Die Katze, die für Käse schwärmte
und unergründlich, und man mußte sie einfach gern haben. Koko hob den Kopf und öffnete ein Auge. »Paß auf das Haus auf«, wies ihn Qwilleran an. »Ich fahre schnell in die Stadt.«
Es gab auch in Mooseville Geschäfte, aber er traute ihrem Fleisch nicht ganz. Fisch, ja. Lamm, nein. Er fuhr nach Pickax. In Toodles Supermarkt, wo er regelmäßig das Fleisch für sein Mittagessen kaufte, kannten ihn die Metzger und hackten ihm gern frisches Lammfleisch. Onoosh hatte keine Mengen angegeben, also kaufte er sicherheitshalber zwei Pfund. Beim Gemüsestand half ihm die Toodle-Schwiegertochter, eine Zitrone und drei Zwiebeln auszusuchen, doch sie sagte, sie führten keine frische Minze. »Die haben alle selbst welche im Hinterhof«, sagte sie. »Sie wächst wie wild.«
Dann stand er verwirrt vor dem Reisregal. Es gab Langkorn, Rundkorn, weißen, braunen, vorgekochten und gewürzten Reis.
Eine andere Kundin, gepflegter und besser gekleidet als die anderen Frauen im Geschäft, sagte: »Haben Sie Probleme, Mr. Qwilleran? Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Ich bin Elaine Fetter. Wir haben uns in der Bücherei kennengelernt, wo ich als freiwillige Mitarbeiterin tätig bin.«
»Ja, natürlich«, sagte er im Brustton der Überzeugung, als erinnere er sich wirklich. Sie war eine stattliche Frau, die Autorität ausstrahlte und entschieden über Reis Bescheid wußte. »Welchen Reis empfehlen Sie für… äh… Fleischbällchen?«
»Da nehmen Sie wohl am besten den weißen Rundkornreis. Haben Sie ein gutes Rezept für Fleischbällchen?« fragte sie. »Ich stelle gerade für die Freunde der Bücherei ein Kochbuch zusammen, und es wäre für uns eine Ehre, wenn Sie uns eines Ihrer Lieblingsrezepte abdrucken ließen. Ich weiß…«
In diesem Augenblick ertönte ein donnernder Knall! Beide zuckten zusammen.
»Mein Gott!« rief sie. »Was war das? Es hörte sich so nahe an!«
»Ich gehe lieber nachsehen«, sagte er. »Entschuldigen Sie mich. Danke für die Beratung.« Er nahm ein Paket weißen Rundkornreis aus dem Regal und ging mit seinen Einkäufen zur Kasse.
»Haben Sie diesen Knall gehört?« fragte der Kassierer. »Der war so laut, daß die Milch gerinnen könnte.«
»Klang eher nach einer Explosion auf der Pine Street«, sagte Qwilleran. »Vielleicht haben sie bei den Bauarbeiten an der Stables Row eine Gasleitung erwischt.«
Als er vom Parkplatz wegfuhr, rasten bereits Polizeiautos Richtung Innenstadt, und vom Krankenhaus und der Feuerwehr sah man die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge. Es war jedoch nicht auf der Pine Street gewesen. Der Verkehr auf der Main Street wurde umgeleitet. Er parkte bei der ersten Gelegenheit sein Auto und rannte Richtung Stadtzentrum.
Ein banaler und respektloser Gedanke schoß ihm durch den Kopf: Was immer da explodiert war, der Redaktionsschluß war bereits vorbei, und Arch Riker würde Zustände kriegen! Der Dingsbums würde erst am Montag darüber schreiben können, während WPKX das ganze Wochenende darüber berichten würde. Das schien in Pickax immer der Fall zu sein. So wie man am Freitag abend, wenn die Zahnarztpraxis übers Wochenende geschlossen ist, Zahnweh bekommt, passierten Katastrophen immer erst, nachdem die Freitagszeitung bereits in Druck gegangen war.
Die Fußgänger liefen in Scharen an den Schauplatz des Geschehens, und man hörte den Ruf: »Es ist das Hotel! Das Hotel ist in die Luft geflogen!«
Die Polizei hatte ein gelbes Band gespannt, um die Zuschauer von den Glasscherben und den Trümmern fernzuhalten, mit denen der Gehsteig und die Straße vor dem New Pickax Hotel übersät war. Man sah Geschäftsleute vor ihren Läden und Büros stehen… Farmer, die geschäftlich in der Stadt waren… Leute, die einkaufen gewesen waren, mit ihren Taschen… Teenager mit den Sportjacken der High School – sie alle standen und schauten. Viele waren entsetzt; andere fanden es aufregend; ein paar Leute meinten grinsend, es sei auch höchste Zeit gewesen, daß es in die Luft gesprengt wurde. Sanitäter mit Tragen liefen die Eingangstreppe hinauf. Der Gerichtspathologe kam mit einer ominösen schwarzen Tasche und wurde von der Polizei ins Gebäude geführt.
»Da gibt’s Tote«, sagten die Zuschauer.
Auf der anderen Seite des gelben Bandes standen einige Leute, die Qwilleran kannte. Um zu ihnen zu gelangen, lief er um den Häuserblock herum und durch die Hintertür in Amandas Einrichtungsatelier. Das Geschäft war leer. Er lief im Zickzack zwischen den ausgestellten Möbeln durch
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