Die Kastratin
gelang, Giulias Hemd aufzunesteln, zerfetzte er ärgerlich den Stoff. Ihre linke Brust lag plötzlich frei. Er quetschte sie so fest zusammen, dass Giulia vor Schmerz aufstöhnte, und presste seinen nassen, kalten Mund auf die rosige Spitze.
Bisher hatte Giulia irgendwie noch gehofft, ihr Vater würde zur Vernunft kommen und von ihr ablassen. Als er seinen Unterleib nun heftig an ihrem rieb, spürte sie sein erregtes Glied durch den Stoff hindurch an der Hüfte und begriff, dass er nicht eher aufgeben würde, bis er sein Ziel erreicht hatte. Ihr Instinkt wollte sie zwingen, laut aufzuschreien und um Hilfe zu rufen. Doch eher würde sie sich die Zunge abbeißen, denn wenn wirklich Helfer ins Zimmer eindrangen, war ihre Rolle als Kastratensänger endgültig ausgespielt. Dann würde sie wegen der Dummheit und der Gier ihres Vaters vor einem päpstlichen Inquisitionsgericht landen, und das bedeutete ein Ende auf dem Scheiterhaufen – falls sie die Verhöre vorher lebend überstand.
Angst und Wut verdoppelten ihre Kraft. Sie warf sich heftig hin und her, bekam ein Bein frei und stieß das Knie nach oben. Sie traf zwar nur den Oberschenkel ihres Vaters, doch der Schmerz reichte aus, um ihn für einen Moment zurückzucken zu lassen. Sie wand sich unter ihm heraus, ließ sich zu Boden fallen und robbte blitzschnell aus seiner Reichweite. Als sie aufstand, bemerkte sie, dass ihr Hemd zurückgeblieben und ihre Nacktheit seinen lüsternen Blicken ausgesetzt war. »Warum kämpfst du denn dagegen an? Wir sind beide einsam, mein Kind, und können uns nur gegenseitig Trost spenden.« Er stand auf und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.
Giulia sah sich verzweifelt nach einer Waffe um, aber in ihrer Reichweite lag nur das kleine Messer, mit dem sie ihre Schreibfedern anspitzte. Damit konnte sie keinen kräftigen Mann abhalten. Ihr wurde auch schmerzhaft bewusst, dass sie selbst in diesem Augenblick nicht die Hand gegen den eigenen Vater erheben konnte. Trotzdem griff sie das Messerchen und hielt es in die Höhe. »Halt, Vater. Wenn du noch einen Schritt auf mich zugehst, töte ich mich selbst.« Zur Bekräftigung setzte sie die kurze, scharfe Klinge an die Stelle ihres Halses, an der die Schlagader hart und schmerzhaft pochte.
»Du verstehst mich nicht. Ich will dir doch nur Gutes tun.« Girolamo Casamonte starrte seine Tochter an, als könne er ihr Handeln nicht begreifen. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Sofort drückte sie die Klinge so fest gegen den Hals, dass ein roter Blutstropfen herausquoll. »Du wirst der Gräfinwitwe und später auch den Behörden einiges zu erklären haben.«
Ihre Entschlossenheit ernüchterte ihn jäh. Sein bisher zum Bersten gespanntes Glied fiel in sich zusammen. »Das würdest du doch nicht wirklich tun«, versuchte er abzuwiegeln. »Wenn du mir zu nahe kommst, werde ich es tun.« Es klang wie ein Schwur. Das Messer immer noch an die Kehle gepresst, stand sie hoch aufgerichtet vor ihm und wies auf die Tür. Girolamo Casamonte hob abwehrend die Hände und wollte noch etwas sagen. Doch ihr Blick und ein zweiter Blutstropfen, der über ihre Haut rann, ließ ihn schaudern. So drehte er sich um, riss den Riegel zurück und wankte mit hängenden Schultern hinaus.
Als er die Türe hinter sich geschlossen hatte, stürzte Giulia zu ihr hin und verriegelte sie mit fliegenden Händen. Sie konnte selbst kaum glauben, dass es ihr gelungen war, seiner Gier zu entkommen. Ekel stieg in ihr hoch. Gleichzeitig überkam sie ein Hochgefühl. Zum ersten Mal hatte sie sich gegen ihren Vater durchsetzen können. Sie nahm sich vor, dass es nicht das letzte Mal bleiben würde.
Jetzt erst bemerkte sie, dass sie das Messer immer noch krampfhaft umklammert hielt, und legte es mit einer Bewegung des Abscheus beiseite. Für einen Moment überlegte sie, ob es nicht besser wäre, sich der Gräfinwitwe anzuvertrauen und auf deren Gnade zu hoffen. Aber sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Die Burgherrin war eine Dame mit festen, teilweise sogar sehr starren Prinzipien und hatte mit Sicherheit nichts für eine Abenteurerin übrig, die als Kastrat verkleidet in ihre Dienste getreten war. Nein, mit der Sache musste sie ganz allein fertig werden.
Als ihr Blick auf das zerfetzte Hemd fiel, wurde ihr klar, dass sie das Geschehen dieser Nacht nicht vor Assumpta verbergen konnte. In einem Wutanfall packte sie die Fetzen und schleuderte sie in den Kamin. Sollte Assumpta sich ruhig fragen, wo das Hemd geblieben
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