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Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
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Prioritäten neu setzen, ein Leben lang flexibel
     bleiben. Das macht vielen Angst. Und hier helfen Routinen: Sie verringern die Komplexität, nehmen das Tempo raus, verhelfen
     zu einem besseren Überblick, geben Sicherheit und senken den Stresspegel. Während sich alles bewegt, bilden Rituale wichtige
     Konstanten. Sie machen sogar glücklich. Alle Menschen erfahren das bereits in ihrer Kindheit: Nichts ist schöner, als wenn
     Papa oder Mama regelmäßig vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählen oder jedes |230| Jahr unterm Weihnachtsbaum dieselben Lieder singen. Zahlreiche psychologische Studien weisen nach, dass Rituale sinnstiftend
     wirken: Sie helfen Ordnung zu schaffen, bereichern Paarbeziehungen, sogar das Selbstvertrauen können sie steigern. Etwa, wenn
     wir merken, dass wir bestimmte Erfolge reproduzieren können – wie jedes Jahr einen Marathon zu laufen. Natürlich muss jeder
     bereit sein, solche Abläufe stetig zu hinterfragen und zu korrigieren, falls sie sich als überholt erweisen. Zu starr dürfen
     Bräuche nicht werden, sonst wirken sie wie ein zu enges Korsett.
    Rituale können Sie zudem für die Karriere nutzen – in Form eines Habitus, einer Redeweise, eines Mottos, das Sie sich zu eigen
     machen und vor anderen möglichst oft wiederholen. Am besten natürlich subtil. Das mag anfangs vielleicht etwas ungewöhnlich
     und peinlich wirken. Auf Dauer aber entwickelt es sich zu einem unverwechselbaren Markenzeichen. Denken Sie nur an den Slogan
     »Fakten, Fakten, Fakten«. Ich bin sicher, Sie wissen sofort, von wem die Rede ist. Was erfolgreiche Menschen auszeichnet,
     ist ganz oft genau diese Unverwechselbarkeit. Fangen Sie also früh damit an, herauszufinden, welche Routinen Ihnen helfen
     und welche Rituale Ihnen gut stehen – und pflegen Sie diese mit entsprechender Verve.

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    7. Juli
Gefallenfalle – Das Wesen der Reziprozität
    Es gibt Menschen, die haben Probleme damit, Geschenke anzunehmen, weil sie sich hinterher seltsam verpflichtet fühlen: Wenigstens
     ein
Danke
gehört sich. Oder vielleicht doch ein späterer Gefallen? Dahinter steckt das Prinzip der Reziprozität: Zahlreiche Soziologen
     konnten nachweisen, dass die Verpflichtung zur Gegenseitigkeit etwas zutiefst Menschliches und in vielen Gesellschaften Verankertes
     ist. Es ist das, was Netzwerke zusammenhält, Kumpanei und Klüngel befördert sowie hinter der Redensart
Eine Hand wäscht die
andere
steckt.
    Weil sie subtil wirkt, macht uns diese Reziprozität allerdings enorm anfällig für Manipulationen. Denken Sie nur an Gratisproben |231| im Supermarkt: Verkäufer, die anbieten, doch »noch einen Happen« zu nehmen, spielen mit dem schlechten Gewissen und zwingen
     die arglose Kundschaft so in eine Gefälligkeitsfalle, die ganze Wurst zu kaufen. Der legendäre Supermarktpromotor Vance Packard
     beschrieb 1957 eine besonders perfide Masche, mit deren Hilfe er binnen weniger Stunden 500 Kilo Käse verkaufte – nur weil
     er die Kunden dazu aufgefordert hatte, sich Proben von beliebiger Größe abzuschneiden. Die Organisation amerikanischer Kriegsversehrter
     wiederum berichtete einmal, dass die Rücklaufquote ihrer Spendenaufrufe von 18 auf 35 Prozent stieg, wenn sie ihren Briefen
     kleine Präsente wie Postkarten beifügte. Der Trick: Geschenke erzeugen Verbundenheit – aber eben auch Schuldgefühle. Das belastet
     uns und motiviert, etwas dagegen zu unternehmen. Schließlich will keiner als Schnorrer dastehen.
    Genauso heimtückisch wirken Zugeständnisse während einer Verhandlung. Sie üben auf den Nutznießer der Konzession Druck aus,
     sich zu revanchieren. Wer zuerst ein Opfer bringt, kann damit sogar den Zeitpunkt der Gegenleistung beeinflussen. Angenommen,
     Sie bitten Ihren Boss um zehn Prozent mehr Gehalt. »Unmöglich«, wird der antworten, was Ihnen allerdings längst klar war.
     Also bitten Sie ihn nach einigem Geplänkel wenigstens um ein Plus von sieben Prozent. Schon haben Sie ein Opfer gebracht,
     und Ihrem Boss wird es deutlich schwerer fallen, Ihre Bitte erneut auszuschlagen. Entsprechend werden bei Tarifverhandlungen
     zuerst immer überhöhte Forderungen gestellt, von denen sich hinterher herrlich leicht Abstriche machen lassen. Alles bloß
     Show? Nein, alles ein Spiel mit der Reziprozität!
     
    Mehr dazu: Robert B. Cialdini , Die Psychologie des Überzeugens. Huber 2007

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    8. Juli
Zelebritäten – Wie Sie mehr Charisma bekommen
    Der Stoff, aus dem Legenden sind, der andere

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