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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Gelegenheit geboten. Er hatte ein paar Jungen aus der Gegend in einem Pub spielen gehört und dachte, dass an ihnen etwas dran sei. Er bot den Jungs an, ihnen ein paar Tipps zu geben, mit wem sie reden und wie sie sich präsentieren sollten. Es dauerte nicht lange, bis sie in ihm ihren Manager gefunden hatten. Jetzt, nach zwei erfolgreichen Alben, tourten sie durchs Land, und er war dabei, sein eigenes kleines Musiklabel aufzubauen.
    »Er macht richtig was aus der Sache, stimmt’s, mein Junge?«, sagte Frank.
    Jon sah beschämt aus.
    »Deshalb also der schicke Manager-Wagen«, bemerkte Claire, war aber sichtlich beeindruckt.
    Frank warf Claire einen Blick zu und sah aus, als wolle er noch etwas sagen, entschied sich dann aber dagegen. Stattdessen griff er in die Tragetasche, die er mitgebracht hatte, und zog ein Fotoalbum heraus. »Da sind Fotos von meiner Ma drin«, sagte er und hielt Gran das Album so hin, dass sie hineinschauen konnte. »Das ist sie in ihrer Schwesterntracht. Und das ist natürlich ihre Hochzeit. Hier hat sie mich als kleinen Knirps auf dem Arm, und das sind wir am Strand von Sheringham, glaub ich.«
    Schweigend und mit seltsamem Gesichtsausdruck blätterte Gran die Seiten um, fast so, als wolle sie die Fotos zwar ansehen, habe aber Angst vor den Gefühlen, die sie in ihr weckten.
    »Ihr Dad sieht aus, als ob er ein guter Mann gewesen wäre«, sagte sie zu Frank, und dieser nickte. »Waren sie glücklich?«
    »Ich glaub schon, ja«, erwiderte er.
    »Sie hatte es verdient, glücklich zu sein«, murmelte Gran. Das Album wurde herumgereicht. Zuletzt konnte auch Jude einen Blick auf Tamsin werfen – das dunkle Haar streng unter die Schwesternhaube geschoben, tief liegende dunkle Augen, eine schüchterne, ernste Miene.
    »Wie genau haben Sie sich kennengelernt?«, fragte Frank. »Sie hat nicht viel erzählt von ihrem Leben, bevor sie meinen Dad getroffen hat, außer dass sie in einem vardo gewohnt hat. Das war ihr Wort für Wohnwagen. Sie hat gern über den vardo geredet und die verschiedenen Pferde, die ihn gezogen haben. Irgendwo gibt’s ein Foto davon. Ich hab es wiedergefunden, nachdem sie gestorben war. Muss irgendwo hier hinten sein.«
    Das Foto war in den hinteren Umschlag gesteckt. Gran starrte es eine Weile an und bemerkte es kaum, als Frank ihr sanft das Buch abnahm und es an Jude weiterreichte. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme war zerknittert und ein wenig verschwommen. Sie zeigte einen Wagen, der fast genauso aussah wie der von Euan. Ein schmächtiges Mädchen, wahrscheinlich Tamsin, saß ganz vorn neben einem muskulösen, wettergegerbten Mann, der in einer Hand die Zügel hielt und in der anderen eine Zigarette.
    »Das ist Ted, einer ihrer Onkel«, sagte Jessie.
    »Der Wohnwagen sieht aus wie deiner«, murmelte Jude Euan zu, der genau hinschaute, bevor er Claire das Album hinhielt.
    »Ja, stimmt, aber das wäre nun wirklich ein zu großer Zufall«, entgegnete er.
    Claire reichte Jon das Album und dann Chantal, bevor sie aufstand.
    »Mrs. Wickham, wären Sie so freundlich, mir zu zeigen, wo Summer ist?«, bat sie, und die beiden Frauen verließen das Zimmer. Im Moment konnte Claire es nur schwer ertragen, von Summer getrennt zu sein. Jon murmelte, dass er nach ihnen sehen wolle, und verschwand ebenfalls. Euan stand auf und stellte sich schweigend an das gegenüberliegende Fenster, die Hände in die Taschen gestopft, und schaute in den Park hinaus. Gran saß still im Armsessel und drehte immer noch an ihrem Ehering.
    »Was ist los, Gran?«, fragte Jude sanft.
    Frank, der offenbar annahm, dass sie müde war, entschuldigte sich und wollte das Zimmer verlassen, aber Gran bat ihn zu bleiben. Trotzdem sagte sie immer noch nichts, sodass Frank nur ein unbestimmtes Geräusch machte und sagte: »Mrs. Catchpole, ich weiß, dass meiner Ma etwas Schlimmes zugestoßen ist. Sie war immer ein sehr verschlossener Mensch, und irgendwas hat sie bedrückt, würd ich sagen. Mein Dad hat das auch gemeint. Jemand muss ihr sehr wehgetan haben.«
    Gran schaute Jude an, die sehr berührt war, als sie ungeweinte Tränen in den Augen ihrer Großmutter glitzern sah.
    »Diese Fotos zu sehen ... das bringt natürlich alles wieder zurück. Aber ja, es stimmt, es ist etwas passiert. Es geschah, als wir beide fünfzehn waren.«
    Gran schwieg wieder einen Moment lang und blickte Frank dann direkt in die Augen. »Ich habe sehr lange nicht darüber gesprochen. Ich hoffe, Sie verstehen. All die Jahre war es mir eine Last. Wenn

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