Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore

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Ich hoffe, Sie sind nicht hinaufgestiegen ...«
    Diesmal sah er wirklich besorgt aus. »Nein, nein, so dumm bin ich nicht«, sagte sie rasch, »keine Sorge.«
    »Ich weiß, wie die Luke funktioniert«, erklärte er. »Wenn man sie öffnen will, gibt es einen besonderen Trick. Aber die Leiter wackelt, und das ist nicht gut, um den Trick auszuprobieren. Ja, ich steige wie der alte Anthony Wickham den Turm hinauf, um die Sterne zu beobachten. Aber auch, um nachzudenken und mir Notizen zu machen. Sieht so aus, als käme ich auf gute Ideen, wenn ich da oben in dem kleinen Raum sitze«, sagte er mit verschränkten Armen und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Der Turm hat eine besondere Atmosphäre. Die allerdings nicht jedem gefällt.«
    »Ist das eine Anspielung auf Summer? Ich weiß genau, was Sie mit der Atmosphäre meinen«, erwiderte sie sachlich. »Für mich strahlt er sehr viel Geschichte aus, aber das ist es ja auch, was mich interessiert. Außerdem gibt es da ja ... also, es ist so, als ob jemand anwesend wäre. Ich musste an Anthony Wickham denken, wie er mit seinen Teleskopen da oben gesessen und sich die einsamen Nächte vertrieben hat. Obwohl ich nicht sagen könnte, dass es wie sein Echo war, das ich gespürt habe. Es gab nicht viel, was aussah, als hätte es ihm gehört. Nicht, dass ich herumgeschnüffelt hätte«, fügte sie hinzu.
    »Sie haben das gleiche Recht, dort herumzuschnüffeln, wie ich«, sagte er, lehnte sich an den Türrahmen und nippte an seinem Kaffee. »Ein paar Dinge habe ich auf dem Gelände gefunden ... halt, das erinnert mich an etwas.«
    Er stellte den Kaffeebecher ab und ging hinüber zu der alten Anrichte, die als einziges Küchenmöbel überlebt hatte, nahm etwas vom Regalbrett und reichte es ihr. »Was halten Sie davon?«, fragte er.
    »Das ist eine Münze, was sonst«, sagte sie und drehte das schwere, schwärzliche Metallstück um. »Vielleicht ein Penny.« Sie hielt die Münze ins Tageslicht und untersuchte sie. »Der Kopf eines Königs. Einer von den Georges, vielleicht, aber ich kann nicht entziffern, welcher.«
    »Ich glaube, es ist George I.«, sagte Euan, »König von Großbritannien von 1714 bis 1727. Ich habe im Internet nachgeschaut. Die Münze habe ich dort gefunden, wo ich den Muntjak begraben habe. Vermutlich sollte ich sie an John Farrell weitergeben, das ist der Mann, dem das Land gehört. Aber auf der Website, auf der ich nachgesehen habe, hieß es, sie sei nicht viel wert, und irgendwie halte ich ihn nicht für einen sensiblen Sammlertyp.«
    Jude schoss ein Bild durch den Kopf: Esther hatte beschrieben, wie Mr. Trotwood die ausgegrabenen alten Knochen um Mitternacht wieder beerdigte. Dabei war ihm unbemerkt ein Penny in das Loch gefallen. Jude hatte keine Ahnung, wieso ihr das jetzt eingefallen war. Aus der Erde, die Euan umgegraben hatte, hatte ein kleiner Knochen geragt. Sie schauderte. »Ich frage mich, ob es irgendwann eine richtige archäologische Grabung an der Stelle gegeben hat«, sagte sie, als ihr einfiel, dass noch jemand den Erdhügel gesehen hatte.
    »Oh, Euan, da war noch etwas Merkwürdiges. Ist Ihnen jemals eine Frau namens Marcia Vane über den Weg gelaufen?« Er schüttelte den Kopf. »Sie ist die Anwältin des neuen Landbesitzers. Hm, um ehrlich zu sein, ich glaube, mehr als nur seine Anwältin.« Jude erinnerte sich an die lockere Art, mit der Marcia die Hand auf John Farrells Arm gelegt hatte. »Ich habe sie kennengelernt, als sie nach Starbrough Hall gekommen ist, um mit Robert Wickham zu sprechen. Letzte Woche am Turm konnte ich gerade noch verhindern, in sie und einen Mann, wahrscheinlich Farrell, hineinzustolpern, was ziemlich peinlich gewesen wäre. Ich habe mich im Gebüsch versteckt, sodass sie mich nicht sehen konnten. Ich konnte nicht richtig verstehen, worüber sie gesprochen haben. Aber Farrell war eindeutig verärgert, weil der Drahtzaun durchgeschnitten worden war.«
    »Komisch, aber das war ich nicht. Ich hab ihn nur ein bisschen runtergedrückt, um drübersteigen zu können.«
    »Aber wer war es dann?«
    Wieder untersuchte Jude die Münze und das Profil des ersten deutschstämmigen Königs von England, der nie gutes Englisch gelernt hatte, und versuchte, den verwitterten Buchstaben einen Sinn abzuringen. Starbrough Folly, Anthony Wickham, Esthers Geschichte, die Münze. Alles wies zurück in die Vergangenheit. Sie ließ den Blick durch die Küche wandern, weil ihr plötzlich die außergewöhnliche Tatsache bewusst wurde, dass die