, dass sich mit der Zeit
Maßstäbe verschieben, Bedenken abschleifen und Werte umdefiniert werden. Eine wirklich wirksame Arznei dagegen gibt es nicht
– außer einem starken Charakter, Selbstdisziplin und guten Freunden, die einen genau beobachten, hinterfragen und rechtzeitig
darauf hinweisen, falls man sich zum Nachteil verändert. In diesem Fall muss man dann entweder
an sich
oder
woanders
arbeiten. So gesehen hat Hegel recht, wenn er sagt, der Mensch ist, was er (daraus) macht.
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|412| 2. Dezember
Leuchtwurm – Nach Ruhm zu streben, ist gefährlich
Was für ein Gefühl! Man betritt den Raum, und alles Reden hört auf. Die Leute schauen voll Bewunderung: Ist das nicht …? Sie
behandeln einen bevorzugt, inhalieren jedes Wort, das man spricht, schmeicheln, klatschen. 15 Minuten Rampenlicht, wie es
Andy Warhol prophezeite. Erstaunlich viele wären gerne berühmt. Sie sehnen sich nach Popularität, nach Zuwendung, nach Applaus
– mehr als nach Macht oder Geld. Prominent zu sein kann ein starker Motor sein. Warum das so ist und welche Menschen danach
streben, ist bisher nicht intensiv erforscht. Sicher ist nur: Menschen, die gerne erkannt und bewundert werden wollen, suchen
nach sozialer Sicherheit und Weihe, weil sie selbst unter starken Selbstzweifeln leiden.
Den Drang nach Glanz und Glorie gibt es überall. Es gibt Studien aus Deutschland wie China, die zeigen, dass etwa 30 Prozent
der Erwachsenen regelmäßig
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