Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
Bart. Wir spielten Krocket und gingen segeln, und eines Tages nahm er mich auf eine Fahrt durch das Dark Village mit, genau wie Vater. Wir fuhren mit meiner Lieblingskutsche und meinem Lieblingspferd und nahmen einen Picknickkorb mit, um am Südufer zu Mittag zu essen. Ich war so glücklich! Ich dachte, ich hätte endlich einen großen Bruder gefunden, der mein Vertrauter werden würde.«
    Das Mietpferd schnaubte und stampfte mit den Hufen, aber Liz war in ihren Erinnerungen versunken.
    »Wir fuhren durch das Dark Village, und als wir zu dieser Weggabelung kamen, fuhr er nach links ins Unterholz. Ich sagte: ›Wohin fährst du? Diese Straße ist gesperrt!‹ Sein Mund zog sich zu einer häßlichen Grimasse nach unten, und ich kann Ihnen nicht wiederholen, was er sagte! Ich kann Ihnen nicht sagen, was er tun wollte! Ich sprang aus der Kutsche und lief schreiend auf die Uferstraße zu. Ein paar Fischer zogen gerade ihre Boote an Land, und ich sagte ihnen, ich sei von The Pines. Ich sagte, mein Bruder habe mir einen Streich gespielt und sei ohne mich davongefahren. Sie erinnerten sich noch an meinen Vater und brachten mich in ihrem Boot nach Hause. Es war voller nasser, glitschiger zuckender Fische, aber das war mir egal. Ich war froh und dankbar.«
    »Was haben Sie Ihrer Mutter gesagt?« fragte Qwilleran.
    »Ich konnte ihr nicht erzählen, was passiert war. Sie hätte mir nicht geglaubt. Ich sagte ihr, ich hätte plötzlich einen Blackout gehabt. Jack sagte ihr, ich hätte durchgedreht. Ricky sagte, das sei meine Trauer über Vater, und daß die Fahrt durch das Dark Village einen Anfall ausgelöst habe. Ich bekam dann den ganzen Sommer über eine Pflegerin, und Mutter schickte Jack nach Europa, während sie seine zweite Frau abfertigte. Das erwies sich jedoch als Bumerang, weil er in Italien eine Schauspielerin kennenlernte und wieder heiratete.«
    Am Horizont ertönte ein fernes Grollen, und Qwilleran fragte: »Ist das Donner? Oder wird Kanada von Raketen angegriffen?«
    »Das ist weit weg«, sagte Liz. »Manchmal hören wir zwei Tage und Nächte lang fernen Donner, bevor der Sturm uns erreicht. Es ist recht aufregend.«
    »Trotzdem sollten wir diesen müden Gaul in den Stall zurückbringen, damit er sein Nachmittagsschläfchen halten kann«, sagte Qwilleran.
    Im Stadtzentrum ging er wieder zum Postamt – keine Post von Polly – und rief eine Droschke, um Liz nach Hause zu bringen.
    »Ich habe das Gefühl, daß mir eine große Last von der Seele gewichen ist«, sagte sie. »Würden Sie mir einmal als mein Gast im Clubhaus Gesellschaft leisten?«
    Er willigte ein, hoffte aber, daß er die Einladung hinauszögern konnte, bis er wieder in Pickax und in Sicherheit war. Er hatte seine gute Tat getan – eigentlich gleich zwei. Er hatte teilnahmsvoll zugehört und zugelassen, daß er als eine Art Patenonkel adoptiert wurde. Aus praktischer Sicht hatte ihm die Bekanntschaft mit der königlichen Familie nichts gebracht; er hatte weder Material für seine Kolumne noch Hinweise für seine Ermittlungen erhalten. Außerdem würde er, sollte er je ein Buch verfassen, nicht über Leute wie die Appelhardts schreiben… Der Grund für diese asozialen Gedanken waren seine eigenen, unmittelbaren Sorgen, die Lyle Compton mit seiner beiläufigen Bemerkung geweckt hatte, daß Polly sich vielleicht entschließen könnte, in Oregon zu bleiben. Mit jedem Tag, an dem Qwilleran keine Ansichtskarte erhielt, verstärkte sich sein Unbehagen.

 
    Nachdem er seine Begleiterin in The Pines abgesetzt hatte, ging Qwilleran in die Eingangshalle des Domino Inn, um sich ein paar Zeitungen auszuleihen. Es waren nur wenige Gäste zu sehen, doch das war durchaus verständlich; es war ein Wochentag, und die Wettervorhersage für die kommenden fünf Tage war ungewiß. Man hörte noch immer ab und zu Donner. Er kam nicht näher; es war einfach nur eine Warnung vor etwas, das vielleicht nie eintreffen würde.
    Beim Obstkorb stellte er erfreut fest, daß die Birnen durch Äpfel ersetzt worden waren. Er nahm sich gerade einen roten und einen grünen, als der stellvertretende Leiter der Kommunikations- und Zustellabteilung auf ihn zustürzte – er hielt zwei Zettel und ein in Folie gewickeltes Päckchen von der Größe eines Ziegelsteins in der Hand und sagte ganz aufgeregt etwas in seiner Sprache, die Qwilleran jetzt vage zu verstehen begann. Soweit er es übersetzen konnte, hatte entweder Sherman Junge bekommen, oder Sheba fürchtete sich vor dem Donner,

Weitere Kostenlose Bücher