Die Karriere-Bibel
Abschlussrede zuerst zu halten. Oder etwas später, um dem anderen
die Schau zu stehlen. Schließlich lässt sich auch die Gunst der nächsten Stunde nutzen.
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8. Juni
Gerüchtsvollzieher –Tratschmäuler machen keine Karriere
Die Klatschtanten, das sind immer die anderen. Vor allem sind sie weiblich, denn dem Weibe haftet der Nimbus an, beim Umgang
mit Informationen besonders generös zu sein. Ein Klischee – und ein falsches noch dazu. Das Gerüchteverbreiten ist allen Menschen
gleichsam angeboren. Zu Urzeiten war es sogar überlebenswichtig, wie der US-Psychologe Frank McAndrew vom Knox College in
Illinois behauptet: Wer etwas Schlechtes über bedeutende Personen enthüllte, stieg im Status und verbesserte seine Chancen,
sich fortzupflanzen. McAndrew untermauerte seine These durch folgendes Experiment: Er gab über 100 Studenten Klatschzeitschriften
zu lesen und fragte sie anschließend, welche Artikel sie sich gemerkt hatten. Ergebnis: Männer konzentrierten sich auf die
Verfehlungen männlicher Stars, Frauen bevorzugten Negatives über ihre Geschlechtsgenossinnen. Beide interessierten sich für
Storys, bei denen mögliche Rivalen schlecht wegkamen – ein reiner Überlebenstrieb.
|196| Der Kabarettist Willy Reichert hat einmal gesagt: »Klatsch ist die feste Verbindung zwischen zwei losen Zungen.« Was geflüstert
wird, glauben viele sofort. So verbreitet sich die Indiskretion oft schneller als der Schall. Heimtückisch! Nicht selten entpuppt
sich das kurzfristige Überlegenheitsgefühl, etwas zu verkünden, was noch keiner weiß, als Pyrrhussieg. Erstens, weil immer
etwas vom Dreck am Werfer kleben bleibt. Zweitens, weil lästern nicht gerade von einem noblen Charakter zeugt. Drittens, weil
sich die Mitteilung als unwahr herausstellen kann. Dann gilt der Urheber entweder als Lügner oder als Wichtigtuer. Beides
schlecht. Kaum etwas schadet der Laufbahn so sehr wie das Image einer verorteten undichten Stelle.
Im Top-Management wird Geschwätzigkeit gar zum Karrierekiller. Mangelnde Diskretion diskreditiert jeden aussichtsreichen Führungsanwärter,
weil jeder vermuten muss, dass er seiner Neigung an empfindlichen Stellen nachgibt. Schon König Salomo warnte seine Eleven:
»Wer als Schwätzer umgeht, plaudert Geheimnisse aus. Darum lasse dich nicht mit einem ein, der viel redet.« Daran hat sich
bis heute nichts geändert. Wenn Sie das nächste Mal mit jemandem in der Kaffeeküche stehen, der über die Nachfolge des Chefs
spekuliert oder über die falschen Schritte der Geschäftsleitung mutmaßt, dann hören Sie aufmerksam zu, nicken interessiert,
Sie wollen ja auch kein Spielverderber oder Außenseiter sein – aber halten Sie die Klappe. Beteiligen Sie sich bloß nicht
am Spekulationspingpong … Es sei denn, Sie haben eine Top-Skandalstory – dann rufen Sie bitte mich an!
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9. Juni
Reifegrad – Wird man zum Chef geboren oder gemacht?
Wird man zum Chef nun geboren oder gemacht? Und kann man das Führen lernen? Die Fragen stellen sich viele, die die Karrierestufen
emporstürmen wollen. Und die Antworten lauten: ja und ja.
Deutlich wird das an den Eigenschaften, die Führungsqualität ausmachen. Die wichtigste ist die Kunst, in guten wie in schlechten
Zeiten mit ungebrochenem Elan Mut zu beweisen. Ein guter Anführer geht immer voran, kann aber andere auch mitziehen und motivieren |197| – das ist die zweite Begabung. Drittens: Ohne Leidenschaft geht nichts. Es gibt auf diesem Planeten keinen erfolgreichen Manager,
der seinen Beruf nicht mit Herzblut ausübt. Die vierte Eigenschaft: Biss. Solche Menschen eiern nicht herum. Sie wissen, was
sie wollen, und sagen »Ja« oder »Nein«. Punkt. Danach lassen sie nicht mehr locker, ziehen ihre Sache bis zum Ende durch.
Terrierqualitäten – der fünfte Charakterzug eines Spitzenmanagers.
Die ersten drei Eigenschaften – Mut, Leidenschaft, Begeisterungskraft – hat man oder nicht. Darin stimmen die meisten Managementtrainer
überein. Die letzten beiden lassen sich dagegen lernen. Biss und Durchhaltevermögen hängen im Wesentlichen von Selbstvertrauen
und Erfahrung ab. Je öfter Sie mit schweren Herausforderungen konfrontiert worden sind und festgestellt haben, dass Sie Ihr
Ziel erreichen können, desto entschlossener werden Sie auch künftig handeln. Diese Ergebnisse werden Sie wiederum bestärken.
Ich behaupte sogar: Wer auf diese Weise selbstbewusster wird, durchhält und seine
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