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Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
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damit verdient, kreativ zu sein. Osborn war sich der Bedrohung bewusst
     und erinnerte sich an die mehr als 400 Jahre alte indische Kreativitätstechnik des
Prai-Barshana
. Aus deren Mantra –
using the brain to storm a
problem
– leitete er das heutige Brainstorming ab. Dabei geben die Teilnehmer eines Meetings eine Zeit lang spontan ihre Ideen zur
     Lösung eines konkreten Problems ab. Der anschließende Gedankensturm |150| ist enorm produktiv – vorausgesetzt, alle halten sich an folgende Regeln:
Keine Kritik. Jede Idee, egal, wie verrückt, ist willkommen.
Masse statt Klasse. Was zählt, ist allein die Anzahl der Ideen.
Kein Copyright. Das Weiterspinnen von Ideen ist erwünscht.
Querdenken. Auch Abschweifen und Phantasieren ist erlaubt.
    Brainstorming hat sich vielfach bewährt und kann sogar individuell angewendet werden. Allerdings wird die Methode häufig falsch
     eingesetzt, dann bleibt alles ein Sturm im Wasserglas. Entscheidend ist:
     
    1. Die Voraussetzungen müssen stimmen: Die Kraft des kollektiven Ge dankenaustauschs liegt darin, dass alle ungehemmt lossprudeln können. Wenn sie glauben, dass sie für ihre Vorschläge später
     gerügt werden, halten sie die Klappe. Ebenso muss ein Klima vermieden werden, das Vorschläge bewertet. Auch nach dem Brainstorming.
     Auszeichnungen für die beste Idee sind also kontraproduktiv.
    2. Der Prozess muss geführt werden: Das klingt paradox, da es beim Brainstorming ja gerade darum geht, völlig frei zu denken. Ein Kurzschluss: Freiheit ohne Grenzen existiert nicht. Die Aufgabe
     des Gruppenleiters besteht darin, Freiheit zu erhalten, indem er andere beschränkt – etwa indem er Vielredner unterbricht.
    3. Erst stürmen, dann umsetzen: Der Unterschied zwischen einem Ideenfeuerwerk und Innovation liegt in der Produktivität. Brainstorming fördert Kreativität,
     am Ende aber müssen daraus wenigstens Prototypen entstehen. Sonst verkommen solche Treffen zu Kaffeekränzchen und wirken demotivierend:
     Wenn Menschen merken, dass von ihren Vorschlägen nichts realisiert wird, stellen sie das Denken wieder ein.
    4. Nicht nur sammeln, sondern erweitern: Brainstorming nur einzuset zen, um Ideen aufzuwirbeln, ist eindimensional. Wenn verschiedene Abteilungen oder Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen
     daran teilnehmen, können sie ebenso voneinander lernen und Ressentiments abbauen.

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    |151| 4. Mai
Hahaha – Wer lacht, denkt komplexer
    Es gibt drei Sorten von Mathematikern: Die einen können bis drei zählen, die anderen nicht. Mathematiker können über diesen
     Witz lachen. Auch über: Sei Epsilon kleiner null! Das ist ein Kracher.
    Ich will mich nicht über die Mathematik lustig machen. Ich habe große Achtung vor der Wissenschaft im Allgemeinen und ihrer
     Anhängerschaft im Besonderen. Interessant aber finde ich, dass Wissenschaftler bis heute nicht genau wissen, warum der Mensch
     lacht. Der französische Mathematiker Blaise Pascal erkannte zwar früh, dass Lachen von einer unerwarteten logischen Unstimmigkeit
     ausgelöst wird – also dem, was bei einem Witz die Pointe ausmacht. Man lacht aber nicht nur über lustige Dinge. Genauso gibt
     es das erleichterte, bittere oder böse Lachen, das hämische, schadenfrohe, schmutzige, verkrampfte oder gar krankhafte Lachen.
     Wer lacht, könnte an einem »momentanen Anfall von Tollheit« leiden, wie der italienische Dichter Giacomo Leopardi es nannte.
     Oder weil er einen drohenden Konflikt abwenden will. Letzteres ist gar nicht so dumm: Lachen steckt an. Eine Erkenntnis, die
     sich Sitcom-Produzenten regelmäßig zunutze machen, indem sie vorproduzierte Lachsalven (Branchenjargon:
canned laughter
) einblenden.
    Lachen ist gesund. Gelotologen, also Wissenschaftler, die das Lachen (griechisch: gelos) erforschen, haben herausgefunden:
     Lachen baut Stress ab, stärkt Abwehrkräfte, hebt die Stimmung (weil der Körper vermehrt Glückshormone ausschüttet), senkt
     den Blutdruck und lindert Schmerzen. Es fördert sogar berufliches Fortkommen: Heitere Belegschaften sind gesünder, daher produktiver
     und nachweislich kreativer. Vor allem aber baut es soziale Beziehungen auf und hält sie zusammen: Wer von anderen gemocht
     oder befördert werden will, lacht über deren Witze, auch wenn diese partout nicht komisch sind. Der Harvard-Psychologe Daniel
     Goleman schreibt dazu in seinem Bestseller
Emotionale Intelligenz
, dass Heiterkeit helfen kann, komplexer zu denken, freier zu assoziieren und neue

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