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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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der Polizei von Pickax und dem SBI – den Bombenleger, der den Falschen ermordet hatte, würden sie nie fassen, dachte er. Die geheimnisvolle Frau von Pickax würde wie der Piltdown-Mensch in alle Ewigkeit umstritten bleiben.

 
    Mißmutig saß Qwilleran auf der Veranda mit Blick auf den See, ohne den endlosen blauen Himmel, die türkise Weite des Wassers und den weißen Schaum der Brandung am Ufer wahrzunehmen. Er versuchte, mit seinen Reaktionen klarzukommen. Er war traurig über den sinnlosen Tod eines Hotelangestellten – in einer Kleinstadt war jeder ein Freund oder ein Nachbar oder ein entfernterer Bekannter oder der Freund eines Freundes. Außerdem bedauerte er die mutwillige Beschädigung des Gebäudes, egal, wie schäbig seine Ausstattung oder wie unbeliebt sein Besitzer war. Und persönlich war er enttäuscht über das plötzliche Verschwinden der faszinierenden Frau, die gesagt hatte: »Nennen Sie mich Onoosh.« Ihm war eine exklusive Neuigkeit durch die Lappen gegangen; seine Vision eines Restaurants mit Mittelmeerküche auf einheimischem Boden hatte sich in Luft aufgelöst; und er hatte eine potentielle Lieferantin von Fleischbällchen in kleinen grünen Kimonos verloren. All diese Überlegungen führten zu dem Entschluß, die Hintergründe des Bombenanschlags zu eruieren. Es ging ihn nichts an; es war Sache der Polizei. Doch seine Neugier begann sich zu regen.
    Und jetzt hatte er ungewollte Andenken an sein nachmittägliches Abenteuer: zwei Pfund gehacktes Lammfleisch, eine Packung Reis und drei große Zwiebeln. Zitronenscheiben konnte er in sein Squunk-Wasser geben, ein harmloses Getränk aus einer hiesigen Mineralwasserquelle. Den Reis konnte er ins Geschäft zurückbringen; Mrs. Toodle würde ihm das Geld gerne zurückgeben. Und die Zwiebeln konnte er in die angrenzenden Wälder werfen – als Würze für die Nahrung eines umherziehenden Waschbären.
    Das Problem war… das Lammfleisch. Als die Katzen aus dem Gästezimmer torkelten, bot er ihnen eine Kostprobe an; sie waren nicht mal bereit, daran zu schnuppern. »Ihr undankbaren Snobs!« schalt er sie. »Da draußen gibt es arme Katzen, die nicht wissen, woher sie ihre nächste Maus nehmen sollen!« Das hatte er ihnen schon öfter gesagt, ohne daß es ihre Einstellung auch nur im geringsten geändert hätte. Sie liebten schottischen Räucherlachs, Austern, Hummerfleisch, Kaviar (frisch, nicht aus Dosen) und Muscheln.
    Seine nächste Idee – das Lamm Polly als Leckerbissen für Bootsie zu geben – würde zu peinlichen Fragen und schwierigen Erklärungen führen. Obwohl seine Freundin in jeder Hinsicht eine wunderbare Frau war, neigte sie zu übertriebenem Besitzdenken und unnötiger Eifersucht. Damit schied auch diese Lösung aus.
    Das Lamm Lois für ihren ständig brodelnden Suppentopf zu schenken, würde für einen bezirksweiten Aufruhr sorgen. In der Imbißstube gab es keine Geheimnisse, und zwei Pfund gehacktes Lammfleisch vom reichsten Junggesellen im nordöstlichen Teil des Mittleren Westens der USA würde zwei Monate lang Stoff für köstlichen Klatsch bieten.
    Also blieb noch Celia Robinson. Als seine sogenannte Geheimagentin hatte sie bewiesen, daß sie Instruktionen befolgen konnte, ohne Fragen zu stellen, und sie war wahrscheinlich der einzige Mensch in Moose County, der ein Geheimnis für sich behalten konnte. Er rief sie von der Hütte aus an, doch niemand hob ab. Also beschloß er, das Problemfleisch in die Tiefkühltruhe zu geben. Er wußte, Onoosh würde nicht wiederkommen, aber falls doch…
    Qwilleran und die Katzen kehrten in die Apfelscheune zurück. In der Hütte gab es keine Sturmschäden; es hatte ja auch keinen Sturm gegeben. Dieser September in Moose County war außergewöhnlich mild.
    Er gab den Katzen eine Dose Lachs und ging dann zu Lois, um das Freitagsgericht zu essen, Fisch und Chips. Einer der Teilzeitköche stand an der Friteuse, und Lois servierte an den Tischen, kassierte und tat ihren Zorn über den Bombenanschlag kund. Nur ein Mensch mit dreißigjähriger Erfahrung, der stets im Zentrum der Öffentlichkeit gestanden hatte, konnte so dramatisch schimpfen, zetern und wettern und dabei Kaffee einschenken und Geld herausgeben.
    Qwillerans Ankunft führte zu einer weiteren Tirade: »Oh!… Oh!… Haben Sie die Sechs-Uhr-Nachrichten gehört? Wissen Sie, wer getötet worden ist? Anna Marie! Lennys Freundin! Ein liebes Mädchen – hat keiner Menschenseele was zuleide getan. Warum sie? Warum sie?… Suchen Sie sich

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