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Die Kathedrale der Ketzerin

Die Kathedrale der Ketzerin

Titel: Die Kathedrale der Ketzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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liebliche Tal blickte, durch das sich ein
Fluss schlängelte; viel zu schade für diese näselnden streitsüchtigen
Emporkömmlinge, von denen sich einer wichtiger fühlt als der andere. Kein
Nebel, der einem die Sicht versperrt, kein ewiger Nieselregen, der alle
Kleiderschichten durchdringt, hervorragende Weine, zartes Fleisch, schöne
Frauen und sogar milde Wintertage, an denen es sich ohne Pelz draußen gut
aushalten lässt.
    Eine Bewegung in der Ferne ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Es
sah ganz so aus, als nähere sich ein kleiner militärischer Trupp.
    »Eine Abordnung der Königin«, bemerkte Theobald von Champagne, der
neben Richard getreten war. »Die hohe Dame möchte offensichtlich verhandeln.«
    »Oder uns offiziell den Krieg erklären und die Zeit für eine
Feldschlacht ausmachen«, gab Richard zurück, den die Vorstellung, an der Seite
von Franzosen gegen Franzosen zu kämpfen, durchaus reizte.
    Theobald schüttelte den Kopf.
    »Ganz gewiss nicht.«
    »Und warum hat sie sonst das Heer mitgenommen, wenn sie es nicht
einsetzen will?«
    »Zur Abschreckung. Als Zeichen dafür, dass sie weiß, was wir
vorhaben.«
    Er schirmte die Hand gegen die Sonne ab und rief überrascht: »Seht
doch, da reitet gar eine Frau mit!«
    Richard von Cornwall schüttelte ungläubig den Kopf. Es war schon
schlimm genug, von einer Frau regiert zu werden, für einen Engländer etwas
wahrhaft Unvorstellbares, aber mit einem weiteren Weib bei möglichen
Verhandlungen aufzutreten, das schlug dem Fass den Boden aus. Verstehe einer
diese Franzosen!
    Der Vicomte von Thouars hingegen zeigte sich entzückt von Claras
Erscheinen und ließ augenblicklich ein Gemach für die Schwester des Grafen von
Toulouse herrichten.
    Den Hinweis Mauclercs, die junge Frau sei am Königshof aufgewachsen,
eine Vertraute der elenden Königin und somit eine mögliche Feindin und
Verräterin, wischte der Vicomte beiseite.
    »Kennt Ihr einen anderen Landesherrn, der sich dem Königshaus
erfolgreicher widersetzt hat als Raimund von Toulouse?«, fragte er in die
Männerrunde. »Wir schicken seine Schwester unverzüglich zu ihm. Mit einem
entsprechenden Brief, in dem wir ihn auffordern, sich uns mit seinen Truppen
anzuschließen.«
    »Vielleicht sollten wir zunächst hören, was uns die königliche
Abordnung anzubieten hat«, schlug Theobald vor. Er strich sich über das Wams
unter seiner seidenroten Tunika, in dem der Brief steckte, den ihm Clara bei
der Ankunft heimlich ausgehändigt hatte. Sein Zorn auf Blanka war nicht
verflogen, und er konnte sich nicht vorstellen, ihr die Schmach, die sie ihm
angetan hatte, jemals zu verzeihen, dennoch hatte sein Herz beim Anblick der
vertrauten Schriftzüge einen kleinen Hüpfer gemacht. Sie hatte nur drei Wörter
geschrieben: Theobald,
besinn dich .
    Seit der Lektüre spukte ein einziger kurzer Vers in seinem Kopf
herum: Ich
besinn mich und beminn dich.
    Grauenvoll. Er musste ihr so schnell wie möglich gegenüberstehen, in
ihre hochmütigen Augen blicken, den Spiegel ihres kalten Herzens.
    Das würde ihn endgültig von der Besessenheit kurieren, die schon so
viel Unheil angerichtet hatte, von der Leidenschaft, die ihm so viele Leiden
verschafft hatte und die beim Anblick der Schriftzüge unseligerweise wieder
aufgeflackert war. Er war sehr dankbar, als die anderen Barone ihn und seinen
Freund, den Grafen Heinrich von Bar, mit den Unterhandlungen betrauten. Als
bedeutendster Vasall des Königs, der sich zudem bei Hofe bestens auskannte, war
er die nahe liegende Wahl. Er schwor sich, diese Prüfung zu bestehen, gegen das
eigene Herz, gegen alle Gefühle anzukämpfen, die sich seiner in Blankas
Gegenwart möglicherweise wieder zu bemächtigen versuchten.
    Eisigen Blickes würde er ihr begegnen, ungerührt von ihrer Schönheit
mit ihr verhandeln, ihr beweisen, wie unversöhnlich der Spross des Hauses von
Champagne tatsächlich war. Vergangen waren die Zeiten, da sie ihn als Schoßhund
gehätschelt, als Hofhund angekettet und als Köter getreten hatte. Oh, wie sie
jetzt seinen Biss zu spüren bekommen würde!
    Während sich Theobald und Heinrich reisefertig machten, gab Richard
von Cornwall im kleinen Kreis zu bedenken, der Graf von Champagne sei einst
einer der engsten Vertrauten der Königin gewesen, habe ihr Loblied in
unzähligen Versen gesungen und könne von ihr möglicherweise umgestimmt werden.
Mauclerc hielt diese Sorge für unbegründet.
    »Enttäuschte Liebe«, meinte er, »zudem noch von Demütigungen
gekrönt,

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