Die Karriere-Bibel
Sache gute Argumente ins Spiel brachten, warf er sich erneut
zu ihren Füßen und steigerte so die Wirkung seiner eigenen Gründe. Die Rhetorik der Widersacher verpuffte, die Leute sahen
nur noch Heinrichs demütige Geste. Am Ende bekam er sein Bistum.
Manchmal muss man dienen, wenn man führen will. Demut ist ein enorm unterschätztes Machtinstrument. Kaum einer rechnet damit,
dass eine vermeintliche Offenbarung von Schwäche einlullen soll. Tatsächlich dienen öffentliche Erniedrigungen von Herrschern
oft nur dazu, den eigenen Status zu heben und Machtansprüche durchzusetzen. So erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel noch
vor ihrem Amtsantritt: »Ich will Deutschland dienen« und demonstrierte damit de facto ihre Macht, nicht weniger als einem
ganzen Volk dienen zu können. Demut macht unverdächtig, weckt (bei Zuschauern) Sympathien – vor allem aber bricht sie Widerstände:
Man tritt nicht den, der am Boden liegt. Schon Jesus wusste um die Wirkung der Unterordnung und prophezeite in seiner Bergpredigt:
»Wenn euch einer auf die rechte Wange schlägt, dann haltet ihm auch die linke hin … und ihr werdet glühende Kohlen auf seinem
Haupt sammeln.« Wer sich fügt, führt ganz oft. Nicht nur moralisch.
Auch wenn man sich dazu heute nicht auf den Boden werfen muss – das Kleinmachen beherrschen manche Chefs aus dem Effeff. Sie
beklagen übervolle Terminkalender, nächtelange Verhandlungen und die ewige Gefahr, von Managerkrankheiten dahingerafft zu |239| werden. Kurz: Der dienende Boss, er leidet an seiner Macht – und das macht ihn nicht nur achtbar, es taugt sogar als Ansporn.
Tatsächlich lassen sich in den Konzepten zur optimalen Mitarbeiterführung zahlreiche Indizien finden, dass ein eifriger und
engagierter Vorgesetzter mehr motiviert als ein ausgeprägter Machtmensch. Egal, ob Sie nun viel oder wenig Macht besitzen:
Mit dosierter Demut lässt sich diese unauffällig steigern. Gerade am Anfang einer Karriere. Beobachten Sie Ihre Umwelt: Sie
werden feststellen, wie viele diese Strategie anwenden.
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15. Juli
Gewohnheitszier – Schön macht erfolgreich
Dem ersten Eindruck haftet eine schier unerträgliche Endgültigkeit an: Es gibt für ihn keine zweite Chance. Umso schlimmer,
dass er nur ganze 150 Millisekunden benötigt, um sich zu manifestieren. So lange braucht das Gehirn, um einen optischen Reiz
zu verarbeiten. Danach steht in Grundzügen fest, wer uns als leistungsfähig, zuverlässig und durchsetzungsstark erscheint
und wer nicht. Weil wir von dieser ersten Wahrnehmung kaum abrücken, beeinflusst sie Karrieren enorm – andere und die eigene.
Um uns in einer komplexen Welt zurechtzufinden, bilden wir Stereotypen: Schublade auf, Mensch rein. Erstaunlicherweise spielt
gutes Aussehen dabei eine entscheidende Rolle. Viele Studien belegen den Zusammenhang zwischen Attraktivität und Erfolg. Wer
gut aussieht, verdient bei gleicher Qualifikation bis zu fünf Prozent mehr als seine durchschnittlich attraktiven Kollegen,
fand etwa Daniel Hamermesh von der Universität Texas heraus.
Aber was ist schön? Laut Studien: eine glatte, intakte Haut, ein schlanker Körper, symmetrische Gesichtszüge. Bei Männern
ein Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang zwischen 0,9 und 1,0. Das weist auf einen hohen Testosteronspiegel und damit auf
körperliche Stärke hin. Bei Frauen liegt der Idealwert hingegen bei 0,7 – das signalisiert Fruchtbarkeit. Selbst Bildungsniveau
und Körpergröße hängen empirisch zusammen: Deutsche Studenten sind im Schnitt drei Zentimeter größer als ihre Altersgenossen,
die eine Ausbildung |240| absolvieren. Männer, die größer als 1,82 Meter sind, verdienen später sogar knapp sechs Prozent mehr als ihre durchschnittlich
hoch geratenen Kollegen, so Forscher von der Guildhall-Universität, die dazu 11 000 Berufstätige verglichen. Zum Karriereturbo
wird gutes Aussehen gar, wenn es maskuline Merkmale aufweist: Jemandem mit einem markanten Kinn, breiten Schultern, kräftigen
Augenbrauen oder einer eckigen Stirn werden im Job größere Führungsqualitäten zugesprochen. Für Frauen ist das ein Problem:
Je femininer sie wirken, desto weniger traut man ihnen zu. Sie sollten deshalb mit weiblichen Reizen geizen. Das bestätigt
auch eine Untersuchung der Mannheimer Soziologin Anke von Rennenkampff. Sie fand heraus, dass Bewerberinnen, die besonders
weiblich wirkten, von Personalchefs ins Kreuzverhör genommen wurden;
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