Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
Vom Netzwerk:
Bloß nie improvisieren müssen! Das muss
     schiefgehen. Schon der Begriff »Work-Life-Balance« ist ein Widerspruch in sich: Er erklärt Leben und Arbeit zu Gegensätzen.
     Ein gefährlicher Irrglaube. Untersuchungen zeigen: Nicht die Arbeitsmenge beeinflusst das Wohlbefinden, sondern die Art der
     Tätigkeit. Wer Erfolg hat, wird zufriedener, entspannt sich, das Selbstvertrauen steigt – und eben oft auch das Gefühl, ausgeglichen
     zu sein.
    Schon Sigmund Freud erkannte, dass der Mensch von Natur aus unausgeglichen ist. Das sei ein wesentlicher Teil unserer Existenz,
     meinte er. Erst so entstehen Engagement und Kreativität. Zahlreiche Unternehmer, Manager oder Leistungsträger sind gerade
     deshalb so erfolgreich, weil sie von dieser inneren Unruhe getrieben werden und sich ständig verbessern wollen. Tatsächlich
     sind diese Menschen oft unglaublich produktiv – obwohl sie freilich alles andere als ein ausgeglichenes Leben führen.
    Und mal ehrlich: Balance ist Jammern auf dramaturgisch hohem Niveau. Ausgeglichenheit ist eher eine Frage von Lebens-Episoden.
     Jeder Lebensabschnitt verlangt individuelle Entweder-oder-Beschlüsse: Mal wiegt der Beruf schwerer, mal ein privates Projekt,
     mal Familie, mal Freunde. Aber machen Sie sich deswegen keinen Stress! Solange die Waagschalen in Bewegung bleiben, leben
     Sie.

[ Menü ]
    |237| 13. Juli
Passt partout – Der Dumme gibt nach
    Der deutsche Dichter und Theologe Johann Peter Hebel (1760– 1826) erzählt die Geschichte von einem Vater, der seinem Sohn
     die Torheit der Welt zeigen will. Er führt dazu einen Esel aus dem Stall und alle drei wandern in das nächste Dorf. Die Bauern
     verspotten das Trio und rufen: »Seht doch, diese Narren! Haben einen Esel und keiner sitzt drauf.« Kaum haben sie das Dorf
     verlassen, setzt sich der Vater auf den Esel, und der Sohn führt beide in das zweite Dorf. Wieder spotten die Bauern: »Was
     für ein Gespann! Der Alte reitet und der arme Junge muss laufen.« Kurz hinter dem Dorf tauschen Vater und Sohn die Rollen.
     Doch wieder schimpfen die Bauern: »Es ist nicht recht, dass der Alte laufen muss. Der Junge hat die kräftigeren Beine!« Nun
     setzen sich beide auf den Esel – der Vater vorn, der Junge dahinter. So reiten sie gemeinsam in die vierte Siedlung, und man
     ahnt es längst: Auch hier nehmen die Bauern Anstoß: »Pfui, ihr Tierquäler«, rufen sie. »Man sollte einen Stock nehmen und
     beide herunterschlagen!« Da erreichen sie das fünfte Dorf. Noch vor dem Eingang binden sie die Beine des Esels zusammen, fädeln
     sie durch eine Stange und tragen so den Esel auf ihren Schultern durch den Ort. Als die Leute das sehen, jagen sie alle drei
     fort.
    Es allen recht machen zu wollen, wirkt wie Nervengift: Erst vernebelt es, dann lähmt es. Wer es versucht, wird sich zwangsläufig
     verzetteln, verliert sein Ziel aus den Augen, opfert obendrein sein Rückgrat und macht sich zum Esel. Auch wenn Anpassungsfähigkeit
     im Job Bedingung für persönlichen Erfolg ist und Flexibilität per se als positiver Wert gilt: Zu viel davon ist ungesund.
     Wer sich jedem Widerstand beugt, besitzt weder Standfestigkeit noch Durchsetzungskraft. So jemand wird andere nie anleiten:
     Er wird bereits geführt – von allen!
    Die Versuchung ist manchmal groß, nachzugeben, um nicht kämpfen zu müssen. Die meisten aber verachten Anpasser und Wendehälse.
     Respekt und Anerkennung resultieren nicht aus dem Grad, wie sehr man sich verbiegen kann, sondern wie man Konflikte durchsteht.
     Geschichtsbücher wie Zeitschriften sind voll von Lobesarien auf Menschen, die für ihre Sache eingestanden sind – selbst wenn
     sie sich dabei irrten. Der Klügere gibt nach – wie dumm!

[ Menü ]
    |238| 14. Juli
Was ihr wollt – Die Macht der Demut
    Dem Mann ging es um nicht weniger als die Gründung des Bistums Bamberg. Heinrich II. liebte die ostfränkische Stadt seit seiner
     Kindheit. Seit er im Juli 1002 zum König gekrönt worden war, plante er, dort ein eigenes Bistum zu errichten. Doch gab es
     Widerstände, sogar aus der Kirche selbst: etwa durch den Bischof Heinrich von Würzburg, der dadurch seine eigene Macht bedroht
     sah. Bei der entscheidenden Kirchensynode im Jahr 1007 wandte Heinrich deshalb einen Trick an: Er erniedrigte sich. Vor den
     versammelten Mitgliedern warf er sich flach auf den Boden und verharrte dort, bis ihm der Erzbischof aufhalf, um die Versammlung
     überhaupt eröffnen zu können. Jedes Mal, wenn seine Gegner in der

Weitere Kostenlose Bücher