Die Katze, die Domino spielte. Roman.
gerade um, da mein Mietvertrag ausläuft.«
Qwilleran murmelte etwas über das Speiseservice und seine Schwester und verließ das Geschäft. Er war überzeugt, daß das die Frau war, die er in der ›Seeräuberhöhle‹ gesehen und gehört hatte. Ein Prickeln an seinen Schnurrbartwurzeln sagte ihm, daß sie auch die Frau war, die mit dem Mann, der ertrunken war, Wein getrunken hatte.
Als nächstes ging Qwilleran zum Postamt. Er war sicher, daß Polly am Tag nach ihrer Ankunft eine Ansichtskarte abgeschickt hatte. Dann, überlegte er zynisch, war die Karte vom Wohnort ihrer Freundin auf dem Lande zum Hauptpostamt von Portland geschickt worden, danach quer durch das ganze Land zum Hauptpostamt von Minneapolis, von wo sie nach Pickax befördert und von der dortigen Post weiter auf die Insel geschickt wurde – über das Hauptpostamt von Milwaukee, das die ›Frühstücksinsel‹ nicht im Computer hatte und daher Pollys Ansichtskarte an das Büro für nicht zustellbare Briefe in Chicago weiterleiten würde. Zumindest, dachte er, funktionierte das so. Sicher war nur eins: Auf Pear Island war sie nicht angekommen.
Im Hotel traf er Dwight Somers in seinem Büro an und bat ihn, unter vier Augen mit ihm reden zu können. Sie schlenderten hinaus und gingen ans andere Ende des Swimmingpools.
»Worum geht’s?« fragte Dwight.
»Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten«, sagte Qwilleran. »Ich muß wissen, wie Noisette mit Nachnamen heißt und wer das Antiquitätengeschäft leitet. Sie muß mit dem Hotel einen Pachtvertrag oder sonst einen Vertrag abgeschlossen haben. Möglicherweise befindet er sich unter den Hotelakten?«
»Wahrscheinlich, aber leider habe ich keinen Zugang dazu.«
»Vielleicht könnten Sie sich ja irgendwie Zutritt zu den Räumlichkeiten verschaffen.«
»Ist es denn so wichtig? Okay, ich werde es versuchen.«
»Wenn Sie das tun, haben Sie etwas gut bei mir«, sagte Qwilleran. »Übrigens, ich komme morgen zum Mittagessen mit der Nixe in den Korsarensaal, falls Sie sie sich ansehen wollen.«
Dwight fragte: »Wie kommen Sie mit Ihrer Nachbarin aus?«
»Ich gehe ihr aus dem Weg, aber ich habe herausgefunden, warum sie vierhundert Meilen nördlich vom Rest der Welt arbeitet. Sie ist nach Lockmaster gekommen, weil es dort viele Pferde gibt und sie gerne reitet.«
»Sind Sie da sicher?« fragte Dwight. »Als wir ins Palomino Paddock Abendessen gingen und von Heuballen, Sätteln und Fotos berühmter Pferde umgeben waren, hat sie kein Wort vom Reiten gesagt. Außerdem hat eine Frau, die viel im Freien ist, nicht so ein blasses Gesicht.«
»Irgendwo stimmt da etwas nicht«, gab Qwilleran zu. »Wie ist Ihr Boß in letzter Zeit gelaunt?«
»Heute schäumt er vor Wut. Ein Fotojournalist von Ihrer Zeitung war hier und hat die Hotelgäste nach ihrer Meinung über die streunenden Katzen auf der Insel befragt. Don ließ ihn hinauswerfen und weigerte sich, einen Kommentar für die Zeitung abzugeben.«
Als Qwilleran aus dem Hotel ging, sah er auf einem der Schaukelstühle auf der Veranda eine hünenhafte Gestalt sitzen und heftig hin und her schaukeln. Er mußte zweimal hinschauen; er hatte den Polizeichef von Pickax nie in etwas anderem als in der offiziellen Uniform oder in voller schottischer Montur gesehen. Er ließ sich in den Schaukelstuhl neben Brodie fallen und sagte: »Andy! Was tun Sie denn hier?«
»Heute ist mein freier Tag, und wir haben einen Ausflug mit der Fähre gemacht – meine Frau und ich. Während sie T-Shirts für die Enkelkinder kauft, lasse ich meine glühenden Fußsohlen etwas abkühlen.«
»Was sagt sie zu dem Ferienzentrum?«
»Dasselbe wie wir alle: zu teuer und zu stark verbaut!« sagte Brodie. »Niemand auf dem Festland findet es gut, was sie mit unserer Frühstücksinsel gemacht haben. Als unsere drei Mädchen noch klein waren, fuhren wir immer mit ihnen hierher und veranstalteten Picknicks. Damals war das ein wilder, einsamer Strand.«
»Hatten die Inselbewohner etwas dagegen?«
»Nein, wir belästigten sie ja nicht. Wir benahmen uns anständig und machten nichts kaputt.«
Während sie sich unterhielten, merkte Qwilleran, daß in den Schaukelstühlen neben ihnen die Ohren gespitzt wurden. »Gehen wir zum Hafen hinunter, Andy«, schlug er vor.
Einer der Piere, der durch die Explosion auf dem Boot beschädigt worden war, wurde repariert und war gesperrt. Sie gingen ans Ende des längsten Piers und blickten zurück auf das Hotel mit seinem Flachdach, die Geschäftsstraßen
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