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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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eingefallen.
    »Ja, ich erinnere mich an den jungen Gustav. Ich unterrichtete damals als frischgebackener Lehrer in einer Schule mit nur einem Klassenzimmer, und er tat mir leid. Er hatte seine Familie verloren und wohnte bei einer deutschsprachigen Familie. Sein Englisch war schlecht, und zu allem Übel herrschte nach dem Ersten Weltkrieg eine sehr deutschfeindliche Stimmung. Kein Wunder, daß er ein schlechter Schüler war. Er schwänzte häufig den Unterricht, lief ein paarmal von zu Hause weg und brach die Schule schließlich ab.«
    »Hat er nicht das Familienvermögen geerbt?«
    »Das ist wieder eine andere Geschichte. Es gab Gerüchte, daß seine Vormunde sein Geld schlecht verwaltet hätten. Und man erzählte sich, daß er nach Deutschland ging, um sich die Hörner abzustoßen und alles verlor. Ich weiß, daß er das Hotel Booze an die Pratts verkaufte und das New Pickax Hotel behielt. Ich habe gehört, es wurde gestern von einer Bombe zerstört.«
    »Anscheinend hat Gustav nie geheiratet«, bemerkte Qwilleran.
    »Soviel wir wissen, nicht. Aber wer weiß, was er in Deutschland getan hat? Als ich die Geschichte der Limburgers schrieb, versuchte ich ihn zum Reden zu bringen, aber er war verschlossen wie eine Auster.«
    »Er liegt jetzt im Krankenhaus, sein Zustand ist ernst.«
    »Nun, er ist ja schon in einem vorgerückten Alter«, sagte Homer – über einen Mann, der fünfzehn Jahre jünger war als er.
    Als Qwilleran Richtung Norden zum Limburger-Haus fuhr, passierte er an der Kreuzung der Ittibittiwassee Road den heruntergekommenen Dimsdale-Diner und sah, daß auf dem unkrautüberwucherten Parkplatz ein halbes Dutzend Fahrzeuge von Farmern stand. Das bedeutete, daß die Dimsdale-Diner Kaffee-, Klatsch- und Raucherrunde im Gange war. So nannte Qwilleran die ausgelassene Gruppe Kaffeetrinker, die sich ganz zwanglos in einer Pause zwischen den diversen Arbeiten auf der Farm trafen, um zu lachen, zu klatschen und Zigaretten zu rauchen. Er parkte seinen Wagen und wurde begeistert begrüßt.
    »Da ist Mr. Qwilleran!… Rück rüber und mach Platz für ein großes Tier aus der Innenstadt!… Nehmen Sie sich ‘nen Stuhl, Mann!«
    Qwilleran holte sich einen Becher abscheulichen Kaffee und einen altbackenen Donut und setzte sich zu den fünf Männern mit Farmermützen und Farmerjacken. Sie wandten sich wieder ihren Witzeleien, Gerüchten und Vorurteilen zu:
    »Die Bombe hat einer von denen selber gelegt. Darauf gehe ich jede Wette ein!«
    »Sie hätten das ganze Innere des Hotels in Schutt und Asche legen und dann ganz neu ausbauen sollen!«
    »Sieht aus, als wär ’ diese ausländische Biene daran beteiligt gewesen.«
    »Als der alte Gus davon erfuhr, mußten sie ihn ins Krankenhaus bringen.«
    »Was passiert mit dem Hotel, wenn er abkratzt?«
    »Er wird’s wohl dem Typen vermachen, der für ihn arbeitet.«
    »Das ist doch ein Witz! Gus ist viel zu knauserig, als daß er einen Penny verschenken würde – selbst nach seinem Tod!«
    »Der stirbt nicht, es sei denn, es fällt ihm ‘ne Methode ein, wie er alles mitnehmen kann.«
    »Ich wette, der hat ‘n paar Millionen im Hinterhof vergraben. Was meinen Sie, Mr. Qwilleran?«
    »Wenn Sie alles glauben, was Sie hören, kann man mit dem Geld, das in den Hinterhöfen von Moose County vergraben ist, die Staatsschulden bezahlen.«
    Alle lachten. Dann schoben sie ihre Stühle zurück und trotteten hinaus zu ihren blauen Pick-ups.
    Auf der Fahrt nach Black Creek machte Qwilleran einen Umweg über die Stadt Brrr, so genannt, weil es der kälteste Ort im ganzen Bezirk war. Er wollte mit Gary Pratt plaudern, dem Besitzer des Hotel Booze und freundlichen Gastgeber im Black Bear Café. Mit seinem zotteligen schwarzen Bart und dem schwerfälligen Gang war Gary selbst ein Bär von einem Mann. Er stand hinter der Theke, als sich Qwilleran auf einen Barhocker setzte.
    »Das übliche?« fragte er; er knallte einen Becher auf die Theke und griff nach der Kaffeekanne.
    »Und einen Bearburger – mit allem Drum und Dran«, sagte Qwilleran.
    Der Mittagsrummel hatte noch nicht eingesetzt, und Gary hatte Zeit, sich vor seinem Gast an die Theke zu lehnen. »Was spricht man so in Pickax?«
    »Über die Bombe. Was sonst?«
    »Wie hier.«
    »Haben Sie irgendwelche brillante Theorien über das Motiv?«
    »Nun, die Leute in Brrr glauben, daß es was mit dieser Ausländerin zu tun hat. Sie haben sie am Strand sitzen sehen und in den Touristenläden auf der Strandpromenade. Ihre Haare sind ihnen

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