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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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lediglich eine helle Federkrause unmittelbar am Halsansatz verlieh ihnen eine gewisse Schönheit.
    Hastig sprang Mythor auf und sah sich um. Aber niemand war in der Nähe.
    Er öffnete die Tür nur so weit, daß er mühelos hindurchschlüpfen konnte. Hinter sich zog er sie wieder zu und verharrte angespannt im Halbdunkel, das ihn aufnahm.
    Nichts rührte sich – niemand schien das durchdringende Knarren gehört zu haben.
    Ausgetretene Stufen führten hinab in eine ungewisse Tiefe. Eine erloschene Fackel an der Wand fühlte sich noch warm an. Mythor zog das Gläserne Schwert unter seinem Umhang hervor. Sein Leuchten wies ihm den Weg.
    Nach scheinbar einer kleinen Ewigkeit endete die steile Treppe. Von hier aus führte ein ebener Gang weiter.
    Schon nach wenig mehr als fünfzig Schritten teilte sich der Gang. Der Boden war hart und ließ keine Spuren erkennen. Aber noch während Mythor überlegte, in welche Richtung die Traumtänzerinnen sich mit seinen Freunden gewandt haben mochten, entdeckte er die Kerbe in der Wand. Jemand hatte sie mit einem scharfen Schwert hineingeschlagen, und die Schnittstelle war einwandfrei frisch. Nur Burra konnte dies getan haben.
    Kurzentschlossen folgte Mythor ihr.
    Bald verzweigte der Stollen sich abermals. Der Sohn des Kometen suchte und fand eine zweite Kerbe, der er nachging.
    Sehr schnell merkte er, daß er ein wahres Labyrinth betreten hatte. Immer wieder stieß er auf Seitengänge, die sich ihrerseits noch in Sicherheit verzweigten. Mythor folgte ausschließlich den Markierungen, die Burra hinterlassen hatte. Denn, daß ein Ortsunkundiger nur mit Mühe wieder aus diesem Gewirr hinausfinden würde, war offensichtlich. Manchmal trennten nur dünne Felswände einzelne Gänge voneinander. Tausend Schritte, die man in diesen Höhlen tat, mochten an der Oberfläche lediglich einer Entfernung von vielleicht fünfzig Körperlängen entsprechen.
    Die Luft hier unten war schal und stickig. Außerdem herrschte eine drückende Wärme, die einem den Schweiß aus den Poren trieb. Nur hin und wieder gab es Verbindungsschächte zu den Ruinen, durch die angenehme Kühle herabströmte.
    Mythor hoffte, bis zu Gaidel vorzudringen. In ihrer Nähe würde er wohl seine Freunde wiederfinden.
    Nicht weit vor ihm erhellte gleißender Lichtschein den Gang. Sonnenstrahlen fielen durch eine Öffnung in der Decke herein und zeichneten scharf abgegrenzte Kreise auf den Boden. Flimmernd stieg Staub auf.
    Mythor erschrak über den steilen Stand der Sonne. Einen halben Tag brachte er nun schon hier unten zu und war seinem Ziel nicht erkennbar nähergekommen.
    Ohne daß er sich dessen bewußt wurde, schob er Alton in die Scheide zurück. Kurz darauf zeigte sich, daß das Schicksal es gut mit ihm meinte, denn aus dem Licht kommend, schritten zwei Traumtänzerinnen auf ihn zu. Mit der Klinge in der Hand hätten sie ihn sofort als ungebetenen Eindringling erkannt – so aber verharrten sie, bis er an ihnen vorüber war. Keine fragenden Blicke, kein Versuch, seine Kapuze zu lüften. Erleichtert atmete Mythor auf.
    Doch schon wenig später mußte er feststellen, daß seine Freude verfrüht gewesen war. Das Gefühl, sich im Kreis zu bewegen, wurde übermächtig. Er gelangte in einen engen, doppelt mannshohen Stollen, dessen Wände von so eigentümlichen Gesteinformationen durchzogen wurden, daß es sie ein zweitesmal in dieser Anordnung sicher nicht gab. Aber genau dieses Muster hatte er vor kurzem erst gesehen.
    Es war sinnlos, Burras Markierungen noch länger zu folgen. Auch die Amazone fand sich also in diesem Labyrinth nicht zurecht.
    Mythor tat das, was er längst hätte tun sollen. Er hielt sich abwechselnd – rechts und links und konnte dadurch sicher sein, daß er wirklich vorwärtskam.
    Wieder war er auf den Lichtschimmer angewiesen, der von Alton ausging. Die beiden Traumtänzerinnen, denen er begegnet war, hatten Fackeln getragen. Nachträglich fragte er sich, weshalb sie ihn nicht angehalten hatten. Zum einen mochte es daran liegen, daß sie keinen Anlaß besaßen, ihn als Feind einzustufen, denn von ihm ging nichts aus, das böse zu nennen war, zum anderen konnte es sein, daß manche Vermummte sich auch in völliger Finsternis zurechtfanden. Wer trotz geschlossener Augen wußte, wohin er trat, der benötigte kein Licht. So wie Gerrek, Scida und Lankohr.
    Der Gedanke an sie beflügelte Mythors Schritt.
    Endlich gelangte er in eine geräumige Höhle. Auch hier herrschte Dunkelheit, wenngleich weit im

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