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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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freuten. Es war eine trostlose Angelegenheit, gefärbt nur durch die lebhaften Blicke, die Alicia mir jedes Mal zuwarf, sobald ich in ihr Gesichtsfeld kam.
    Nachdem die letzte Kutsche mit ihren schäbig gekleideten Insassen abgefahren war, schlüpfte ich in die Bibliothek, um dort allein in der Stille zu sein. Ich fand das letzte der Observationsjournale und verbrachte ein oder zwei Stunden damit, die wichtigen Abschnitte daraus für Bellinghams Besuch vorzubereiten. Es kam mir in den Sinn, dass es nützlich sein könnte, noch in derselben Nacht den Himmel zu betrachten, um das fragliche Objekt zu beobachten. Es hätte sein können, dass es vom Taurus in die Zwillinge gewandert war, wo wir es im März zuletzt gesehen hatten. Plötzlich schien es mir wichtig, das herauszufinden. Letzte Nacht war der Himmel wolkenlos gewesen, wie ich von meinem Zimmer, meinem Zufluchtsort, aus gesehen hatte. Die winterlichen Sterne hatten hell geschienen, und die Farben waren klar gewesen. So müde ich auch war, ich brannte vor Verlangen, es in dieser Nacht zu versuchen.
    Das Abendessen bestand aus den Resten des Leichenschmauses. Nur Onkel Adolphus aß mit Appetit, entkorkte eine Flasche besten Portweins aus dem sparsam bestückten Keller meines Vaters. Wir anderen pickten schweigend in unserem Essen herum. Ich fragte mich, ob Alicia sich an diesem Tag mit ihrem Mr. Atticus besprochen hatte, aber falls es sich tatsächlich so verhielt, verlor sie kein einziges Wort darüber. Vaters Mr. Wellbourne hatte natürlich auch an der Trauerfeier teilgenommen, aber aus unbestimmten Gründen war er anschließend nicht mehr nach Starbrough Hall mitgekommen, sodass ich keine Gelegenheit gehabt hatte, mit ihm zu sprechen. Meine Zukunft hing davon ab, wie der Streit um ein amtliches Dokument ausging. Niemand hatte einen Vorschlag gemacht, was mit mir geschehen solle, falls Alicias Seite gewann. Ich glaubte nicht, dass ich dann noch in Starbrough Hall bleiben konnte, selbst wenn sie es gestatten würde. Aber wohin sollte ich gehen? Ich trank einen weiteren Schluck Port, um mich zu wärmen und zu ermutigen, und entschuldigte mich, sagte, dass ich zum Lesen in die Bibliothek gehen wolle und danach ins Bett.
    Nachdem ich mich in die Bibliothek in Sicherheit gebracht hatte, traf ich die letzten Vorkehrungen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Spiegel transportieren sollte und alle anderen Instrumente, die ich brauchte, die Journale und die Laterne. Aber dann erinnerte ich mich an einen kleinen Handkarren, der gewöhnlich für den Transport von Feuerholz und Stroh und dergleichen in den Ställen stand. Ich wartete, dass die Zeit verging, und als es zehn Uhr schlug und das Haus langsam zur Ruhe kam, schlich ich mich hinaus in die Dunkelheit. Den Hunden im Hof warf ich ein paar Brocken Brot zu, sodass sie nicht anschlugen. Meine kleine Katze rieb sich im Mondlicht an mir. Ihr warmes Fell und das Stampfen und Wiehern von Castor und Pollux in den Ställen und der süße Geruch ihres Dungs waren mir so überaus vertraut und besänftigend, dass ich bei dem Gedanken, all das vielleicht für immer verlassen zu müssen, beinahe in Tränen ausbrach.
    Der Karren hatte seitliche Schienen, an denen ich meine Ladung mit Seilen befestigen konnte. Er war so leicht, dass ich ihn halb um das Haus ziehen konnte und nicht lärmend über den Hof zerren musste. Meine Finger froren an den eisigen Metallgriffen beinahe fest. Ich musste mir auch noch dicke Handschuhe und einen Gurt beschaffen.
    Eines nach dem anderen holte ich die Instrumente aus der Werkstatt, verstaute sie in dem Kasten, in welchem sich auch die Spiegel befanden, und zurrte alles auf dem Karren fest. Den Sack mit der Laterne, den kleineren Instrumenten und dem Journal befestigte ich ordentlich oben auf der Ladung. Tief in der Tasche meines Kleides tastete ich nach dem Schlüssel zum Turm. Die Zeit zum Aufbruch war gekommen.
    Inzwischen hatten sich Wolkenfetzen über den aufziehenden Mond geschoben und kündigten an, dass ich mich beeilen solle, denn dickere Wolken konnten folgen, und die Nacht wäre verschwendet. Ich brach auf, zog meinen kleinen Karren quietsch, quietsch, quietsch durch den Park, hinunter in die Senke, durch den Begrenzungsgraben und dann über den raueren Boden durch den Wald. Die Aufgabe erwies sich als schwierig, und die Ladung auf dem Gefährt klapperte beunruhigend über jeden Hubbel, und kaum hatte ich den schmalen Pfad durch den Wald erreicht, verfingen sich die Räder in den Dornen

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