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Die Kastratin

Die Kastratin

Titel: Die Kastratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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trug nur ein dünnes Hemd, durch das die Spitzen ihrer Brüste rosig hindurch schimmerten. Giulias Vater drehte sich zur Hausherrin um und nickte anerkennend. »Ihr habt wirklich wunderschöne und vor allem aufregende Nichten. Ich bin ganz begierig darauf, mit einer von ihnen allein zu sein.«
    Olimpia Cotturi verzog das Gesicht und hob den Zeigefinger. »Da Ihr fremd seid, kennt Ihr unsere Gewohnheiten nicht. Bei uns kommt man nicht einfach herein und winkt einem Mädchen zu, mit einem ins Bett zu gehen wie in einem gewöhnlichen Bordell. Meine Nichten sind alle fest mit Edelleuten aus Modena verbunden, die für alle ihre Kosten aufkommen. Dafür werden die Herren nicht nur mit den Freuden der Venus beglückt, sondern nennen ebenso schöne wie kluge Begleiterinnen und Freundinnen ihr Eigen.«
    »Ich hätte nichts dagegen, eines dieser hübschen Vögelchen für diesen Sommer als meine Freundin gewinnen zu können«, erklärte Girolamo Casamonte großspurig.
    »Ich werde Euch vormerken. Sobald eine meiner Nichten ihrer jetzigen Verpflichtungen ledig ist, könnt Ihr einen Kontrakt mit mir schließen.«
    »Dazu bin ich gerne bereit.« Girolamo Casamonte zeigte auf die am weitesten links sitzende Kurtisane, deren Busen fast ihr Kleid zu sprengen schien. »Wenn es möglich wäre, nehme ich diese.«
    »Es ist leider nicht möglich, da Norina auf unabsehbare Zeit in den Diensten des ehrenwerten Messer Torazzi steht.«
    Girolamo Casamonte seufzte enttäuscht, dann aber huschte ein listiges Lächeln über sein Gesicht. Er fasste die Hausherrin am Arm und zog sie nahe zu sich heran, damit niemand anderes mithören konnte. »Mir wäre fürs Erste schon mit einem kleinen, äh, Rendezvous heute Abend gedient. Das mit dem Kontrakt können wir später machen.«
    Frau Cotturi schob ihn verärgert von sich weg und rümpfte sichtbar die Nase. »Derzeit ist keine meiner Nichten frei.«
    »Ich würde auch die Kleine dort nehmen.« Giulias Vater zeigte auf die kleine Sängerin. »Donatella ist meine Tochter und noch Jungfrau. Derjenige, der sie als Erstes besitzen will, muss fünfhundert Golddukaten hinlegen können.« Olimpia Cotturi betonte das Wort Golddukaten und brachte Girolamo Casamonte damit aus der Fassung. »Fünfhundert Golddukaten?«, wiederholte er entsetzt. Das war eine Summe, die jenseits seiner Möglichkeiten lag. Giulia hatte in den letzten Jahren zwar um einiges mehr verdient, doch das Leben in Mantua, besonders die Besuche bei den gefälligen Damen, hatten das meiste davon aufgezehrt. Selbst die hübsche Gage, die ihnen die Gräfinwitwe von Falena ausgezahlt hatte, reichte bei weitem nicht, um für dieses Mädchen zu zahlen. Trotzdem dachte er nicht daran, klein beizugeben. »Es muss ja nicht gleich eine Jungfrau sein. Eine der vier dort am Tisch tut es auch. Da nur drei Herren hier sind, kann sich die vierte ja um meine Belange kümmern«, schlug er der Hausherrin vor.
    »Wenn eine meiner Nichten einen Kontrakt mit einem Herrn abschließt, steht sie nur ihm zur Verfügung und sonst niemand.« Olimpia Cotturi stampfte äußerst undamenhaft auf, und ihre Stimme erscholl nun so laut, dass sie das nächste Lied der Sängerin übertönte. Die drei Männer am Tisch hoben die Köpfe und starrten Girolamo Casamonte an.
    Der bemerkte nichts von der Aufmerksamkeit, die er erregt hatte, und winkte lachend ab. »Es merkt doch keiner, wenn eine der Schönen kurz ihr Hemd für einen anderen hebt.«
    Einer der drei Edelleute erhob sich und trat näher. »Macht dieser Gimpel Euch Ärger, Donna Olimpia?«
    »Gimpel!?« Girolamo Casamonte war zu betrunken, um diese Beleidigung so einfach hinzunehmen. »Entweder Ihr entschuldigt Euch bei mir, oder …«
    Der Edelmann verzog geringschätzig den Mund und stieß ihn mit der flachen Hand vor die Brust, so dass Casamonte mehrere Schritte zurück taumelte. »Was ›oder‹, Gimpel?«
    Casamonte ballte wütend die Fäuste und wollte zuschlagen. Sein Gegenüber wich ihm jedoch mit Leichtigkeit aus und traf ihn mit einem festen Hieb am Kinn. Giulias Vater flog gegen die Wand, versuchte sich dort festzuhalten und riss eines der Gemälde herab. Kurz entschlossen packte er es und wollte damit auf den anderen losgehen, sah sich jedoch mit einem Mal von drei Gegnern umringt.
    Ehe Girolamo Casamonte sich versah, prasselten die Schläge hageldicht auf ihn herab. Zu Beginn versuchte er noch, sich zur Wehr zu setzen, doch die drei wären auch dann zu viel für ihn gewesen, wenn er dem Wein im Löwen

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