Die Karriere-Bibel
in den Bann zieht, der Menschen eine magische Aura und Strahlkraft verleiht,
der Mitarbeitern Vertrauen einflößt, der die Sehnsüchte, Hoffnungen und |232| Wünsche anderer verkörpert und Religionsstifter und Diktatoren mit Wirtschaftsbossen, Feldherren und Comicfiguren vereint,
der immer dann herhalten muss, wenn sich der Erfolg schillernder Persönlichkeiten nicht erklären lässt, und der deshalb als
mythischer Karrierebeschleuniger gilt, dieser Stoff lässt sich prima beschreiben, aber kaum definieren. Es ist Charisma.
Charismatische Menschen sind die Schamanen der Moderne. Für Max Weber waren es die Leute, die nach der Entzauberung der Welt
durch die Wissenschaft diese wieder verzauberten. Lange Zeit stand fest: Charisma kann man nicht lernen, man hat es oder nicht.
Inzwischen hat die Wissenschaft das Phänomen intensiv erforscht und vier Eigenschaften kondensiert, die Charismatiker auszeichnen:
Inspiration
, die motiviert;
Individualität
, die imponiert;
Intellekt
, der ermutigt;
Idealismus
, der anspornt. Und: Jeder, so die Forscher, trage etwas davon in sich und könne es durch Training verstärken.
Egal, an welchen Eigenschaften Sie laborieren, achten Sie darauf, dass Sie Selbstsicherheit ausstrahlen und polarisieren.
Beides lässt Menschen aus der Masse herausragen, macht sie souverän, wofür sie selbst von Widersachern bewundert werden. Sie
beherrschen Statusgesten, wie etwa nie im Türrahmen stehen zu bleiben, sondern den Raum zu betreten; Gesprächspartner länger
als normal anzuschauen und sich langsam zu bewegen. Und sie nutzen symmetrische Gesten, um Ruhe auszustrahlen. Entscheidend
ist, sein Auftreten dabei stets ein wenig zu dramatisieren und so das Profil zu schärfen. Gemeint sind nicht exzentrische
Auftritte, sondern das Zelebrieren kleiner, persönlicher Macken, die individuelle Qualitäten hervorheben. Solche Gesten müssen
jedoch unbedingt nonchalant geschehen. In dem Moment, in dem jemand darüber nachdenkt, wie er auf andere wirkt, verliert er
Authentizität. Und mit dem Charisma ist es dann vorbei.
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|233| 9. Juli
Schreibübung – Wer Gedanken notiert, verbessert sein Potenzial
Lesen bildet. Schreiben aber auch. Bereits in den Zwanzigerjahren untersuchte die Lernforscherin Catherine Morris Cox die
Studientechniken von Genies. Sie verglich zahlreiche Biografien von herausragenden Geistern der Geschichte, darunter Albert
Einstein, Sir Isaac Newton, Blaise Pascal, Thomas Edison oder Johann Sebastian Bach. Heraus kam: Viele zeichneten schon früh
ihre Gefühle und Gedanken in Tage- und Notizbüchern auf oder schrieben darüber in Briefen an ihre Freunde und Familienangehörige.
Aus anderen Studien weiß man, dass allenfalls ein Prozent der Bevölkerung seine Gefühle, Eindrücke und Erfahrungen schriftlich
verarbeitet. Aber diejenigen, die Höchstleistungen vollbringen, gehören fast immer dazu.
Gehirnforscher sind sich heute sicher, dass Intelligenz nicht nur genetische Wurzeln hat, sondern durch die Interaktion mit
uns selbst und unserer Umwelt gefördert wird. Wir trainieren und stimulieren neuronale Verbindungen, wenn wir unsere Gedanken
aufschreiben. Umgekehrt: Jedes Mal, wenn man vergisst, einen guten Gedanken festzuhalten, ihn reifen zu lassen und zu Ende
zu denken, trainiert man das Vergessen und mindert sein Potenzial.
Schreiben verbessert sogar das Bewusstsein, Denken und Durchdringen. Der russische Psychotherapeut Vladimir Rajkov entdeckte
zum Beispiel die Methode des geborgten Genies: Dazu versetzte er seine Klienten in Tiefenhypnose und suggerierte ihnen, ein
herausragender Kopf der Geschichte zu sein. Und tatsächlich: In diesem Zustand entwickelten seine Patienten annäherungsweise
geniale Fertigkeiten. Der
Rajkov-Effekt
lässt sich sogar bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen beobachten – wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Bevor Sie dies jedoch als esoterischen Schabernack abtun – viele wenden die Rajkov-Methode längst an. Nur klingt
Inspiration
durch Vorbilder
deutlich weniger esoterisch.
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|234| 10. Juli
Gebärdensprache – Die Gesten der Macht
Manche meinen, wenn sie geschwollen reden, hält man sie für besonders intelligent. Das ist exaltierter Galimathias – Blödsinn!
In Wahrheit offenbart die Sprachschminke nur eine ausgeprägte Profilneurose. Wer eine Sache wirklich durchdrungen hat, braucht
sie nicht in komplizierte Worte zu kleiden. Die einfachen haben Schlagkraft genug.
So
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