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Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
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sich erinnerten.
     Dieses Exzerpt erhielten weitere Probanden, die diese Texte ihrerseits kondensierten. Nach vier Textgenerationen verglich
     der Forscher das |125| Ergebnis mit dem Ursprung: Im Gedächtnis besonders gut haften geblieben waren jene Passagen, die neben Personendaten auch
     pikante Details wie Lügen und Untreue enthielten. Sie wurden genauer wiedergegeben und auch umfangreicher als Texte, die ausschließlich
     Fakten zu einer Person transportierten. Mesoudis Fazit: Unser Hirn hungert nach deftigen Details und merkt sich diese leichter.
    Ein Kinderspiel ist Flurfunk deshalb nicht. Um mitzufunken, gilt es zuerst, verlässliche Quellen von schädlichen zu unterscheiden:
     Wer schwätzt nur belangloses Zeug? Wer ist tatsächlich gut verdrahtet und frühzeitig informiert? Erstere sind zu meiden, Letztere
     mit guten eigenen Informationen zu versorgen. Denn solches Geben ermöglicht erst das spätere Nehmen.
    Für Klatsch ebenso essenziell ist dessen beiläufiger Charakter. Nichts ist abstoßender als ein parasitärer Kollege, für den
     man lediglich Informationswirt ist. Wer seine Kontaktleute anzapft, macht das besser unter einem guten Vorwand und zufällig
     – in der Kaffeeküche, in der Kantine oder zwischen Tür und Angel. Wer hingegen selbst Opfer von übler Nachrede wird und weiß,
     von wem sie stammt, hat zwei Optionen: Er kann den Urheber direkt darauf ansprechen und diesen mit Nachdruck bitten, das sofort
     einzustellen. Oder er spricht ihn indirekt darauf an: »Ich habe gehört, dass jemand dies und das über mich verbreitet. Haben
     Sie eine Ahnung, von wem das kommt? Dann werde ich demjenigen persönlich sagen, was ich davon halte …« In den meisten Fällen
     verstehen Klatschbasen einen solchen Wink.

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    15. April
Mir nichts, dir nichts – Leichtes Spiel mit Fieslingen
    Was ist besser: kooperieren oder betrügen? Die Frage wurde als
Gefangenendilemma
bekannt: Zwei Gefangene werden verdächtigt, eine Bank überfallen zu haben. Die Polizei verhört sie getrennt und macht jedem
     von ihnen ein Angebot: Wenn du gestehst und deinen Komplizen belastest, kommst du als Kronzeuge ohne Strafe davon. Dein Partner
     dagegen wandert für fünf Jahre in den Knast. Gesteht |126| ihr aber beide, sitzt ihr jeweils vier Jahre ein. Für den Einzelnen ist die Sache klar: aussagen – und nach Hause gehen. Denn
     falls er die Klappe hält und der andere gesteht, fährt er für fünf Jahre in den Bau ein. Und verpfeifen sich beide gegenseitig,
     sind vier Jahre immer noch besser als fünf! Das Dilemma daran: Würden beide kooperieren und schweigen, erhielten beide einen
     Freispruch.
    Also: kooperieren oder singen? Vor allem Spieltheoretiker haben sich damit beschäftigt. Ergebnis: Es hängt davon ab. Davon
     nämlich, wie oft die Testpersonen reagieren können, ob sie sich beispielsweise für einen Verrat rächen oder sich dem Verhalten
     des anderen anpassen können. Begegnet man sich nur einmal im Leben, bringt der Verrat tatsächlich am meisten. Deswegen gibt
     es etwa Trickbetrüger. In den meisten Fällen aber begegnet man sich zweimal. Und in diesem Fall setzen sich Kooperative durch.
     Der Politologe Robert Axelrod von der Universität Michigan programmierte Anfang der Achtzigerjahre dazu ein Computerturnier
     und spielte mehrere Strategien durch. Die erfolgreichste Taktik war die einfachste:
Tit for
tat
. Sie wurde schon früher von Professor Anatol Rapoport von der Universität Toronto entdeckt und lässt sich salopp übersetzen
     mit: wie du mir, so ich dir. Dabei kooperiert jeder grundsätzlich, passt sein Verhalten aber stets dem anderen an. Versucht
     der andere, einen auszubeuten, macht man das mit ihm ebenso; spielt er wieder fair, wird nichts nachgetragen und alle spielen
     wieder mit. Die Grundregel dieser Taktik lautet: Sei nett, provozierbar, versöhnlich und durchschaubar.
    Tit for tat können Sie immer da spielen, wo Sie verhandeln. Und Sie verhandeln öfter, als Sie denken! Mit Geschäftspartnern,
     mit dem Chef ums Gehalt, mit Mitarbeitern um deren Engagement, mit Kollegen um Informationen, mit dem Partner um Liebe und
     Zuneigung. Seien Sie nett, nicht nachtragend, aber ahnden Sie Falschspieler! So werden Sie weiter kommen als jeder Egoist.
     Vielleicht nicht sofort, aber langfristig. Der einzige Schönheitsfehler dieser Taktik: Handeln beide danach und kommt es zum
     chronischen Streit, folgt eine Vendetta. Dann steuern beide in eine Art Vergeltungsspirale. Als Ausweg

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