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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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für irgendwelche Geschichten, sondern glaubte, dass sie tatsächlich passiert waren.
    »Claire«, sagte sie drängend.
    »Was?« Claire klang ungeduldig.
    Jude sah ein, dass Claire offenbar einfach nur wollte, dass alles in Ordnung war. Ihr selbst ging es ja nicht anders. Aber es war nicht alles in Ordnung, das spürte sie heftig. Zum Teil lag das daran, dass auch sie den Traum, verloren zu sein, geträumt hatte. Das waren zu viele Zufälle.
    »Erlaubst du mir, dass ich mit ihr darüber rede?«
    Mittlerweile sah Claire aufgeregt aus. »Um ihr noch mehr verrückte Dinge in den Kopf zu setzen? Was willst du mir eigentlich sagen, Jude? Dass sie von irgendwas besessen ist oder schon mal gelebt hat? Das geht zu weit. Ich jedenfalls kann nicht daran glauben.«
    Aber wenn ich mir überlege, woran du sonst so glaubst, kommt es doch auf eine Sache mehr gar nicht an, hätte Jude beinahe gesagt, tat es dann aber doch nicht.
    Stattdessen seufzte sie. »Ich weiß. Normalerweise bin ich diejenige, die dir rät, vernünftig zu sein.«
    »Und jetzt ist es mal umgekehrt? Aber vergiss nicht, Jude, es geht um Summer. Deine Nichte, schon vergessen? Das ist kein Spaß mehr.«
    Claires Wangen hatten sich gerötet, ihre Augen glänzten. Wie sind wir nur auf solchen Unsinn gekommen?, fragte Jude sich alarmiert.
    »Nein, das habe ich natürlich nicht vergessen«, sagte Jude, »und genau deshalb ist es mir ja wichtig. Deshalb beschäftigt es mich so sehr.« Aber es war zu spät.
    »Du kommst hierher mit diesem Zeug über Träume und Geheimnisse aus der Vergangenheit und wühlst alles auf. Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Summer ist alles, was ich habe. Endlich habe ich mir ein eigenes Leben aufgebaut. Ich bin glücklich und zufrieden, und dann platzt du hier herein und bringst alles durcheinander mit diesem lächerlichen Kram.«
    »Ich habe nichts durcheinandergebracht«, sagte Jude hilflos, aber Claire in dieser Stimmung war nicht zu bremsen.
    »Doch, das hast du«, schrie sie fast. »Das machst du immer. Für dich ist immer alles glattgelaufen.« Wie oft in ihrer Kindheit hatte Claire genau diese Worte benutzt, noch dazu in genau diesem weinerlichen Tonfall. Sie schien das selbst zu merken, denn sie hielt inne und flüsterte: »Es tut mir leid. Natürlich hast du das nicht.«
    Mark.
    »Ja, gut. Und dann gibt es noch etwas, was ich nicht mehr ertragen kann, Jude. Du musst endlich aufhören, dich innerlich nach Mark zu verzehren.«
    »Ich kann nicht«, flüsterte Jude. »Ich weiß nicht, warum, aber ich kann nicht. Du weißt, dass ich es versucht habe.«
    »Jude, ich habe dir gesagt, dass Mark nicht völlig perfekt war. Er war ein Mann. Es gibt andere.«
    »Er war schon ziemlich perfekt«, murmelte Jude, »für mich jedenfalls.«
    Claire schüttelte den Kopf. »Nein, das war er nicht«, sagte sie sanft. »Er war ein ganz gewöhnlicher Bursche mit ganz gewöhnlichen Fehlern.«
    Jude schaute ihre Schwester an. Wieder kam es ihr vor, als würde in ihrem Gedächtnis ein Vorhang beiseitegeschoben. Dann war es vorbei.
    »Komm«, seufzte Claire und stand auf, »ich muss die beiden ins Bett bringen. Bei Gelegenheit kannst du mit Summer reden, wenn du willst. Aber es gibt Grenzen. In dieser Zeitschrift, die ich immer kaufe, habe ich gelesen, dass es zu regressivem Verhalten führt, wenn man sich nur noch mit der Vergangenheit beschäftigt. Das ist nicht gut, Jude. Es kommt viel zu oft vor, dass Therapeuten ihren Patienten einen Floh ins Ohr setzen, indem sie ihnen voreingenommene Fragen stellen. Damit kann man einen Menschen ernsthaft durcheinanderbringen.«
    »Ich weiß«, sagte Jude demütig, »und ich werde nicht zulassen, dass Summer das passiert. Es ist eine gute Idee, sie noch mal dem Arzt vorzustellen. Lass mich wissen, was er dazu sagt.« Sie folgte Claire ins Haus und griff nach ihrer Handtasche. »Ich bin total fertig, Claire. Und ich fühle mich furchtbar, weil wir uns gestritten haben.«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Claire. In ihrer kurzen Umarmung lag keine Wärme. »Mädels, Jude fährt jetzt los!«, rief sie nach oben.
    Auf dem Weg nach Hause achtete Jude kaum auf die Umgebung, so sehr nahm ihre neue Sorge sie gefangen. Alles wirbelte ihr wieder und wieder durch den Kopf. Esther. Gran. Summer. Tamsin. Der Turm. Euan. Als sie an Euans Haus vorbeifuhr, zwang sie sich, nicht hinzuschauen.

22. Kapitel
    Am Samstagmorgen fühlte Jude sich müde, lustlos und besorgt. Als sie ihr Schminktäschchen aus der obersten

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