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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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dachte, fand er, daß die Zubereitung eines Truthahnbratens eigentlich gar nicht so schwierig war, und der Ofen tat den Rest. Wenn man die Anweisungen befolgte, konnte das nicht schwerer sein als Reifenwechseln – vielleicht sogar leichter. Er würde eine große Pfanne mit einem Eisenrost brauchen. Zwar gab es in der Scheune zwei große Bratpfannen, aber die wurden für andere Zwecke benutzt. Inzwischen heulten die Katzen in fünf Oktaven, und er verbannte sie in die Besenkammer, bis er den Karton öffnen und den plastikverpackten Truthahn in den Kühlschrank geben konnte.
    Zur vollen Stunde drehte er WPKX auf, um etwas über das Radrennen zu erfahren: wie viele Teilnehmer gestartet, wie viele ausgefallen, und wie weit die besten gekommen waren. Statt dessen hörte er eine bestürzende Meldung:
    »Heute morgen wurde ein Angler tot aufgefunden, der aufgrund von zahllosen Bienenstichen ums Leben gekommen war. Wie der Gerichtspathologe mitteilte, war das Opfer von so vielen Bienen angegriffen worden, daß er praktisch erstickt ist. Die Leiche wurde in einer gemieteten Hütte am Ufer des Black Creek entdeckt, die dem Fischereiunternehmen Scotten gehört. Zur Zeit sind noch keine weiteren Informationen verfügbar, doch die Polizei gibt bekannt… daß das Opfer kein… Einwohner von Moose County war.«
    Der letzte Satz wurde mit Nachdruck ausgesprochen und war typisch für WPKX. Er bedeutete: Keine Sorge; er war keiner von uns.
    Qwilleran verspürte plötzlich den Drang, Aubrey Scotten zu besuchen.
    Wie immer, wenn etwas Ungewöhnliches passierte, war er interessiert an der öffentlichen Meinung, und so hielt er unterwegs am Dimsdale Diner. Am Sonntag morgen standen keine Pick-ups auf dem zerfurchten Parkplatz, und um den großen Tisch saßen keine rauchenden, lachenden Farmer. Er setzte sich auf den einzigen Hocker an der Theke, der noch einen Sitz hatte; die anderen standen da wie eine Reihe grimmiger Pfähle in einer Panzersperre. Er sagte zu dem verschlafenen Mann an der Theke: »Ich nehme eine Tasse Ihres berühmten bitteren Kaffees und einen Ihrer köstlichen drei Tage alten Krapfen.« Der Mann schlurfte davon, um die Bestellung herzurichten. Im Hintergrund knatterte ein billiges Radio.
    Qwilleran fragte: »Wo haben Sie dieses Radio gekauft? Es hat einen ausgezeichneten Klang.«
    »Hab’s gefunden«, sagte der Mann an der Theke.
    »Haben Sie von dem Mann gehört, der von Bienen getötet worden ist?«
    »Ja.«
    »Wer war es? Wissen Sie das?«
    »‘n Angler.«
    »Wissen Sie, ob er mal hier drin war?«
    »Nein.«
    »Anscheinend war er allergisch gegen Bienengift.«
    »Wahrscheinlich.«
    Eines Tages würde Qwilleran eine Kolumne über die kurz angebundene Subkultur von Moose County schreiben. Es war ein Hobby von ihm, sie in ein Gespräch zu verwickeln. »Das ist der beste Kaffee, den ich je getrunken habe! Schmeckt toll!« erklärte er. »Wie heißen Sie?«
    »Al.«
    »Vielen Dank, Al. Einen schönen Tag noch.«
    Es war wirklich ein schöner Tag, und typisch für Moose County: sonnig – und gerade kühl genug für einen Pullover. An einem solchen Tag ragte Gustav Limburgers rotes Ziegelhaus mit dem Flair einsamer Erhabenheit aus dem grünen Unkraut auf. Er fuhr in den seitlichen Hof und hupte. Die Tür des Honigschuppens stand offen, und nachdem er ein zweites Mal gehupt hatte, tauchte eine deprimierte Gestalt in der Tür auf. Das war nicht der große, fleischige Mann, der so begeistert von seinen Bienen, von Lois’ Pfannkuchen und der deutschen Bibel, die er erben würde, gesprochen hatte. Sein ganzer Körper wirkte niedergeschlagen, und das rundliche Gesicht hing herunter.
    Qwilleran sprang aus dem Auto und ging auf ihn zu. Er sagte: »Erinnern Sie sich an mich? Jim Qwilleran. Ich möchte ein paar Gläser Honig kaufen.«
    Wortlos verschwand Aubrey in der Dunkelheit des Schuppens und kam mit zwei flachen Gläsern zurück. Der Handel lief schweigend ab.
    »Schöner Tag, nicht wahr?« fragte Qwilleran.
    Aubrey blickte sich um, um zu sehen, was für ein Tag es war und nickte dann geistesabwesend.
    »Wie geht es Mr. Limburger?«
    »Wie immer, glaube ich«, sagte er mit seiner schrillen Stimme.
    »Haben Sie gehört, daß Lois ihr Restaurant geschlossen hat?«
    Der Bienenzüchter nickte benommen.
    »Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Job auf der Truthahnfarm?«
    Er zuckte die Achseln. »Er ist… okay.«
    »Hören Sie, Aubrey! Ist mit Ihnen alles in Ordnung? Haben Sie irgendein Problem?« fragte Qwilleran aus Neugier und aus

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