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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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jederzeit in einem offenen Kampf besiegen konnte, wagte sie nicht mehr, ihm den Rücken zuzuwenden.
    Und dann war er plötzlich verschwunden – als hätten die düsteren Mauern ihn verschluckt. Hatte er ihr Mißtrauen bemerkt?
    Burra mußte von nun an doppelt vorsichtig sein. Allein hastete sie weiter. Wo ihr Ziel lag, wußte sie nicht. Nur, daß es irgendwo in der Nähe war.

5.
    Flackernde Lichterscheinungen warfen unruhige Schatten. Es fiel schwer, sich in dieser Umgebung zurechtzufinden. Mauerreste schienen zu lauernden Bestien zu werden, die dem Ahnungslosen nachstellten.
    Mehr als nur einmal fühlte Mythor sich versucht, Alton zu ziehen oder sich gar in Sicherheit zu bringen. Denn was er sah, konnte tödlich sein.
    Aber unbewegt folgte er den Traumtänzerinnen, die auf verschlungenen Pfaden tiefer in die Ruinen eindrangen.
    Die Sonne schickte sich an, im Meer zu versinken. Ihre Strahlen färbten den Himmel blutrot, während ein schwefliges Gelb am Horizont heraufzog.
    Keine hundert Schritte entfernt stand eine einsame Gestalt neben den hoch aufragenden Überresten des Turmes. Nur als Schatten zeichnete sie sich vor dem dunkler werdenden Hintergrund ab.
    Zuerst glaubte Mythor, daß es sich um eine der vielen Statuen handelte, dann aber sah er, daß sie lebte.
    Ein Schwert blitzte in ihren Händen.
    Im selben Augenblick erkannte er Burra.
    Doch wo war Yacub?
    Keine der Traumtänzerinnen beachtete die Amazone. Als Gerrek unmittelbar neben ihr vorüberstapfte, fürchtete Mythor schon, sie würde den Beuteldrachen mit einem einzigen blitzschnellen Hieb enthaupten, aber zu seiner Überraschung blieb Burra unbewegt. Nur ihn selbst musterte sie überaus eindringlich.
    War es ein Zufall? – Oder hatte die Kriegerin bemerkt, daß seine Augen nicht irislos waren wie die der anderen?
    Gleichmäßig schritt Mythor weiter aus. Auch ohne sich umzuwenden wußte er, daß Burra ihnen folgte.
    Der Sohn des Kometen fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl in seiner Haut. Zuviel stand auf dem Spiel. Bei der nächstbesten Gelegenheit stahl er sich seitlich davon. Er konnte dies unbemerkt tun, denn hinter ihm folgten Scida und Lankohr und dann erst die letzten Traumtänzerinnen.
    Mythor hatte die Stelle günstig gewählt. Zwei weit vorgezogene Mauersimse verbargen ihn vor den Blicken der anderen, während er selbst ungestört beobachten konnte.
    In gehörigem Abstand huschte der Gorganer dann hinter Burra her. Er sah die Vermummten, Scida, Gerrek und Lankohr nicht mehr, war aber überzeugt davon, daß die Amazone diese nicht aus den Augen ließ.
    Nach einer Weile – die Nacht war inzwischen hereingebrochen – verharrte Burra. Mythor vernahm Geräusche, als würde Holz über Stein schleifen. Eiserne Scharniere quietschten.
    Als wieder Ruhe herrschte, schlich er vorsichtig weiter. Lockeres Geröll knirschte unter seinen Füßen. Er verharrte und lauschte in die Finsternis, die schnell dichter wurde.
    War da nicht das Geräusch hastiger Atemzüge? Eng preßte Mythor sich an eine geborstene Säule.
    Wieder wurde eine schwere Tür geöffnet. Fahler Lichtschein fiel ins Freie. Der Sohn des Kometen sah Burra, das Schwert in der Rechten, in ein halbwegs erhaltenes Gebäude hineinhuschen.
    Dann herrschte erneut Dunkel. Er überlegte, ob er der Amazone folgen sollte, entschied sich aber dagegen, weil nicht auszuschließen war, daß sie ihm auflauerte.
    Also wartete Mythor. Die Nacht barg vielfältige Geräusche. Ein seltsames Klagen hallte über das Land. Unsagbare Pein drückte sich darin aus.
    Der Vollmond stand hoch am Himmel, von einem weiten, silbernen Hof umgeben. Schnell dahintreibende Schleierwolken glühten auf, wenn sie vor seinem Antlitz vorüberzogen.
    Bald war Mythor eingeschlafen. Nur fand er nicht wirklich Ruhe, denn beim leisesten Geräusch schreckte er auf.
    Erst allmählich erwachte zwischen den Ruinen ein vielfältiges Leben, das sich des Tags verborgen hielt. Schwärme von Fledermäusen erfüllten die Luft, und zwischen den Steinen huschten ellenlange, weiß gefärbte Echsen einher. Manche von ihnen näherten sich Mythor, aber eine flüchtige Bewegung genügte, um sie blitzschnell die Flucht ergreifen zu lassen.
    Irgendwann forderte dann doch die Erschöpfung ihr Recht. Der Gorganer erwachte erst, als hinter den Bergen bereits der erste helle Schimmer heraufzog. Krächzend stiegen einige Vögel auf, die sich nur wenige Schritte neben ihm niedergelassen und ihn unablässig beäugt hatten. Ihre Hälse waren kahl, und

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