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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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fünfundsechzig Millimeter, schätzte er. »Sagt nicht, daß ich nie etwas für euch tue«, sagte er zu den wartenden Katzen. Sie waren stiller und saßen etwas weiter entfernt als sonst. Er stellte ihnen einen großzügig gefüllten Teller auf den Boden und trat zurück, um sich an ihrer Verzückung zu erfreuen. Sie schlichen sich vorsichtig an und wichen zurück. Er probierte selbst ein Würfelchen. Es war vollkommen in Ordnung; ja, man konnte den Hackbraten guten Gewissens als… schmackhaft bezeichnen. »Probiert ihn! Er wird euch schmecken!« Sie gingen mit gesenktem Kopf und herabhängendem Schwanz davon.
    »Also, ich werde nicht hier stehenbleiben und für euch zwei Bälger Reklame für Katzenfutter machen!« Er ließ den Teller auf dem Boden stehen und zog sich für seinen Ausflug ins Zentrum um.
    Das Ferienzentrum bereitete sich auf ein – wie alle hofften – reges Wochenende vor, obwohl dahinter eher Wunschdenken als Zuversicht zu spüren war. Die Pferdedroschken standen aufgereiht am Anlegeplatz der Fähre. Für den Delikatessenladen und die Gemischtwarenhandlung wurden Vorräte entladen, vor allem Bier. Im T-Shirt-Laden hängte man als zusätzlichen Kaufanreiz T-Shirts mit ausgewählten Aufdrucken auf Wäscheleinen, die vor dem Geschäft aufgespannt waren.
    In derselben Stimmung hoffnungsvoller Ungewißheit fragte Qwilleran auf dem Postamt nach, doch es gab keine Post aus Oregon. Er nahm an, daß Polly einen vergnüglichen Urlaub hatte – nach Papageientauchern Ausschau hielt, mit ihrer Zimmerkollegin kicherte und über ihn redete.
    Eine Zeitlang sah er den Urlaubern zu, die mit Scharen von Kindern die Fähre verließen. Ihre Rufe unterbrachen die Stille am Seeufer: »Junge, häng dich nicht über das Geländer!… Mutti, hast du meine Rollerblades mitgenommen?… Guck mal, die vielen Pferde! Wofür sind denn die?… He, Daddy, kann diese Insel untergehen?«
    Unter den Ankommenden waren sechs Rucksacktouristen. Ihr riesiges Gepäck ließ darauf schließen, daß das die Leute waren, die an den Wochenenden am Leuchtturm gezeltet und sich auf der Düne als Drachenflieger betätigt hatten. Es waren gutaussehende junge Leute, fand Qwilleran: die Frauen wirkten gesund, die Männer sportlich, und alle zeigten viel sonnengebräunte Haut. Weiterhin befand sich unter den Ankommenden, deren Gepäck in eine Droschke geladen wurde, Dr. June Halliburton. Sie trug einen Sonnenhut mit schlapper Krempe, der ihre weiße Haut und das rote Haar schützte.
    In der Eingangshalle des Hotels nahm Qwilleran sich ein Exemplar der Freitagsausgabe des Moose County Dingsbums. Überrascht las er auf Seite eins folgenden Artikel:
    SCHLANGENBISS-OPFER PER RETTUNGSHUBSCHRAUBER VON INSEL GEBRACHT
Das Opfer eines Schlangenbisses wurde am Donnerstag mit dem Hubschrauber des Sheriffbüros von Pear Island ins Krankenhaus von Pickax gebracht. Elizabeth C. Appelhardt, 23, die den Sommer über im Grand Island Club wohnt, war heute nach der Behandlung in guter Verfassung, wie ein Sprecher des Krankenhauses mitteilte. Damit hat die Hubschraubermannschaft des Sheriffbüros diesen Monat bereits drei Rettungseinsätze geflogen.
    Der Sheriff war gewiß der einzige, der sich über diesen Bericht freuen würde, überlegte Qwilleran; er war ständig um seine Wiederwahl bemüht oder versuchte, mehr Mittel für die Ausstattung der Rettungsfahrzeuge zu bekommen. Der Königinmutter würde die Publicity mißfallen, weil sie ein Eindringen in die geheiligte Privatsphäre ihrer Familie darstellte. Das Opfer würde an der Erwähnung ihres Alters Anstoß nehmen. Don Exbridge würde explodieren, weil der Bericht klang, als sei die Insel gesundheitsgefährlich.
    Aus dem Büro des Geschäftsführers drang bereits Lärm, und Qwilleran konnte einen kahlen Schädel und wedelnde Arme sehen; Exbridge schrie: »Schafft diese verdammten T-Shirts vor dem Laden weg! Was glauben die, wo sie sind? In einem orientalischen Basar?«
    Als der Speisesaal geöffnet wurde, ging Qwilleran zur Tischreservierung.
    »Hallo, Mr. Qwilleran! Sie sind aber früh dran«, sagte Derek Cuttlebrink in der vollen Pracht seiner Piratenkluft, mit Dreispitz und goldenem Ohrring. »Sind Sie heute abend allein?«
    »Nein, ich habe meinen Freund Anatole France dabei.« Er hielt das Buch Die Insel der Pinguine hoch. »Ich hätte gerne einen ruhigen Tisch, an dem ich lesen kann – und für morgen abend möchte ich für acht Uhr einen Tisch reservieren lassen - für drei Personen.« Mit leiserer Stimme

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