Die Karte Des Himmels
Lücke in der Hecke eine kleine Mähmaschine auf, gefahren von einem jungen Mann mit einer Wollmütze. Ein beleibter älterer Mann, schwer atmend und mit vor Anstrengung gerötetem Gesicht, folgte zu Fuß.
»Tag, Mr. Robinson. Sie haben sich einen guten Tag zum Mähen ausgesucht!«, rief er und winkte dem jüngeren Mann zu, der den Motor abstellte.
»Da haben Sie recht, Jim. Jude, das ist Jim Devlin, und das ist sein Sohn Adrian. Am besten, wir lassen die beiden gleich anfangen«, sagte er zu ihr und wandte sich dann den Männern zu. »Wenn Sie fertig sind, wartet schon der Kaffee auf Sie.«
»Für uns lieber einen Tee, falls Sie welchen dahaben, Mr. Robinson«, sagte Jim. »So stark, dass der Löffel senkrecht drin stehen bleibt, bitte, und zwei Stück Zucker.«
»Dann gibt es starken Tee.«
»Für mich lieber Kaffee, Euan«, sagte Jude hastig.
Als sie ihm nach drinnen folgte, hörte sie die Mähmaschine, die wieder angeworfen worden war.
»Was passiert mit dem Heu?«, fragte Jude, als sie darauf warteten, dass das Wasser im Kessel zu kochen begann.
»Wenn es trocken ist«, erklärte Euan und gab löffelweise Kaffeepulver in eine Cafetière, »ist es ein erstklassiges Tierfutter. Einen Teil behalte ich, den anderen Teil verkaufe ich an eine Tierhandlung in der Gegend.« Er nahm vier Becher von der Fensterbank und wischte sie aus. In zwei hängte er Teebeutel und stellte sie für Jim und Adrian beiseite. »Aber jetzt erzählen Sie doch mal, was Sie hier machen, ›Tante Jude‹. Untersuchen Sie wieder ein paar verstaubte alte Bücher?«
»So ist es. Mein Chef hat beschlossen, dass diese Sammlung in diesem Jahr die Rettung der Firma ist, und deshalb bin ich hier, um meine Hausaufgaben zu machen.« Sie erzählte von den Tagebüchern, von Esther und von dem Artikel, den sie schreiben sollte.
»Spannende Sache!«, sagte Euan und holte eine Packung Milch aus der Kühlbox. »Ich bin sicher, dass Sie den Turm gründlich unter die Lupe nehmen wollen.«
»Euan«, sagte sie mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, »ich weiß, Sie hatten gesagt, dass es dort gefährlich sein kann. Aber leider muss ich gestehen, dass ich mir den Turm schon selbst angesehen habe. Letzten Sonntag, auf meinem Heimweg.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte er ruhig und drückte den Stempel der Cafetière hinunter.
»Ja. Ich habe überlegt, ob ich bei Ihnen vorbeifahren soll, um Sie zu fragen, ob Sie mitkommen. Aber es war schrecklich früh.«
»Ist schon in Ordnung. Schließlich sind Sie erwachsen.« Er schaute nicht auf, während er den Kaffee einschenkte. »Ich möchte nur nicht, dass sich dort jemand verletzt. Deshalb habe ich Sie gewarnt.« Er klang noch immer ein bisschen beleidigt.
»Aber Sie gehen doch auch da hoch, Euan. Ich habe mich wirklich wie ein Eindringling gefühlt. Gehören die Sachen da oben Ihnen? Die Bücher und Papiere?«
»Ja. Ich brauche sie für mein nächstes Buch.« Seine Miene hellte sich auf. »Ich schreibe über die Sterne.«
»Wirklich? So ein Zufall! Ich meine, weil ich gerade Recherchen über einen Sterndeuter anstelle. Über Anthony Wickham, den Mann, der den Turm gebaut hat. Esther war seine Adoptivtochter.«
»Ah, das könnte sogar für mein Buch interessant sein.«
»Ist es auch ein Sachbuch? Wie die anderen? Über welchen Aspekt der Sterne schreiben Sie denn?«
»Nicht über diesen technischen Kram, ich bin kein Physiker. Es ist ein allgemein verständliches Buch, in dem Stil wie die anderen auch. Eher über die kulturelle Bedeutung der Astronomie. Ich bin leidenschaftlich daran interessiert, zu zeigen, dass die Sterne für uns Menschen wichtig und notwendig sind. Wir leben in großen und kleinen Städten und haben so viel künstliches Licht um uns herum, dass wir Gefahr laufen, unsere Verbindung zum Nachthimmel zu verlieren. Diese Fähigkeit, über das Universum und unseren Platz darin zu staunen. All das möchte ich den ganz normalen Leuten vermitteln und sie dazu bewegen, ab und zu zum Himmel hochzuschauen. Ich glaube, das ist der unausgesprochene Sinn aller meiner Bücher. Die Leute dazu zu bringen, sich wieder in die Natur zu verlieben.«
Jude dachte darüber nach, wie lebhaft und strahlend er ausgesehen hatte, als er sprach. »Danke«, sagte sie, als er ihr den Kaffeebecher reichte, »das klingt wunderbar. Und nach einem Buch, das ich sehr gern lesen möchte. Das heißt, Sie steigen also in den Turm, um die Sterne zu beobachten? Ich habe die Luke im Dach entdeckt ...«
»Um Himmels willen!
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