Die Karriere-Bibel
anerkennen. Demutsbezeugungen schmeicheln jedem Ego. Tun Sie ihm den
Gefallen! Aber Vorsicht mit zwischengeschlechtlichen Komplimenten. Sie sind vermintes Gelände, ihnen haftet der Hautgout einer
sexuellen Anspielung an. Wesentlich unverfänglicher ist die Frage nach dem Wohlbefinden. Ein Karrierekiller ist, negativ über
Dritte zu reden. Denunzianten sind selten Leistungsträger. Besser, Sie vermitteln in der Situation den Eindruck, Sie arbeiten
gerade an einem aussichtsreichen Projekt. Beschreiben Sie in maximal fünf Sätzen, was Sie gerade machen, wie weit Sie damit
sind und was das Unternehmen davon hat. Lächeln Sie dazu, seien Sie leidenschaftlich und ein wenig euphorisch – und Ihr Vorgesetzter
wird Ihr engagiertes, produktives Talent in Erinnerung behalten.
Sollte der hingegen ein Thema anschneiden, das unangenehm ist, lässt sich das Gespräch leicht umlenken – mithilfe sogenannter
Assoziationsketten: Dabei wird ein Stichwort aus der Frage herausgepickt, etwa das Wort »Verbesserungen«, und damit das Gespräch
auf ein
verbessertes
Angebot eines Wettbewerbers gelenkt, von dem man neulich gelesen hat. Von da aus geht es weiter zu einem Buch, das gerade
dazu erschienen ist und das natürlich noch einen anderen Aspekt enthält, und so weiter. Diese Technik beansprucht in der Regel
Zeit. Bei einem zufälligen Gespräch lassen sich oft nur zwei solcher Haken schlagen. Zum Glück. So dauert auch diese Freischwimmübung
nur 60 Sekunden.
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28. April
Teilerfolg – Geiz ist gar nicht geil, sondern dumm
Es gibt ein interessantes ökonomisches Experiment, das als
Ultimatumspiel
bekannt wurde: Ein Spieler erhält, sagen wir, 100 Euro auf Probe. Er hat die Aufgabe, einen Teil an seinen Mitspieler abzugeben.
Wie viel er abgibt, entscheidet er allein. Der Mitspieler bestimmt dafür, ob er das Angebot annimmt oder nicht. Stimmt er
zu, erhalten beide die vereinbarten Anteile. Lehnt er ab, bekommen beide nichts. Beim Teilen gilt es also abzuwägen – zwischen
maximalem Profit und Gerechtigkeit.
|141| Wissen Sie, was passiert?
Die Mehrheit gibt freiwillig ab, um nicht leer auszugehen. Zahlreiche Durchläufe ergaben: Wer weniger als 30 Prozent abtritt,
kassiert immer eine Abfuhr. Erfolgreich teilten die Spieler ihre Beute erst mit einem Verhältnis von 60 zu 40.
Daraus kann man zweierlei lernen: Altruismus, also die gefühlte Gerechtigkeit, lohnt sich mehr als nackte Profitgier. Wer
anderen hilft oder wenigstens ein Stück entgegenkommt, kann auf deren gutmütige Revanche hoffen. Genauso funktioniert Klüngel:
Eine Hand wäscht die andere.
Das Zweite: Je mehr man sich in einen anderen hineinversetzen kann, desto besser das Ergebnis. Bei dem Ultimatumspiel müssen
Sie genau abwägen, wie unverschämt Sie gerade eben noch sein können, um möglichst viel nach Hause zu nehmen. Wenn Sie als
Chef noch mehr Leistung von Ihren Mitarbeitern fordern (natürlich ohne Lohnausgleich) oder umgekehrt als Mitarbeiter eine
Gehaltserhöhung herausschlagen wollen, ist es dasselbe: Je besser Sie in die Rolle des anderen schlüpfen, die Welt mit seinen
Augen sehen, desto erfolgreicher werden Sie feilschen. Taktik ist nicht alles. Nicht der knallharte Verhandler, sondern der
empathische Teiler hat die Vorteile auf seiner Seite. Und 60 Prozent sind besser als nichts!
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29. April
Felonie, nie! – Warum Verräter aussterben
Temudschin, der spätere Dschingis Khan, schätzte kaum etwas mehr als Loyalität. Diese Liebe zum unbedingten Schwur zeigte
sich 1206, als Dschamucha, der langjährige Freund des Mongolenherrschers, zu einem seiner erbittertsten Feinde avancierte.
Zwischen beiden kam es zur Schlacht, die Temudschin nach drei Tagen für sich entschied. Dschamucha musste fliehen, wurde jedoch
von seinen eigenen Gefolgsleuten gefangen und ausgeliefert. Sie erhofften sich eine hohe Belohnung. Doch zur großen Überraschung
bot Dschingis Khan seinem Freund an, die Feindschaft zu begraben (was dieser ablehnte), und ließ dessen Häscher umgehend köpfen.
Er sah in ihnen nur ehrlose Opportunisten.
|142| Verrat hat sich noch nie gelohnt. Denn der Verräter steckt in einem unlösbaren Dilemma: Selbst wenn er nur willfähriger Helfershelfer
war, wendet sich sein Protektor nach gelungener Tat meist von ihm ab. Die Gefahr ist zu groß, dass der Treulose eines Tages
auch ihn verrät. Dass die Untreue zum Untergang führt, lässt sich sogar wissenschaftlich belegen –
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