Die Karriere-Bibel
beschäftigt; Letztere, worin man gut ist (oder war). In beiden Fällen geht es um intellektuelle
Expertise. Wer nur Fachliteratur in den Regalen sammelt, neigt womöglich zum Tunnelblick. Einen inspirierenden Gesprächspartner
erwartet man hier nicht. Genauso wenig einen Leistungsträger, wenn in den Regalen Titel stehen à la
Nieten in Nadelstreifen
,
Chefs und andere Idioten
oder
Endlich
aussteigen
.
Accessoires: Hier entscheidet sowohl die Summe (zu viel Krimskrams wirkt unordentlich, unfokussiert) als auch die Auswahl: Ein paar Aktendeckel,
auf denen »streng vertraulich« steht, eine elegante Tischunterlage, ein teurer Füller, Fotos nicht nur von der Familie, sondern
auch von wichtigen Menschen, die man kennt – all das deutet auf Einfluss und Geschmack hin. Die Spielzeugsammlung aus Überraschungseiern
dagegen sagt: Hier haust ein Eierkopp. Was aber nicht heißt, dass Sie den Raum so nüchtern gestalten sollen, dass man darin
eine Operation am offenen Herzen durchführen könnte.
Anordnung: Ein Schreibtisch kann eine Barriere sein oder ein Ort, an dem zwei Menschen zusammenkommen. Sitzen Besucher tiefer oder schlechter
als der Bürobewohner, wird automatisch Hierarchie aufgebaut. Sind die Regale einsehbar oder durch Glas- oder Holztüren abgeschirmt?
Nur Ersteres spricht für Extraversion, Offenheit, Selbstvertrauen. Oder frei nach dem Psychotherapeuten Paul Watzlawick: Sie
können Ihr Büro nicht davon abhalten, nicht zu kommunizieren.
Mehr dazu: Johannes M. Lehner, Walter O. Ötsch, Jenseits der Hierarchie. Wiley-VCH 2006
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|192| 5. Juni
Reifeprüfung – So überstehen Sie ein Assessment-Center
Sie sind der Vorstand eines führenden Unternehmens der Musikbranche.
Der Markt wird bedroht durch Piraterie und sinkende Umsätze. Entwickeln
Sie eine neue Strategie!
Eine solche Aufgabe könnte Ihnen im Assessment-Center (AC) gestellt werden. Mittelständler nutzen sie vorrangig zur Personalauswahl,
Konzerne unterstützen damit auch die Personalentwicklung. Manchmal befragen die Prüfer sogar Vorgesetzte, Kollegen und Kunden
eines Kandidaten. Der Rundumeindruck, der so entsteht, heißt in der Fachsprache
360-Grad-Feedback
.
Bei den Tests geht es in erster Linie um die Balance zwischen Auftreten und Ausstrahlung. Gelassenheit ist deshalb der zentrale
Rat aller Profis, genauso wie alle Zeitangaben unbedingt einzuhalten. Los geht es meist mit einer Selbstpräsentation. Darin
soll sich der Kandidat kurz und prägnant vorstellen. Sind Sie Bewerber auf einen konkreten Job, müssen Sie zudem Bezug auf
die ausgeschriebene Stelle und das Unternehmen nehmen. Anschließend gilt es, seine persönlichen Stärken und Erfolge im Vortrag
prominent zu platzieren – als Einstieg oder als Höhepunkt zum Schluss, beides wirkt. Rückfragen der Prüfer zu Schwächen sind
Usus – also vorbereiten! Überlegen Sie, welche Aufgaben Ihnen schwerfallen: Was tun Sie, um diese Schwächen in den Griff zu
bekommen? Wer solche Fragen souverän beantwortet, sammelt Pluspunkte.
An die Präsentation schließt meist eine Gruppendiskussion an. Die Themen stammen oft aus dem aktuellen Wirtschaftsgeschehen.
Fachwissen wird selten erwartet, dafür umso mehr Teamgeist. Auf keinen Fall sollte jemand den eigenen Standpunkt durchpauken,
sondern ein gleichberechtigtes Gespräch führen. Wer sich zu stark in Szene setzt, kassiert allerdings Minuspunkte. Besonders
gerne sehen es die Beobachter, wenn sich ein Kandidat die Namen der Mitbewerber merkt und sie damit anspricht. So findet er
schneller Verbündete und zeigt Integrationskraft.
Den Abschluss bildet ein ausführliches Gespräch mit den Beobachtern. Darin spiegeln sie ihre Eindrücke und fragen nach der
Selbsteinschätzung. Das ist die Chance, missglückte Übungen gerade zu rücken und gute Ergebnisse zu unterstreichen. Understatement |193| ist dabei Trumpf – keiner will Eigenlob, aber auch nicht übertriebene Selbstkritik hören. Besser ist es, kritische Anmerkungen
bereits während des AC umzusetzen. Das beweist Lernfähigkeit. Und beschweren Sie sich nie über die hirnrissigen Übungen. Spielverderber
bekommen keine zweite Chance.
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6. Juni
Salto morale – Nette Menschen mag jeder, nur nicht befördern
Nehmen wir meine Freundin Claudia. Eine gutaussehende Blondine Anfang 30, groß, schlank, sportlich und ein außergewöhnlich
warmherziger Mensch. Sie arbeitet als Account-Managerin in einem Konzern. Wenn man mit
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