Die Karriere-Bibel
übermitteln, ist bis heute eine Kunst. Und das ist die gute Nachricht:
eine, die sich lernen lässt. So:
Haben Sie alle Fakten parat. Tragen Sie diese kurz und bündig vor – ohne Entschuldigungen.
Geduld! Ertragen Sie eventuelle Wutausbrüche mit Fassung.
Bieten Sie eine Lösung an, den Schaden zu begrenzen. Aber nicht sofort, das wirkt wie ein Schuldeingeständnis.
Beweisen Sie Rückgrat – erst recht, wenn Sie der Schuldige sind. Auf keinen Fall andere oder Umstände dafür verantwortlich
machen! Drücken Sie sich so neutral wie möglich aus, sprechen Sie von »wir« statt »ich«, besser von »man«.
|123| Sehen Sie zu, dass Sie bald eine gute Nachricht überbringen. Aber nicht am selben Tag. Das sieht verzweifelt aus. Besser am
Ende der Woche, wenn sich alle wieder beruhigt haben.
Schlechte Nachrichten richtig zu empfangen, ist allerdings genauso schwer. Und ebenfalls lernbar:
Bleiben Sie ruhig! Wenn Sie schon kochen, dann bitte nichts Halbgares. Bevor Sie Sanktionen erwägen, vergewissern Sie sich,
dass Sie alle Fakten kennen, die zu dem Problem geführt haben.
Bemühen Sie sich sofort um Schadensbegrenzung. Falls Sie ebenfalls einen Boss haben, geben Sie die Informationen so weiter
wie oben beschrieben: kurz, präzise, emotionslos. Sollten Sie das Problem noch nicht bewältigen können, erklären Sie zumindest,
welche Schritte Sie unternommen haben – und sei es nur, um solche Pannen künftig zu vermeiden.
Übrigens: Ein erstklassiges Unternehmen erkennt man daran, dass es nur Botschafter hinrichtet, die sich mit ihrer schlechten
Kunde erheblich verspäten!
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13. April
Pssst! – Offenheit ist ein Karrierekiller
Der deutsche Wald gilt als finster, rau und krank. Das trifft auf manches Betriebsklima ebenso zu. Die meisten von uns verbringen
täglich acht Stunden mit Kollegen, fünf Tage die Woche, 220 Tage im Jahr. Wir trinken zusammen Kaffee, essen zusammen, feiern
Geburtstage, gehen vielleicht abends noch gemeinsam weg. Im Grunde verbringen wir ein Drittel unseres Lebens mit Kollegen.
Dabei bleibt nicht aus, dass offenherzig über Privates geplaudert wird – über Hobbys, die Kinder, den Urlaub, die Ehe. Nicht
wenige quatschen sich dabei um Kopf und Karriere. Denn einiges davon sollte privat bleiben.
Jammern, insbesondere über finanzielle, sexuelle und eheliche Probleme, gehört nie ins Büro! Ebenso wenig sollte der Chef
erfahren, ab wann Nachwuchs eingeplant ist. Zuverlässiger als mit einer |124| angekündigten Auszeit kann man sich nicht von der Beförderungsliste schießen. So diskriminierend das ist: Keiner plant Projekte
mit einer Fachkraft, die in absehbarer Zeit ausfällt.
Generell gilt für das Teilen von Informationen: Erkunden Sie, wer vertrauenswürdig ist! Wer kann ein Geheimnis für sich behalten?
Wer gehört zu den indiskreten Plaudertaschen oder gar Intrigenspinnern? Das lässt sich recht leicht herausfinden: Geben Sie
ein paar ungefährliche, aber vertraulich klingende Informationen exklusiv an einzelne Kollegen weiter und beobachten Sie,
ob, wie und über wen diese die Runde machen.
Große Offenheit kann allerdings auch eine sublime Dominanzstrategie sein nach der Devise:
Ich erzähle dir ein Geheimnis, dafür
schuldest du mir einen Gefallen.
Sich gegenseitig zu verraten, wo die Leichen im Keller liegen, ist der Kleber, der manch elitäre Zirkel zusammenschweißt.
Aber das Spiel ist gefährlich. Menschen werden zunehmend weniger respektiert, je mehr sie von sich preisgeben. Ans Eingemachte
zu gehen, erhöht kurzfristig die Aufmerksamkeit, senkt aber die Ehrfurcht. Nur ein Jedermann ist durch und durch transparent!
Im Mikrokosmos Büro ein bisschen von sich zu erzählen, ist völlig okay. Wer aber in exponierte Positionen strebt, sollte mit
allzu großen Offenbarungen haushalten. Mal ehrlich: Wann haben Sie zuletzt Vertrauliches heimlich weitergetratscht? Eben.
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14. April
Hörensagen – Klatschen und Tratschen will gelernt sein
Sich aus Klatsch und Tratsch kategorisch herauszuhalten, ist anständig – aber dämlich. Flurfunk erfüllt gleich zwei wichtige
Aufgaben: Er schweißt zusammen und verschafft einen wichtigen Informationsvorsprung. Klatsch ist ein regelrechter Balsam für
das menschliche Hirn. Anfang 2006 untersuchte der Wissenschaftler Alex Mesoudi von der schottischen St.-Andrews-Universität
dessen Wirkung und ließ dazu zehn Freiwillige vier kurze Texte lesen und anschließend aufschreiben, woran sie
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