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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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High-School-Kapelle stimmte ihre Instrumente. Eine Polizeisirene ertönte, und das Auto des Bürgermeisters tauchte auf. Es gab keine Jubelrufe; statt dessen verfiel die Menschenmenge in grimmiges Schweigen. Dann setzte die Kapelle mit dem Selbstvertrauen junger Musiker, die fast alle Noten kennen, zum Washington Post March an, und ein Polizeibeamter machte den Weg für den Bürgermeister frei. Gregory Blythe war ein gutgekleideter Börsenmakler mittleren Alters, der auf eine etwas unsolide Art gut aussah und unerträglich eingebildet war. Doch er wurde immer wieder gewählt; schließlich war seine Mutter eine Goodwinter.
    Dwight Somers applaudierte als erster, als Blythe auf ein kleines Podium stieg und ins Mikrofon sprach. »Zu diesem festlichen Anlaß möchte ich ein paar Worte über die Zukunft von Pickax sagen.«
    »Machen Sie es kurz!« schrie jemand aus der Menge.
    »Ein ausgezeichneter Rat!« erwiderte Blythe mit einem Lächeln in die Richtung des Zwischenrufers. Und setzte dann, ungeachtet des Gemurmels unter den Zuhörern und des mangelnden Interesses, zu einer viel zu langen Ansprache an.
    Schließlich rief eine schrille Kinderstimme: »Wo sind die Luftballons?«
    »Man lasse Luftballons aufsteigen!« ordnete der Bürgermeister an.
    Zwei Fotografen stürzten nach vorn. Man brachte Scheren. Das Band wurde durchschnitten. Und als die Kapelle zu The Stars and Stripes Forever ansetzte, stiegen hinter der Stahles Row bunte Luftballons auf, und die Menschen liefen auf die neuen Geschäfte zu, die Souvenirs und Kostproben versprochen hatten.
    Qwilleran erspähte einen kräftigen jungen Mann mit dichtem Bart, der wie ein Bär herumstapfte. »Gary!« rief er. »Was führt Sie hierher? Die Souvenirs, die Erfrischungen oder die Luftballons?«
    »Ich sehe mir nur meine Konkurrenz an«, sagte der Besitzer des Black Bear Café. »Ich glaube, ich werde Pasteten in meine Speisekarte aufnehmen, aber nur nach traditionellen Rezepten. Ich kenne eine Frau, die den Teig mit Nierenfett macht.«
    »Was sagen Sie zu den Stahles?«
    »Das Gebäude ist schick. Die Spoonery ist eine gute Idee. Aber der Pasty Parlor ist total meschugge. Er wird von Leuten aus dem Süden unten geführt – ein nettes Paar – aber die können eine Pastete nicht von einer Pizza unterscheiden… Also, bis bald! Vergessen Sie nicht das Radrennen am Sonntag.«
    Qwilleran beobachtete eine Zeitlang die Menschen und ging dann in das Geschäft, das die wenigsten Besucher anlockte. Die Küchenboutique wurde von Sharon Hanstable geführt.
    »Ihr Bericht über das Truthahnbraten war phantastisch!« sagte sie zur Begrüßung. »Heißt das, daß Sie jetzt zu kochen anfangen?«
    »Erst wenn die Hölle zufriert. Ich habe den Kurs nur unter Zwang besucht.« Er sah sich die Küchengeräte an, die seinem Lebensstil so fremd waren: Knoblauchpressen, Muskatnußreiben, Pastetenpinsel. »Wofür sind diese Messer mit den merkwürdigen Klingen?«
    »Das sind Käsemesser«, sagte Sharon. »Das mit der breiten Klinge ist für krümeligen Käse; das spitze ist für Hartkäse; das schmale, quadratische ist für weiche und halbweiche Käse.«
    »Ich nehme ein Set. Seit das Sip ‘n’ Nibble aufgemacht hat, werde ich allmählich zum Käsespezialisten. Und die Katzen auch!… Und was sind das für runde Dinger?« Er deutete auf ein paar kreisförmige Gegenstände aus weichem Gummi mit dem Aufdruck ›Küchenboutique‹.
    »Nehmen Sie einen für Polly mit«, sagte sie. »Damit kann man Gläser und Flaschen öffnen, die schwer aufgehen. Es funktioniert wirklich!«
    Plötzlich blickten sie beide zum Eingang. Die Kapelle hatte aufgehört zu spielen, und man hörte laute Stimmen, darunter zornige Schreie.
    »Hört sich nach einem Krawall an!« sagte Qwilleran und stürzte zur Tür. Er hörte gerade noch das Klirren von zerberstendem Glas. Eine Sirene ertönte. Die Menschen strömten zum südlichen Ende des Häuserblocks; andere liefen davon. Augenzeugen riefen der Polizei etwas zu und deuteten mit den Fingern. Und das junge Paar, das den Pasty Parlor eröffnet hatte, blickte bestürzt auf ihr eingeschlagenes Schaufenster.
    Während Qwilleran dastand und zusah, tauchte Lori Bamba hinter ihm auf. »Was ist passiert, Qwill?«
    »Eine Anti-Pasteten-Demonstration«, sagte er. »Militante rechtsgerichtete Demonstranten haben gegen subversive Zutaten in der Füllung protestiert.«
    Mit dem unangenehmen Gefühl, daß sich die Dinge in Pickax änderten – und zwar zu schnell –, verließ er

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