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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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dazu. Den Grund dafür haben wir nie erfahren. Wir hatten noch eine Zeitlang brieflichen Kontakt, aber dann zog sie sich allmählich in ihre kleine Welt zurück. Arme Elizabeth!«
    Qwilleran verbarg seine persönliche Neugier, indem er fragte: »Und jetzt, wo Sie ihre geliebte Insel gesehen haben, was halten Sie davon?«
    »Es ist nicht der idyllische Ort, den wir erwartet haben«, gestand Edna. »Die Bambas sind reizend, aber wir bezweifeln, daß wir die ganzen zwei Wochen bleiben werden.«
    »Die Insel ist nicht einmal birnenförmig«, sagte Edith. »Wir sind beide Ufer mit Kutschen abgefahren, und die Insel ist ein gleichschenkliges Dreieck!«
    Edna sagte: »Das sollten Sie in Ihrer Kolumne schreiben, Mr. Qwilleran.«
    Als er zu den ›Vier Augen‹ zurückschlenderte, entwarf er – Pinselstrich für Pinselstrich – ein geistiges Bild der königlichen Familie: die Tochter, die nicht essen wollte… der Sohn, der nicht aufhören konnte, zu heiraten… der promovierte Jurist, der die Anwaltsprüfung nicht bestehen konnte (oder wollte)… der Arzt, der es vorzog, Tiere zu behandeln… die autokratische Mutter, die als Harpyie bezeichnet wurde.
    Zu Hause angekommen, schrieb er auf der Stelle einen kurzen Brief an Mrs. Appelhardt: »Habe Beiliegendes auf dem Naturpfad gefunden. Hoffe, Ihre Tochter ist bald wieder gesund.« Er unterschrieb mit »J. Qwilleran.« Dann machte er sich – mit dem Botanikbuch und dem silbernen Füllhalter – wieder einmal auf den Weg zum Urlauberservice.
    Shelley war im Laden. »Sie schon wieder?« sagte sie überrascht. »War die Wäsche nicht zufriedenstellend gebügelt?«
    »Keine Beschwerden«, sagte er, »abgesehen von den versengten Stellen am Hemdrücken.«
    Ihr entsetzter Blick verwandelte sich rasch in ein Lächeln. »Oh, Sie sind ein chauvinistischer Scherzbold! Was können wir jetzt für Sie tun?«
    »Könnten Sie diese beiden Dinge einpacken und sie zu einer Adresse an der West Beach Road bringen? Morgen reicht auch noch.«
    »Aber gern. Ich habe eine schöne Schachtel und Geschenkpapier mit Möwenmuster.«
    »Das ist kein Geschenk«, sagte er. »Andererseits möchte ich nicht, daß es aussieht wie eine selbstgebastelte Bombe. Hier ist der dazugehörige Brief, und das ist die Adresse.« Er blickte über ihre Schulter ans andere Ende des Raumes. »Soll sich Ihr Kater wirklich im Baby-Laufstall das Fell kratzen?«
    »Nein! Nein! Raus!« schrie sie, jagte ihn hinaus und knallte die Tür hinter ihm zu. »Irgendwer hat die Tür offengelassen. Das ist Hannibal, eine der streunenden Katzen, die hier wohnen.«
    »Eine ›streunende Katze, die hier wohnt‹, das klingt wie ein Widerspruch«, sagte er.
    »Hannibal weiß, wo gutes Futter zu holen ist. Wie hat Ihnen Ihr Lunchpaket geschmeckt?«
    »Der Hackbraten war ausgezeichnet. Könnten Sie mir einen ganzen Laib liefern, sagen wir, jeden zweiten Tag? Ich würde im voraus zahlen.«
    »Selbstverständlich!« sagte Shelley. »Fangen wir morgen an, Midge macht vier Pfund schwere für Sandwiches und zwei Pfund schwere als Imbiß.«
    »Zwei Pfund schwere reichen vollkommen.«
    »Ist er für Ihren Mitbewohner?« fragte sie und sah ihm fest in die Augen. »Ihr Mitbewohner ist ein Waschbär, stimmt’s?«
    Shelley sah so triumphierend drein und wirkte so zufrieden mit sich, daß er gutmütig sagte: »Wie haben Sie das erraten?«

 
    Am Freitagmorgen machte Qwilleran den Katzen zum Frühstück eine Dose Hummerfleisch auf. »Das ist jetzt für eine Weile das letzte Dosenfutter, das ihr kriegt. Den Rest eures Aufenthaltes hier werdet ihr hausgemachten Hackbraten bekommen, der jeden zweiten Tag per Fahrrad geliefert wird. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, daß ihr jetzt Waschbären seid.«
    Aufgrund des langen Kontaktes mit diesen beiden Feinschmeckern kannte er ihre Lieblingsspeisen: frisch gebratener Truthahn, hausgemachter Hackbraten und – nur erstklassiger – Lachs aus der Dose. Dennoch verschlangen sie den Hummer mit begeistertem Schmatzen, Schwanzwedeln und Klicken der Fangzähne am Teller. Yum Yum sah nach jedem Bissen auf, um sich zu vergewissern, daß Qwilleran noch da war. Danach sprang sie auf seinen Schoß; er trank Kaffee, streichelte ihr Fell und machte ihr überschwengliche Komplimente. Er nannte das ihre morgendliche Schmusestunde.
    An jenem Abend bekamen sie ihr Futter früher als sonst, weil Qwilleran zum Postamt gehen wollte, bevor es schloß. Er schnitt den Hackbraten in exakt bemessene Würfel –

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