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Die Kartause von Parma

Die Kartause von Parma

Titel: Die Kartause von Parma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stendhal
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Menge verkünden lassen, keiner, der in den Hofgarten eindränge, werde lebendig wieder hinauskommen. Und das Volk hat Angst gekriegt. Aber, was recht sonderbar ist: der Mann, der aus Parma kam, ein ehemaliger Gendarm, hat mir mehrfach versichert, der Herr Graf habe dem General Pillone, dem Befehlshaber der fürstlichen Garde, Fußtritte verabreicht. Er habe ihn durch zwei Füsiliere aus dem Garten führen lassen, nachdem er ihm die Epauletten von den Schultern gerissen habe.«
    »Daran erkenne ich den Grafen!« rief die Duchezza in einer Aufwallung von Freude, die sie eine Minute vorher nicht geahnt hätte. »Nie wird er dulden, daß man unserer Fürstin Schimpf antut. Und was den General Pillone anlangt, der hat aus Treue zu seinem angestammten Fürsten nie dem Usurpator dienen wollen, während der Graf, weniger rücksichtsvoll, alle Feldzüge in Spanien mitgemacht hat. Man warf ihm das oft bei Hofe vor.«
    Die Duchezza öffnete den Brief Moscas, unterbrach aber das Lesen durch tausend Fragen, die sie an Bruno richtete. Der Brief war sehr scherzhaft geschrieben. Der Graf hatte die trübseligsten Ausdrücke angewandt, während die hellste Freude aus jedem einzelnen Wort hervorleuchtete. Er vermied Einzelheiten über die Todesart des Fürsten und schloß seinen Brief wie folgt:
    ›Mein Engel! Ohne Zweifel wirst Du nun zurückkommen. Aber ich rate Dir, warte ein oder zwei Tage, bis der Eilbote eintrifft, den Dir die Fürstin senden wird, und zwar, wie ich hoffe, heute oder morgen. Deine Rückkehr muß ebenso glänzend sein, wie Deine Abreise dreist war. Was den großen Verbrecher betrifft, der bei Dir weilt, so gedenke ich ihn vor ein neues Gericht von zwölfRichtern zu stellen, die aus allen Teilen unseres Staates berufen werden sollen. Aber, um dieses Ungeheuer nach Gebühr zu bestrafen, muß ich zunächst aus dem ersten Urteil Haarwickel machen lassen, wenn es noch da ist.‹
    In einer später hinzugefügten Nachschrift hieß es:
    ›Noch eine andere Sache: Ich habe eben an zwei Gardebataillone scharfe Patronen ausgeben lassen. Ich gehe in den Kampf und werde mein möglichstes tun, um mir den Spitznamen ›der Grausame‹ zu verdienen, mit dem mich die Liberalen seit so langer Zeit beehren. Die alte Mumie, der General Pillone, hatte die Kühnheit, in der Kaserne davon zu reden, mit dem geradezu meuternden Pöbel in Unterhandlungen zu treten. Ich schreibe Dir mitten auf der Straße. Ich gehe in das Schloß, in das man nur über meine Leiche kommen soll. Lebe wohl! Wenn ich falle, so werde ich dabei Deiner trotz allem in Verehrung gedenken wie im Leben! Vergiß nicht, die dreihunderttausend Franken zu erheben, die ich auf Deinen Namen in Lyon bei D. hinterlegt habe.
    Da steht der arme Teufel, der Rassi, bleich wie der Tod und ohne Perücke. Du kannst Dir sein Gesicht nicht vorstellen! Das Volk will ihn durchaus aufhängen. Damit täte man ihm ein großes Unrecht an; er verdient, gevierteilt zu werden. Er hat sich in meinen Palazzo geflüchtet und ist mir auf die Straße nachgelaufen. Ich weiß gar nicht, was ich mit ihm anfangen soll. In das fürstliche Schloß möchte ich ihn nicht mitnehmen; dann ginge erst recht der Krawall los. F. wird sehen, ob ich ihn liebe. Mein erstes Wort zu Rassi war: ›Ich muß das Urteil gegen Monsignore del Dongo haben nebst allen Abschriften, die Sie davon etwa besitzen. Sagen Sie jenen ungerechten Richtern, die diesen Aufruhr verschuldet haben, daß ich sie alle miteinander hängen lasse und ebenso Sie, mein lieber Freund, wenn Sie ein Wort über jenes Urteil verlauten lassen. Es hat niemals bestanden!‹ Im Namen Fabrizzios schicke ich dem Erzbischof eine Kompanie Grenadiere.
    Lebe wohl, Geliebteste! Meinen Palast äschern sie vielleicht ein, und ich werde die reizenden Bilder verlieren, die ich von Dir habe. Ich eile ins Schloß, um den ehrlosen Pillone abzusetzen. Er liebäugelt auf das gemeinste mit dem Pöbel, wie er ehedem vor Serenissimus hochselig kroch. Alle diese Generale haben eine Teufelsangst. Ich denke, man wird mich zum Kommandierenden General ernennen.‹
    Die Duchezza war so boshaft, Fabrizzio nicht wecken zu lassen. Sie fühlte für den Grafen einen Anflug von Bewunderung, die starke Ähnlichkeit mit Liebe hatte. ›Wenn ich mirs so recht überlege,‹ sagte sie bei sich, ›so sollte ich ihn heiraten!‹ Sie schrieb ihm alsbald und entsandte einen ihrer Leute. In dieser Nacht hatte die Duchezza keine Zeit, unglücklich zu sein.
    Am anderen Tage sah sie gegen Mittag

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