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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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wieder in der Gegend sind«, sagte er mit einem warmen Lächeln.
    »Diesmal bleibe ich ein oder zwei Wochen«, erklärte sie, ging auf ihn zu und streichelte das Kaninchen. Es versuchte, sich unter ihrer Hand wegzuducken. »Oh, jetzt hab ich es erschreckt!«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie sind nicht böse, dass ich wieder mal unangemeldet hier auftauche.«
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte er und kraulte das Tier. »Komm schon, alter Junge, ist doch alles in Ordnung.« Sie standen sehr nahe beieinander, und das Kaninchen war ruhiger geworden. Es zitterte, ließ aber zu, dass Jude ihm mit den Fingern über den Rücken strich.
    »Ist das das Tier, das Sie in der Falle gefunden haben?« Sie konnte keinen Verband mehr entdecken.
    »Ja, schauen Sie mal, seine Wunde ist fast verheilt. Ich denke, ich kann es bald wieder freilassen.«
    Jude fuhr dem Kaninchen mit der Hand über die Ohren, die es flach auf den Rücken gelegt hatte. Dabei streiften ihre Finger Euans Hemd, was ihr ein überraschendes Gefühl der Intimität gab. Als ob das Tier zu verstehen geben wollte, dass es immer noch die Oberhand hatte, kuschelte es sich tiefer in das Hemd, als sie zu streicheln wagte. »Ich schätze, es würde Ihnen einfach wieder nach Hause folgen«, sagte sie.
    Euan sah besorgt aus. »Dann müsste ich jemanden finden, der es als Haustier haben möchte. Ich kann sie unmöglich alle hierbehalten. Besonders wenn ich unterwegs bin. Sie wohnen wieder bei Claire, nehme ich an? Vor ein paar Tagen bin ich mit der kleinen Puppe bei ihr vorbeigefahren, die Summer sich gewünscht hat, aber es war niemand zu Hause. Also habe ich sie auf die Türschwelle gelegt. Ich hoffe, sie hat sie gefunden.«
    Die Erwähnung von Claire schob sich zwischen sie wie eine kühle Brise. Jude hörte auf, das Kaninchen zu streicheln, und trat einen Schritt zurück.
    »Ich habe die beiden noch nicht gesehen, aber Summer hat sich bestimmt gefreut. Tatsächlich bleibe ich diesmal auf Starbrough Hall. Claires Haus ist so klein, dass es nicht fair wäre, sich länger dort einzunisten. Und die Wickhams waren sehr hartnäckig. Aber ich fahre nachher zum Blacksmith Cottage und kann gern nach der Puppe fragen.«
    »Danke«, sagte Euan und sah sie nachdenklich an. »Hey, was für ein Glück, dass Sie aufgetaucht sind. Ich brauche ein bisschen Hilfe, falls Sie Zeit haben. Sie haben doch keine Angst vor Pferden, oder?«
    »Nicht besonders«, entgegnete Jude vorsichtig. »Warum?«
    »Heute Nachmittag kommen ein paar Männer vorbei, um die Wiese zu mähen, und ich muss den Wohnwagen aus dem Weg schaffen. Robin, der Ackergaul, ist ans Ziehen gewöhnt, und Steve hat gesagt, dass ich ihn mir ausleihen könnte, um den Wohnwagen umzustellen. Aber als ich vorhin angerufen habe, war niemand da, und die Männer kommen in einer halben Stunde.«
    »Und was muss ich machen?«, fragte Jude ein bisschen ängstlich. Sie hatte nichts mehr mit Pferden zu tun gehabt, seit sie in ihrer Jugend nach Norwich gezogen war und ein paar Monate lang samstagmorgens Reitstunden genommen hatte.
    »Am wichtigsten ist es, Robin ruhig zu halten, während ich ihn einspanne«, erklärte er. »Ich sollte unseren kleinen Freund hier mal absetzen und Ihnen Robin vorstellen.«
    Die nächsten zehn Minuten verbrachte Jude damit, das alte Zugpferd mit Zuckerstücken milde zu stimmen, während Euan ihm das Geschirr anlegte. Dann führten sie Robin die Straße hinauf, über die Weide, und ließen das Pferd rückwärtsgehen, bis es zwischen dem Gestänge des Wohnwagens stand.
    »Wohin soll er ihn ziehen?«, fragte Jude, während Euan die Lederriemen überprüfte.
    »Unter die Bäume, nicht weit«, sagte Euan und nickte in die Richtung.
    Als es so weit war, zeigte Robin allerdings mehr Interesse daran, an dem süßen Gras zu knabbern, als den Wohnwagen zu ziehen. Außerdem waren die Räder in den vom Juniregen durchweichten Boden eingesunken, sodass sich das Pferd erst nach weiteren Zuckerstückchen und einer geheimnisvollen Übung, bei der Euan ihm in die Augen starrte und die Nasenlöcher aufblähte, überreden ließ, sich in Bewegung zu setzen. Mit Euan und Robin an der Spitze zuckelte der Wohnwagen schließlich von seinem Standplatz und ruckelte knarrend und schwankend unter die Pappeln an der gegenüberliegenden Seite der Wiese. Sie schirrten das Pferd gerade ab, als draußen vor dem Cottage ein kleiner Lastwagen vorfuhr. Anschließend hörte man das Klackern und Schleifen von Metall auf Stein, und dann tauchte in der

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