Die Karriere-Bibel
Kandidatinnen mit spitzem Kinn und Pferdeschwanz dagegen
durften sich lange über ihre Erfolge auslassen.
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16. Juli
Augenblick mal – Die Kraft des Augenspiels
Eine Drittelsekunde. Länger dauert der menschliche Lidschlag nicht. Alle 20 bis 30 Sekunden blinzeln unsere Augen, um Tränenflüssigkeit
auf dem Auge zu verteilen und Schmutz wegzuwischen. Es ist ein Reflex, dem man kaum Beachtung schenkt. Zu Unrecht.
Körpersprache, Gestik und Mimik beschäftigen Psychologen seit Jahrzehnten. Dass sie unmittelbarer wirken als Worte, gilt als
gesichert. Die Sprache der Augen kommt aber oft zu kurz, dabei ist sie ein Spiegel der Seele und verleiht dem Schau-Spieler
große Wirkung. Wer redet, blinzelt häufiger als einer, der schweigt. Ist das umgekehrt, kann man davon ausgehen, dass sich
der Zuhörer langweilt. Häufiges Augenklimpern wiederum, wie es Frauen gerne anwenden, wenn sie einem Mann Interesse signalisieren,
ist in Wahrheit eine Unterwürfigkeitsgeste. Der starre, intensive Blick dagegen wird als Zeichen von Stärke und Charisma gewertet.
Der Schauspieler Michael Caine soll jahrelang geübt haben, um bei Naheinstellungen kaum zu blinzeln.
Auch die Größe der Augen sagt viel über das gegenseitige Interesse |241| . Der Volksmund spricht davon,
dem anderen schöne Augen zu
machen,
und beschreibt damit, dass sich die Pupillen weiten und die Augenlider heben, wenn man andere sympathisch findet. Dieses Vergrößern
des Augenfeldes wird als
brow-flash-response
bezeichnet und ist eine Sympathiegeste, die der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibelsfeld international nachweisen konnte.
Große Augen strahlen Ruhe aus, verbreiten eine angenehme Atmosphäre – nicht nur unter Freunden oder beim Flirten. Gezielt
eingesetzt, kann man so etwa die Aufmerksamkeit für seinen Vortrag erhöhen und kommt bei den Zuhörern besser an. Fernsehmoderatoren
machen das ständig. Groucho Marx klebte sich sogar extra buschige Augenbrauen an, damit seine Augen größer wirkten – komischer
war das ebenfalls.
Sein Gegenüber visuell zu fixieren, kann einschüchtern. Der prüfende Blick verunsichert. Entsprechend spielen viele Geschäftsleute
beim Erstkontakt eine Art Augenmikado: Wer zuerst wegsieht, hat verloren. Danach ist klar, wer die schwächeren Nerven (oder
etwas zu verbergen) hat. Dass die wenigsten Menschen einem längeren Augenblick standhalten, zeigt auch das Experiment, von
dem Professor Donald Elman von der Kent-State-Universität 1977 berichtete: Forscher stellten sich an eine Ampelkreuzung und
starrten Autofahrer bei Rot intensiv an. Ihre anschließenden Messungen ergaben: Die Begafften gaben bei Grün deutlich schneller
Gas. Allerdings: Augen sind nicht alles. Lächeln konnte in beiden Versuchen den Fluchtreflex neutralisieren.
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17. Juli
Musterarbeit – Warum wir so wenig aus Fehlern lernen
Der Schuss muss sitzen. Der alte Lemberg überträgt seinem fähigsten Mitarbeiter die Aufgabe, eine wichtige strategische Entscheidung
vorzubereiten. Binnen fünf Tagen braucht er eine anständige Marktforschung, Selbstanalyse per Stärken/Schwächen-Chancen/ Risiko-Profil.
Kerner hängt sich voll rein und ist nach drei Tagen fertig. Sein Konzept wird umgesetzt – und floppt. Natürlich ist Lemberg
fest davon überzeugt, dass man das alles hätte vorhersehen |242| können, ja sogar müssen. Kerner, dieser Galgenstrick, hat den Laden ganz allein in den Dung geritten. Daran, dass auch er
den Flop nicht vorausgesehen hat, denkt Lemberg nicht mal im Traum.
Hindsight bias
nennen Wissenschaftler das Phänomen, dass wir viel weniger aus Fehlern lernen, als wir meinen. Vielmehr glauben wir hinterher,
das eingetroffene Ereignis schon lange geahnt zu haben. Lange Zeit haben Forscher geglaubt, der Mensch verhalte sich bei seinen
Entscheidungen rational. Heute weiß man: Das ist Quatsch. Ob bei der Wahl des künftigen Berufs oder baldigen Bundeskanzlers
– entscheidend sind unbewusste Routinen, die wir über Jahre antrainiert und die sich bewährt haben. Deswegen wählen manche
Menschen seit Jahren CDU, kaufen grundsätzlich einen Mercedes, essen donnerstags Schnitzel-Pommes, und deswegen flirtet auch
Dieter Bohlen seit Jahren mit dunkelhaarigen Schönheiten mit Schmollmund, schmalen Hüften und großen Augen.
Solche Stereotypen erfüllen allerdings auch einen guten Zweck. Vernünftige Entscheidungen funktionieren nur, wenn alle Informationen
bekannt sind und
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