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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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schneller Handstreich, um sich des Kartenzeichners zu bemächtigen, war nun nicht mehr möglich. Der Junge war mittlerweile längst zu Hause, wahrscheinlich in der Nähe einer Garnison. Vieles mochte sich verändert haben in den Jahren, die er weg gewesen war. Vierzig, wie er aus den Informationen ableitete, die er aus dem Magier hatte herauspressen können. Eine längere Schlacht in den nördlichen Provinzen von Abrogan würde die Aufmerksamkeit der Palaststreitkräfte erregen, bevor er bereit war, bevor er das Volk der Düsterlinge aus dem Schleier befreit hatte. Eine kleine Armee von Ungeheuern war gut, aber er brauchte etwas, das ihm einen schnellen und entscheidenden Sieg verschaffte, so entscheidend, dass sein Gegner es sich zweimal überlegen würde, Vill bis in die Zornberge zu verfolgen. Er brauchte etwas wahrhaft Entsetzliches.
    »Mit mehr meine ich, etwas anderes. Etwas Größeres.«
    Es war Schlitzer, der glaubte, eine Antwort auf das Problem zu haben. »Größere Düsterling, vielleicht?«
    Vill verstand nicht, worauf Schlitzer hinauswollte. Düsterlinggebrabbel, wahrscheinlich.
    Eber erschauerte und schüttelte den mächtigen Kopf. »Nein. Wir leben nicht unter ihnen. Und sie leben nicht unter uns.«
    »Wer sind ›sie‹?«, fragte Vill.
    »Düsterlinge. Wie wir. Aber größer«, antwortete Schlitzer.
    »Und viel dümmer«, fügte Eber hinzu.
    Das Geplänkel zwischen den beiden klang wenig vielversprechend, aber Ebers Reaktion machte Vill neugierig. »Wie viel größer?«
    »Zu groß, um sich mit unseren Frauen zu paaren. Aber es kommt vor. Sie werden weggeschickt. Manche überleben. Sie leben bei ihnen, dort in den Bergen.«
    »Wie viel größer?«, wiederholte Vill langsam.
    »Wie zwei von uns?«, schätzte Eber.
    »Oder drei«, meinte Schlitzer.
    Nicht uninteressant, fand Vill. »Wir haben noch einen Tag«, sagte er. »Könnt ihr mir diese großen Düsterlinge zeigen?«
    Schlitzer nickte eifrig.
    Ebers gelb-schwarze Augen wurden zuerst groß, dann verengten sie sich zu schmalen Schlitzen. Offensichtlich überlegte er nicht nur, ob das, was Schlitzer da behauptete, wirklich möglich war, sondern auch, was er von Schlitzers Ehrgeiz halten sollte. Schließlich nickte auch er, allerdings weit weniger eifrig.
    »Dann wollen wir keine Zeit verlieren«, sagte Vill zu Schlitzer.
    Der leicht erregbare Düsterling sprang sofort auf, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen, höchst erfreut darüber, dass er für die Aufgabe ausgewählt worden war.
    Als er außer Hörweite war, fasste Vill Eber am Arm. »Eber, pass auf, dass Schlitzer nichts Dummes anstellt. Und auch nichts zu Schlaues.«
    Mit einem Kontingent von dreißig Düsterlingen marschierten sie los, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie kamen schnell voran und schafften die gesamte Strecke noch vor dem Mittag. Soweit Vill die Informationen verstanden hatte, reichten dreißig Soldaten vollkommen aus, falls alles gut lief. Falls nicht, würden dreißig gerade reichen, um seinen Rückzug zu decken.
    »Direkt vor uns«, gurrte Schlitzer ihm ins Ohr, nachdem sie einen hohen Felsen neben einem Hang erklommen hatten. Der drahtige Düsterling hatte etwas von einem Palastberater. Er war jemand, der sich lieber im Verborgenen hielt und auf Anfrage Gift in den Trank eines Gastes schüttete – oder in den seines Herrn, dachte Vill.
    Oberhalb einer Steinlawine entdeckte Vill eine Reihe dunkler Löcher in der Bergflanke. Von unten waren sie nicht zu sehen gewesen, sondern erst von ihrem erhöhten Ausguck. Die Steinlawine formte eine Art Becken, die Höhleneingänge lagen ein Stück dahinter, und Vill begriff, dass die Formation nicht von einem Felsrutsch stammte, sondern absichtlich aufgeschüttet worden war. Ein primitiver Wall, dessen Baumaterial mit roher Gewalt aus dem Fels selbst gebrochen war. Auch die Stellen, wo seine Erbauer die Steine aus dem Fels gerissen hatten, konnte er jetzt deutlich sehen. Der Wall selbst war kaum mehr als ein chaotisch aufgeschütteter Haufen, aber er erfüllte seinen Zweck als Sichtschutz und zwang jeden, der hineinwollte, zuerst über die zerklüfteten Brocken zu klettern.
    »Können sie sprechen?«, fragte Vill an Schlitzer gewandt.
    »Ein paar einfache Worte.«
    »Schick einen Soldaten hin. Er soll sie bitten herauszukommen.«
    Schlitzer eilte davon, um einen Freiwilligen für die Aufgabe zu bestimmen. Kurz darauf stand einer der Soldaten ängstlich vor den Höhlen und spähte in die Dunkelheit. Anscheinend

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