Die Katze, die für Käse schwärmte
einen Tisch aus, Mr. Qwilleran. Heute gibt’s Fisch und Chips… Sie war erst zwanzig Jahre alt! Sie wollte Krankenschwester werden! Lenny und sie waren schon als Kinder zusammen. Sie gingen zusammen aufs College. Sie hat stundenweise als Hausmädchen im Hotel gearbeitet… Wie viele Stücke, mein Bester? Zwei oder drei? Krautsalat mit Sahne oder gewöhnlichen Salat?… Es heißt, die Polizei ermittelt. Ha! Was soll das bringen? Ein hübsches junges Mädchen, das das ganze Leben noch vor sich hatte – umgebracht! Man sollte vor Gericht gehen!… Braucht ihr Leute die Ketchup-Flasche noch?… Lenny hat mich gerade von zu Hause angerufen. Er hat sich hingelegt und es im Radio gehört. Er ist sehr tapfer, der Junge, aber innerlich leidet er – er leidet sehr. Er war derjenige, der ihr den Job besorgt hat. Das macht es doppelt schlimm… Will jemand Kaffee? Ich hab ‘ne frische Kanne… Bei der Explosion ist ein Kronleuchter auf Lennys Kopf gekracht, aber es ist nichts Ernstes. Sie haben die Wunde genäht und ihn nach Hause geschickt, aber bis die Schäden repariert sind, hat er keinen Job. Und das wird ewig dauern, wenn sie es dem alten Idioten überlassen, dem das Hotel gehört… Noch Brot? Haben Sie genug Butter? Das ist echte Butter, nicht dieses cholesterinarme Zeug.«
Qwillerans nächstes Ziel war die Zuckerbäcker-Straße. In dem Moment, in dem er beim Duncan-Haus nach der Klingel griff, riß Polly die Tür auf. Sie wirkte schrecklich traurig. Lynette stand mit nüchterner Miene im Hintergrund. Unisono fragten sie: »Hast du schon das Neueste gehört?«
»Ja«, sagte er. »Es ist Anna Marie Toms. Kanntest du sie?«
»Als sie in die High-School ging, hat sie als Hilfskraft in der Bücherei gearbeitet«, sagte Polly. »Ein reizendes Mädchen, so gewissenhaft.«
»Ihre Familie lebt in Chipmunk«, fügte Lynette hinzu, »aber es sind nette Leute. Sie gehen in unsere Kirche.«
»Es ist nicht fair, jemanden aufgrund seines Wohnorts zu beurteilen«, protestierte Polly. »Nun, gehen wir in den Salon.«
Qwilleran setzte sich und behielt den Tisch mit dem bodenlangen Überwurf im Auge. Lynette brachte koffeinfreien Kaffee und einen Kuchen aus der neuen Bäckerei.
»Es existiert ein Gerücht«, sagte sie, »daß jemand aus Lockmaster sich für das Hotel interessierte, und der alte Geizhals wollte zuviel Geld dafür. Also haben sie es aus Rache in die Luft gesprengt.«
Ein dummes Gerücht, dachte Qwilleran, aber solche Geschichten fielen im skandalhungrigen Pickax auf fruchtbaren Boden. Er sagte: »Gustav Limburger liegt im Krankenhaus. Er ist heute morgen die Eingangstreppe hinuntergefallen. Ich hatte ihn gerade über die Geschichte des Hotels interviewt, und ich wüßte gerne, wie es ihm geht, aber im Krankenhaus geben sie am Telefon keine Auskunft.«
»Ich kann es herausbekommen«, sagte Lynette. Sie arbeitete bei einem Arzt und hatte Beziehungen. Als sie zurückkam, zählte sie eine Vielzahl schlechter Nachrichten auf: multiple Brüche, fortgeschrittene Osteoporose, hoher Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und noch mehr.
»Ach, du liebe Güte! Er sollte mir eigentlich leid tun«, sagte Polly, »und doch…«
»Er ist ein Original«, sagte Qwilleran. »Kennst du ihn persönlich?«
»Ich hatte nur brieflichen Kontakt mit ihm. Jedes Jahr, wenn die Bücherei um Spendengelder bat, schickte er uns unser Kuvert mit zwei Eindollar-Scheinen zurück. Nie mehr, trotz der Inflation.«
»Besser als gar nichts«, sagte Lynette. »Übrigens, die Mitglieder der Familie Toms sind Patienten von uns, und ich sollte es eigentlich nicht erzählen – ich weiß, keiner von euch beiden wird es weitererzählen –, aber Anna Marie war bei uns in der Schwangerschaftsbetreuung.«
»Ach, du liebe Güte!« sagte Polly.
Qwilleran blies in seinen Schnurrbart; die verschiedensten Möglichkeiten gingen ihm durch den Kopf.
Dann riß sie sich zusammen und sagte fröhlich: »Also, was hast du heute nachmittag gemacht? Irgend etwas Interessantes?«
»Ich habe mit den Katzen einen Ausflug gemacht. Koko hat Yum Yum in letzter Zeit ziemlich traktiert, und das bedeutet, daß er ruhelos ist.«
»Elaine Fetter hat mich vor einer Weile angerufen und gesagt, daß sie dich bei Toodle getroffen hat. Du hast Zutaten für Fleischbällchen gekauft und wirst ihr für ihr Kochbuch dein Rezept für Fleischbällchen zur Verfügung stellen! Hast du Geheimnisse vor mir, Lieber?« schloß sie mit einem schelmischen Blick.
»Mrs. Fetter ist wohl etwas
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