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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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einfach freundlich, wie immer.
    Anders als Jude befürchtet hatte, wurde der Abend ein voller Erfolg. Darceys Eltern Paul und Fiona waren herübergekommen. Als Erstes legte Euan ein paar Burger und Würstchen auf den Grill, den sie auf der Wiese aufgebaut hatten. Dazu gab es Brötchen und Salat, danach Eis und Obst. Paul hatte seine Gitarre mitgebracht, und sie setzten sich rund um den glühenden Grill und sangen alberne Lieder aus Pauls ungewöhnlichem Repertoire. Als es dann halb zehn wurde und die Mädchen begierig darauf warteten, dass der nächste Teil des Abenteuers begann, verabschiedeten sich Paul und Fiona. Euan kochte heiße Schokolade. Sie nippten an den Bechern und schauten hoch zum Sternenhimmel, der gerade über ihnen aufgezogen war. »Ich glaube, da drüben ist mein Stern«, sagte Summer.
    »Du kannst ihn wahrscheinlich nicht sehen, Schätzchen«, sagte Claire, »obwohl du wahrscheinlich trotzdem recht hast. Er ist da drüben, neben Arkturus, im Sternbild Bärenhüter.«
    »Macht mir nichts aus, dass ich ihn nicht sehe. Ich glaube, er kann mich sehen«, gab Summer zurück, und Jude freute sich über den schönen Gedanken.
    »Ich vermute, dass der Stern auf dich aufpasst«, erklärte sie Summer.
    »Und auf mich«, warf Darcey ein, obwohl sie eigentlich nichts verstanden hatte.
    Claire half Darcey und Summer in die Pyjamas und cremte sie mit Insektenschutzmittel ein. Dann las Jude eine Geschichte aus dem Märchenbuch vor, das Summer mitgebracht hatte, obwohl Claire das nicht besonders gut fand. Sie stapfte ins Haus, wobei ihr Hinken vorwurfsvoll klang. Die Mädchen suchten sich Rapunzel aus. Jude rückte sich die Sturmlaterne zurecht und machte es sich mit einem Mädchen an jeder Seite im Bett bequem.
    »›Es waren einmal vor langer, langer Zeit‹«, begann sie, »›ein Mann und eine Frau, die sich sehnlichst ein Kind wünschten. Sie lebten in der Nachbarschaft einer bösen alten Hexe und gingen ihr aus dem Weg, so gut sie eben konnten. Aber eines Tages, als die Frau aus dem Fenster schaute, sah sie den köstlichsten Salat im Garten der Hexe wachsen, und sie wollte unbedingt etwas davon haben. In einer mondhellen Nacht überzeugte sie schließlich ihren Ehemann, ihr ein wenig Salat aus dem Garten der Hexe zu stibitzen, wobei die Hexe ihn erwischte.‹«
    Jude erzählte weiter, wie der Mann um sein Leben und um das seiner Frau feilschte, und der Preis bestand darin, dass sie der Hexe ihr erstgeborenes Kind überlassen sollten. »›Und als ein kleines Mädchen geboren ward, kam die Hexe, um es zu sich zu nehmen. Sie gab dem Kind den Namen Rapunzel, und als es zwölf Jahre alt geworden war und sehr schön, nahm die Hexe es fort und schloss es ganz oben in einen hohen Turm ein, der keine Türen hatte und nur ein einziges Fenster.‹«
    »Warum hat sie das getan?«, fragte Darcey.
    »Weil sie dachte, dass das Mädchen kostbar ist. Dass man es sicher verwahren muss, wenn man es ganz für sich behalten will.«
    »Es ist aber nicht schön, jemandem das anzutun«, sagte Summer. »Wenn das Mädchen frei geblieben wäre, hätte es die Hexe vielleicht sogar gerngehabt.«
    »Ich glaube, die alte Hexe war so böse, dass niemand sie mochte«, sagte Jude mit fester Stimme. »Stellt euch doch nur mal vor, jemandem ein Kind auf diese Weise wegzunehmen. Soll ich weiterlesen?
    ›Rapunzel wuchs heran und war immer noch sehr schön. Ihr Haar war lang, golden und kräftig, und sie hatte es wie ein Seil aus Seide zu einem einzigen Zopf gebunden. Und jeden Abend, wenn sie kam, um Rapunzel im Turm zu besuchen, rief die Hexe von unten: Rapunzel, Rapunzel, lass dein goldenes Haar herunter!, und Rapunzel löste ihren wunderbaren Zopf und gestattete der Hexe, an ihm hinaufzuklettern.‹«
    Die Mädchen unterbrachen sie nicht mehr, und Jude las vor, wie eines Tages ein Prinz vorbeiritt und ganz bezaubert war, als er die wunderschöne Stimme des singenden Mädchens im Turm vernahm. »›Als die Hexe abends zu Besuch kam, versteckte er sich hinter einem Baum und beobachtete, wie sie mithilfe des Mädchens, zu dem die Stimme gehörte, den Turm hinaufkletterte, und dieses Mädchen war das schönste, welches er jemals erblickt hatte. Nachdem die Hexe fortgegangen war, trat er unter das Fenster und rief:,Rapunzel, Rapunzel, lass dein goldenes Haar herunter!‹, und ihr könnt euch vorstellen, wie Rapunzel staunte, als ein schöner Jüngling ihren Zopf hinaufkletterte und durch das Fenster trat. Natürlich verliebten die zwei sich

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