Die Karriere-Bibel
Überblick? Liebt er fertige Konzepte oder braucht
er das Gefühl, am Ende selbst darin Spuren zu hinterlassen? Sobald man das weiß, lassen sich daraus leicht Strategien ableiten.
Die wichtigste: Zeigen Sie Ihrem Chef gegenüber immer Respekt. Bringen Sie – möglichst unterschwellig – zum Ausdruck, dass
Sie ihn und seine Leistung wertschätzen, dass Sie nicht an seinem Stuhl sägen. Die meisten Manager haben gute Antennen für
jede Form von Subversion und reagieren darauf aggressiv. Ihr Boss muss spüren, dass er sich auf Sie verlassen kann. Nehmen
Sie seine Perspektive ein: Auch er hat meist jemanden über sich, dem er Rechenschaft schuldet. Wenn Sie ihm helfen, dort zu
glänzen, hilft er auch Ihnen. Erwarten Sie umgekehrt aber nicht, dass er Ihre Gedanken kennt. Dazu fehlen ihm Zeit, Muße und
manchmal das Talent. Ihn zu informieren, ist Teil Ihrer Erziehung. Halten Sie ihn regelmäßig über wichtige Projekte und Pläne
auf dem Laufenden. Wenn er nicht immer alles parat hat, nehmen Sie ihm das bloß nicht übel oder gar persönlich!
Vereinfachen Sie die Dinge. Ihr Chef will nicht mehr Probleme haben, sondern weniger. Je chaotischer Sie vorgehen, je kryptischer
ihre Vorschläge sind, desto weniger Zeit und Gehör wird er dafür haben. Zum Vereinfachen gehört auch, den Boss nicht mit Mikro-Problemen
zu belämmern. Manchmal müssen Sie eine Entscheidung selbst treffen. Vermeiden Sie dennoch Überraschungen! Zwar sollte der
Boss zuerst von Ihnen hören, wenn es klemmt. Die Fakten müssen aber stimmen. Panikmacher sind Chefs ein Graus. Solche Leute
managen bald nur noch die Suche nach einem neuen Job.
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|119| 9. April
Schwach matt – Der richtige Umgang mit unsicheren Bossen
Der Alte schleicht durch die Flure, als müsste er über jede Büroklammer persönlich Buch führen. Alles wird kontrolliert, Verantwortung
praktisch nicht delegiert. Und wer nicht spurt, wird rasiert, kleingemacht, gedemütigt. Das geschieht so erratisch, wie seine
übrigen Entscheidungen fallen. Nur sagen darf ihm das keiner. Zweifel an der Güte seiner spontanen Eingebungen wertet er als
Angriff. Schon wer sich den Luxus einer eigenen Meinung gönnt, gilt als potenzieller Brutus, weshalb er allen regelmäßig klarmacht,
wer der Boss ist …
So sieht er aus, der Idealtypus eines unsicheren Chefs. Seine nach außen getragene Härte dient nur einem Zweck: Selbstzweifel
und Planlosigkeit zu kaschieren. Oft fühlen sich diese Menschen unglaublich einsam. Sie möchten geliebt werden, ihr Genie
soll endlich erkannt werden. Weil das aber nicht geschieht, versuchen sie es mit Erpressung. Kaum etwas wirkt destruktiver
als solche Chefs. Sie generieren ein Klima der Unsicherheit und beschäftigen ihre Belegschaft damit, sich gegenseitig über
die Schultern zu schauen statt nach vorne. Im Grunde ist es das Beste, einen solchen Boss zu verlassen. Die Wahrscheinlichkeit,
dass er den Laden an die Spitze führt, ist genauso groß wie sechs Richtige plus Superzahl, also 139 838 160 zu 1. Für den
Fall, dass Flucht gerade nicht geht, sollten Sie zumindest zwei Strategien beherzigen:
Zeigen Sie Respekt. Unternehmen Sie alles Erdenkliche, um ihn in seiner Stellung zu bestätigen: Zustimmung, Unterstützung,
subtiles Lob. Helfen Sie ihm, seinen Job besser zu machen, ohne ihn herauszufordern.
Wenn Sie meinen, ihn korrigieren zu müssen, dann machen Sie das auf keinen Fall öffentlich! E-Mail oder ein Vier-Augen-Gespräch
sind die einzigen Optionen. Und die Kritik darf nicht negativ sein, also nicht:
Ihre Idee wird nicht funktionieren
. Bieten Sie lieber Alternativen:
Wie wäre es eigentlich mit …?
Falls Sie nicht vorhaben eine Revolte anzuzetteln, ist es klug, unsichere Chefs weder zu verärgern noch weiter zu verunsichern.
Der |120| Chef lenkt – und Sie lenken ein. Wie sagte schon Friedrich Hebbel: »Mit einem Menschen, der nur Trümpfe hat, kann man nicht
Karten spielen.«
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10. April
Tadel los! – Kritik am Chef ist nicht unmöglich
Kritik am Chef ist heikel. Die meisten Manager assoziieren Kritik mit Schwäche und reagieren dünnhäutig. Sie halten es mit
Mark Twain: »Ich liebe Kritik, aber ich muss damit einverstanden sein.« Schade. Schließlich haben beide Seiten von einer differenzierten
Würdigung nur Vorteile: Der Vorgesetzte sieht seine Entscheidungen durch eine andere Brille und vermeidet, den Kontakt zur
Basis zu verlieren. Der Mitarbeiter hingegen profiliert
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