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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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entspannt mit Caspar. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was er denkt und ob er mich versteht.«
    Claire beobachtete sie ruhig. »Weißt du, Mark war auch nicht perfekt. Aber du scheinst das zu glauben.«
    Was für eine seltsame Bemerkung. »Für mich war er perfekt.«
    »Das Problem besteht darin, dass du ihn auf ein Podest gestellt hast, so als ob er niemals etwas falsch gemacht hätte. Und dann vergleichst du alles mit diesem Idealbild, dem niemand das Wasser reichen kann. Wie denn auch? Du gibst ja niemandem eine Chance.«
    »Du bist genau die Richtige, mir kluge Ratschläge zu geben«, erwiderte Jude scharf.
    »Das ist was anderes. Ich bin nicht auf der Suche«, sagte Claire hitzig. »Summer und ich, wir beide sind uns genug. Da müsste schon jemand ganz Besonderes kommen, damit sich das ändert.«
    »Also doch nicht Euan?«, schoss Jude zurück. »Du scheinst ihm mit Summer zu vertrauen.«
    »Da tue ich«, sagte Claire sanfter. »Würdest du nicht?«
    Jude erinnerte sich, wie zärtlich er mit allen lebendigen Geschöpfen umging, und nickte. Sie hatte eindeutig das Gefühl, dass Claire an Euan interessiert war, trotz all ihrer Proteste und der Behauptung, dass sie allein zurechtkam. Aber irgendwie war sie beunruhigt, wegen Summer.
    »Claire, weißt du eigentlich, dass Euan mal mit Summer zum Turm gegangen ist? Offenbar hat er ihr nicht gefallen.«
    Claire sah ein wenig überrascht aus. »Warum denn nicht?«, fragte sie dann mit merkwürdiger Stimme.
    »Ich weiß es nicht. Euan meinte, irgendwas hätte ihr Angst eingejagt. Tut mir leid, ich hab vergessen, es dir zu erzählen.«
    »Summer hat nie ein Wort darüber verloren.«
    »Vielleicht ist es auch nur ein Zufall.«
    »Ein Zufall? Wieso?«
    »Ach, ich dachte gerade ... ich glaube, es war ungefähr um die Zeit, als ihre Träume angefangen haben.«
    Claire starrte ihre Schwester an. In ihrem Gesicht spiegelte sich Unsicherheit. »Ich glaube, Mum wollte auch nicht da hin«, sagte sie schließlich.
    »Zu dem Turm? Aber du hast mir doch erzählt, dass ihr beide einmal fast bis dorthin gegangen seid.«
    »Ich hatte sie zum Babysitten bei Summer abgeholt. Du erinnerst dich an die Zeit, als sie wegen ihres Knies nicht Auto fahren konnte?«
    »Vor ein paar Jahren?«
    »Ja. Es war kurz nach Weihnachten. Ich hatte die Abkürzung über Starbrough Hall genommen, und ich kann mich daran erinnern, dass das Licht sehr merkwürdig war. Es war einer dieser winterlichen Sonnenuntergänge, bei dem die Sonne wie ein furchterregender roter Ball aussieht. Ich dachte, Mum wäre krank, weil sie nicht so munter schwatzte wie sonst, sondern nur aus dem Fenster in die Landschaft starrte. ›Alles in Ordnung?‹, habe ich sie gefragt, und sie sagte: ›Irgendwo da draußen muss Grans altes Haus sein. Ich hab danach Ausschau gehalten.‹ Damals war ich Euan noch nicht begegnet und wusste nicht, wo das Haus lag. Wir müssen direkt daran vorbeigefahren sein.«
    »Das passiert leicht, bei der hohen Hecke.«
    »Wie auch immer, wir sind oben auf dem Hügel angelangt, und du kennst doch den kleinen Pfad, der nach rechts abzweigt? Euan nennt ihn Foxhole Lane.«
    »Der Weg zum Turm. Ich wusste nicht, dass er einen Namen hat.«
    »Mum hat mich dazu gebracht, in den Weg einzubiegen und den Motor abzustellen. Es wurde bereits dunkel, und wegen der Bäume konnten wir nicht besonders viel sehen. Sie sagte, sie würde den Turm suchen. Natürlich meinte sie Starbrough Folly. ›Warum‹, habe ich sie gefragt, und ihre Antwort war wirklich merkwürdig. ›Ich will sehen, ob er immer noch so ist.‹«
    »Ob er wie ist?«, hakte Jude nach und lehnte sich nach vorn.
    »Das wollte ich auch gern wissen. Aber sie hat nicht geantwortet, sondern sah nur aufgeregt aus. Also sagte ich nur: ›Wir müssen aussteigen und zu Fuß gehen.‹ Ich half ihr aus dem Wagen, und wir sind bis zu den Bäumen gekommen. Dann hat sie ihre Meinung geändert und entschieden, dass wir zum Auto zurückgehen.«
    »Vermutlich hat ihr das Knie wehgetan.«
    »Ja. Aber das war es nicht allein, Jude. Es war, als hätte sie den Mut verloren. Ich hab sie nicht bedrängt. Um ehrlich zu sein, ich hatte auch ein bisschen die Nase voll. Wir mussten doch Summer abholen und waren schon spät dran, und es war auch keine gute Idee, in der Abenddämmerung im Wald rumzulaufen, noch dazu Mum mit ihrem Bein. Wie auch immer, als wir im Auto saßen und losfuhren, wurde sie wieder fröhlicher. Also hab ich die ganze Sache vergessen. Bis zu deiner

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