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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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fragte er: »Hatten Sie schon Erfolg mit Ihrem Auftrag?«
    Derek nickte gewichtig. »Habe einen Kontakt geknüpft«, murmelte er, wobei er so tat, als studiere er die Reservierungsliste. »Wie wär’s mit Sonntag nacht? Ich habe früh Dienstschluß.«
    »Kommen Sie zum vierten Sommerhäuschen hinter der Pension.«
    Bei Krabbencremesuppe und Schweinskoteletts nach Cajun-Art las Qwilleran sein Buch zu Ende. Als er aus dem Speisesaal ging, war im Büro des Geschäftsführers ein weiterer Ausbruch zu hören. Eine Schimpftirade ertönte, und dann stürzte Dwight Somers aus dem Büro. Als er Qwilleran erblickte, sagte er: »Ich brauche einen Drink! Kommen Sie in die Bar.«
    Er ging voran zu einer ruhigen Nische und bestellte einen doppelten Martini. »Der Mann dreht durch, wenn nicht alles so läuft, wie er es geplant hat. Und man darf ja nicht versuchen, vernünftig mit ihm zu reden, sonst reißt er einem den Kopf ab. Es würde mich überraschen, wenn ich am vierten Juli noch hier bin. Entweder bin ich entlassen, oder ich sitze wegen Mordes im Gefängnis.«
    »Was ist denn jetzt wieder passiert?« fragte Qwilleran teilnahmsvoll.
    »Es ist schon komisch, Qwill. Die Sache mit dem Hühnerfleisch hat ihn nicht beunruhigt, weil er seinen Einfluß geltend machen konnte, um die Rückschlüsse, die man daraus ziehen konnte, zu unterdrücken, aber Kleinigkeiten treiben ihn zum Wahnsinn – wie die Demonstranten letztes Wochenende, die kritischen Leserbriefe und die Geschichte mit dem Schlangenbiß in der heutigen Zeitung. Er sagt: ›Wen interessiert es schon, wenn irgend so ’n hochnäsiges reiches Ding von einer Schlange gebissen wird?‹ Er sagt, das sind keine wichtigen Nachrichten. Er sagt, das schadet nur dem Image des Ferienzentrums, das ein Segen für die Gemeinde ist. Als in der Zeitung über die Entscheidung der Bezirksverwaltung berichtet wurde, daß Insektenvernichtungsmittel gesprüht werden soll, gingen alle möglichen Leute auf ihn los, und er gab euch Journalisten dafür die Schuld, weil ihr den Beitrag auf der Titelseite hochgespielt habt.«
    »Haben wir eine Tageszeitung oder eine Werbeagentur?« fragte Qwilleran.
    »Er ist nicht dumm; er weiß, daß er der Presse keine Vorschriften machen kann«, sagte Dwight, »aber er kriegt diese wahnsinnigen Wutanfälle! Wenn ich im Interesse der Öffentlichkeitsarbeit den Teufel an die Wand male, geht er auf mich los. Warten Sie, wenn Sie erst seinen letzten genialen Einfall hören!« Er kippte den Rest seines Drinks hinunter und winkte dem Kellner mit dem Glas.
    Qwilleran riet ihm, auch etwas zu essen zu bestellen. »Ich nehme Kaffee und ein Stück Kuchen… Okay, was ist sein letzter Geistesblitz?«
    »Nun ja, er hat Angst, daß wir zu viele Familien mit fünf Kindern und Picknickkörben kriegen statt der kultivierten Gäste, die er sich vorgestellt hat. Daher möchte er ein Mitsommernachts-Wochenend-Pauschalarrangement anbieten – alles vom Feinsten und auf dreißig Personen beschränkt, nur für Erwachsene. Es beinhaltet den Transport vom Festland in einem Privatboot; Blumen und Champagner auf den Zimmern; Frühstück im Bett; und am Tag der Sommersonnenwende ein Abendessen mit Tanz.«
    »Klingt gut«, sagte Qwilleran.
    »Er möchte das Ganze im Freien veranstalten, mit weißen Tischtüchern, frischen Blumen auf den Tischen, Gedecken mit je drei Weingläsern, Sturmlaternen, Musikern, die zwischen den Tischen herumspazieren und Kellnern mit weißen Jacken und schwarzen Fliegen. Keine Piraten-T-Shirts! Das alles wäre gut und schön, wenn es am Swimmingpool stattfände; sollte es regnen, könnten wir es nach drinnen verlegen. Aber der Haken ist folgender: Er will, daß die Veranstaltung am Leuchtturm stattfindet!« Dwight nahm einen tüchtigen Schluck von seinem zweiten doppelten Martini.
    »Können Sie sich die Logistik vorstellen, die etwas Derartiges erfordert?« fuhr er fort. »Erstens braucht man eine ganze Wagenflotte, um die Tische, Stühle, die transportable Tanzfläche, die Gedecke, Warmhalteplatten, den gekühlten Wein und die chemischen Toilettenanlagen zu transportieren. Da oben gibt es nichts Dergleichen. Dann braucht man eine Flotte von Droschken, um die Gäste hinzubringen. Der Boden hinter dem Leuchtturm ist uneben; wie soll man bewerkstelligen, daß die Tische und Stühle nicht wackeln? Der Wind kann die Tischtücher hin und her peitschen, die Servietten wegwehen, die Kerzen ausblasen, die Glaszylinder zerbrechen und sogar das Essen von den Tellern

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