Die Karte Des Himmels
wenn möglich, von wem. Bestimmt haben Sie das Zeichen des Goldschmieds gesehen. Hier.« Sie deutete auf den mittleren Stern.
»Hm«, machte die Frau, nachdem sie sich die Kette noch einmal angeschaut hatte. »Es ist ein schönes Stück. Oder wäre es gewesen, wenn es nicht beschädigt wäre. Haben Sie mal daran gedacht, es reinigen und den fehlenden Stern ersetzen zu lassen?«
»Ich habe die Kette gerade erst geschenkt bekommen«, sagte Jude, »also bisher noch nicht.« Sie durfte der Frau nicht die Wahrheit sagen, dass ihr die Kette nämlich überhaupt nicht gehörte, wenn man Gran glauben durfte.
»Im Moment haben wir sehr viel zu tun. Ich kann mich in einer Woche wieder bei Ihnen melden.« Die Frau packte die Kette wieder ein und zog einen Formularblock zu sich heran. »Ihr Name?«, fragte sie.
Jude machte die benötigten Angaben.
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn es auch schneller ginge«, sagte Jude. Eine Woche, das kam ihr vor wie eine Ewigkeit. »Meine Großmutter kann es kaum erwarten, endlich mehr zu erfahren«, fügte sie rasch hinzu. »Es geht ihr gar nicht gut im Moment, und wenn sie sich aufregt, wird alles nur noch schlimmer.« Das stimmte auch zum Teil. Am Morgen hatte sie mit ihrer Großmutter telefoniert und sie über ihre Pläne informiert. Gran wäre lieber gewesen, dass Jude die Kette bei sich verwahrte, und hatte Bedenken gehabt, das Stück in die Hände fremder Leute zu geben, selbst einem Juwelier mit gutem Ruf. Schließlich hatte sie zögernd eingewilligt, weil es vielleicht helfen konnte, Tamsin ausfindig zu machen.
Mit einer Quittung über die Halskette und einem schlechten Gewissen verließ Jude den Laden. Aber sie war auch erleichtert, dass die Frau versprochen hatte, sie so bald wie möglich anzurufen. Was gab es noch zu tun? Jude schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es erst mitten am Vormittag war. Ein Kaffee wäre ganz nett und vielleicht ein bisschen Shopping. Aber als sie über das Kopfsteinpflaster schlenderte und das Schloss erblickte, fiel ihr ein, was sie noch tun könnte. Sie blätterte durch ihr Notizbuch, bis sie auf den Namen stieß. Megan Macromber.
26. Kapitel
»Das ist alles, was ich finden kann.« Megan Macromber, die Direktionsassistentin des Schlossmuseums, trug pflaumenblauen Lipgloss, hatte die Ohren mehrfach gepierct und verfügte über ausgezeichnete Kenntnisse über die Geschichte von Norfolk. Sie stellte einen Pappkarton, der früher einmal vierundzwanzig Dosen Baked Beans enthalten hatte, auf den Tisch und bot Jude einen Stuhl an. Jude setzte sich und las das schmutzige Etikett, das oben auf den Karton geklebt war: »Starbrough Folly, Holt, Juni 1923«. Während Megan kleine Bündel aus dem Karton nahm und auspackte, zog Jude einen Zeitungsausschnitt heraus, den sie an einer Seite erspäht hatte. Das Bild darauf zeigte einen Mann im mittleren Alter, dessen Kopfhaar sich vollständig auf seiner Oberlippe gesammelt zu haben schien. Er posierte in der Hocke am Fuß des Turmes und präsentierte, stolz wie ein Angler, einen preisgekrönten Fisch, ein paar alte Töpferarbeiten und Knochen. »Archäologe aus Cambridge trotzt den lokalen Sagen und Legenden, um die Vergangenheit zu erforschen«, lautete die Schlagzeile.
»Was haben Sie da?« Megan schaute auf den Zeitungsausschnitt, legte ein paar Tonscherben auf den Tisch und wickelte das nächste Paket aus.
»Hier heißt es: ›Der Überlieferung nach soll es in der Gegend spuken‹«, las Jude vor, »und die Einheimischen haben Mallory angeraten, dort nicht zu graben.«
»Mallory?«, sagte Megan zu sich selbst. »Charles Mallory. Irgendwo ist mir der Name schon mal begegnet.«
Sie nahm ein Päckchen vom Boden des Kartons und packte es aus, einen Ring aus Knochen, ein paar alte Münzen, ein paar jüngere Gewehrkartuschen, und legte alles auf den Tisch. Dann folgte ein kleines, fest verpacktes Bündel, und es brauchte lange, bis es ausgewickelt war.
»Möchte wissen, wozu das hier mal gehört hat!«
Als Jude sah, was Megan ihr auf der flachen Hand entgegenstreckte, zog sie scharf die Luft ein. Es war klein – von der Größe einer Fünf-Pence-Münze. Die goldene Fassung war verbogen, und das Stück musste gründlich gereinigt werden, aber sie hatte keinen Zweifel: Es war ein Stern. Ein mit Diamanten besetzter Stern.
»Megan«, stieß sie atemlos hervor, »Sie werden es nicht glauben, aber ich weiß, woher das stammt. Es gehört zu einer Halskette, die ich gerade von einem Juwelier schätzen lasse
Weitere Kostenlose Bücher