Die Karriere-Bibel
räumlich oder inhaltlich. Das dokumentiert Unabhängigkeit und verfestigt den Eindruck, dass Sie zwar ganz nah dran sind am
Machtzentrum – aber nicht drin!
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18. April
Chefs Liebling – Die Bürde, beliebt zu sein
Favorit zu sein, war noch nie vorteilhaft. Im Sport wird der aussichtsreichste Wettkämpfer besonders attackiert, was auch
für die
Favoritin
, die bevorzugte Mätresse eines Herrschers, gegolten haben mag. Selbst im Job ist der Status
Chefs Liebling
nicht gerade förderlich – auch wenn es danach aussieht. Bürofreundschaften sind immer ambivalent. Einerseits helfen befreundete
Kollegen oder gar Vorgesetzte mit wertvollen Informationen, geben Rat und ehrliche Rückmeldungen über die eigene Leistung
und rühren die Werbetrommel. Andererseits: Verkehren sich diese Beziehungen ins Gegenteil – aus beruflichen Differenzen oder
privatem Streit –, sind die Folgen kaum kalkulierbar. Nicht nur, weil durch Bürokämpfe Produktivität, Kreativität und Arbeitsfreude
sinken, sondern weil vorherige Vertrautheiten leicht gegen einen verwendet werden können. Die sprichwörtliche Leiche im Keller
– sie steht spätestens jetzt im Schaufenster.
Nichts erzürnt Kollegen so sehr wie jemand, der offensichtlich vom Chef bevorzugt wird. Durch ihn fühlen sie sich automatisch
zurückgesetzt, was sie mit Wut, Neid und Verstoßen quittieren. Umso mehr, wenn der Betroffene die Gunst durch Schleimen erworben
hat. Solange einer als Favorit gilt, so lange wird er schwer Sympathien gewinnen. Jeder ist gut beraten, diesen Zustand so
schnell wie möglich zu beenden. Der richtige Weg ist, allen Beteiligten klarzumachen, dass man trotz der aktuellen Beliebtheit
seine eigene Meinung und innere Unabhängigkeit behält. Danach wäre es gut, mit dem Chef die Situation unter vier Augen anzusprechen.
Das erfordert Mut, zeugt aber von Teamgeist, wenn Sie ihm sagen, welche gruppendynamischen Folgen seine Sympathiebekundungen
haben. |130| Versichern Sie ihm weiterhin Ihre uneingeschränkte Loyalität, zeigen Sie sich dankbar für sein Vertrauen – aber betonen Sie
Ihre eigene Lage, wenn sich die Kollegen missgünstig gegen Sie stellen.
Berücksichtigen Sie dabei auch die Lage des Chefs. Manager, die sich einen Favoriten suchen, sind ihrer Basis oft entrückt,
einsam, vielleicht sogar deprimiert. Der Verbündete gibt ihnen Sicherheit und emotionale Stabilität. Dabei versuchen sie ihn
gleichzeitig mit ihrer Sicht der Kollegen zu infizieren – eine klassische Defensivstrategie. Wer das bei seinen Argumenten
taktvoll beherzigt, erreicht sein Ziel schneller – und bleibt der Favorit für beide Seiten.
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19. April
Helferhilfe – So tappen Sie nicht in die Gefälligkeitsfalle
Der wahre Mannschaftsspieler zeichnet sich angeblich dadurch aus, dass er seinen Kollegen bereitwillig hilft. Eine hübsche
Vorstellung und in Teilen nicht ganz unbegründet. Derlei Hilfsbereite stehen aber in der Gefahr, ausgenutzt zu werden. Die
Maschen reichen von Druck, Erpressung, Schmeicheleien bis hin zu vermittelten Schuldgefühlen und der obligaten Mitleidstour.
Auch wenn es zum Leben gehört, hin und wieder seine Interessen zurückzustecken, an manchen Stellen muss man beherzt
Nein
sagen. Wer das nicht kann, sollte sich fragen, warum. Oft hat es diese Gründe:
Angst vor den Konsequenzen. Insbesondere wenn hinter der Bitte der Chef steht. In vielen Fällen ist es nicht ratsam, dessen
Wünsche auszuschlagen. Enttäuschte Chefs befördern nicht. Aber auch Vorgesetzte müssen lernen, wann Schluss ist. Ein gutes
Argument ist, sie auf die Konsequenzen hinzuweisen: »Ich mache das, aber dann brauche ich mehr Zeit.«
Furcht, nicht mehr gemocht zu werden. Besonders innerhalb der Familie fällt es vielen schwer, einen Gefallen abzulehnen. Aber
auch im Job gibt es Kollegen, die ihre Sympathien davon abhängig machen, wer erledigt, was sie gern hätten. Hüten Sie sich
vor solchen Menschen! Sie versuchen nur zu manipulieren, sind berechnend und selten dankbar. Anerkennungssucht führt ohnehin |131| in eine Abwärtsspirale: Viele Gefälligkeiten mindern die Qualität der eigenen Arbeit, das mindert die Anerkennung, weshalb
die Dienst-Dosis weiter erhöht werden muss.
Ähnlich ist es mit der Angst, etwas zu verpassen: Natürlich geht man mit den Kollegen einen Kaffee trinken, obwohl dringend
noch drei Anrufe erledigt werden müssten. Sich abzusondern, mag Gift für die Karriere sein – aber
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