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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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aussprach. Das japanische Wort mit dem Doppel-i würde die Korrekturleser beim Dingsbums verwirren. Nach all den Jahren war ihnen das QW in seinem Namen noch immer nicht ganz geheuer.
    Das Wohnhaus der Fetters war eine alte Farm, die mit viel Geld renoviert worden war und der jetzt offene Terrassen und Rampen ein zeitgenössisches Aussehen verliehen. Die Frau, die ihn begrüßte, war dieselbe stattliche, selbstsichere, gepflegte Dame, die ihm in Toodles Supermarkt Rundkornreis empfohlen harte.
    »Kommen Sie doch rein, trinken wir erst mal eine Tasse Tee im Wohnzimmer«, sagte sie. Sie führte ihn durch geräumige, mit Antiquitäten aus Kiefer und Kirschholz eingerichtete Räume – in eine große Küche mit einem Herd mit sechs Kochplatten, einer Reihe von Backöfen und Regalen mit Kochbüchern. Durch ein Eisengeländer vom Kochbereich abgetrennt war eine Ecke mit einem Kamin und Windsor-Stühlen, die rund um einen Schragentisch standen. Das Geländer sah aus wie der fehlende Teil des Limburger-Zauns.
    Qwilleran sagte: »Das gäbe eine spektakuläre Reportage für unsere neue Haushaltsseite. Mit Ihrer Erlaubnis könnte John Bushland Fotos machen. Haben Sie einen professionellen Innenausstatter engagiert?«
    »Nein, das waren alles meine eigenen Ideen, obwohl Amandas Atelier ein paar Sachen für mich bestellt hat. Ich nenne es die Schaltzentrale des Hauses. Hier verbringe ich den Vormittag und probiere Rezepte aus und experimentiere mit neuen Gerichten. Wissen Sie, ich leite nicht nur die Erstellung des Kochbuches für die Freunde der Bücherei, sondern schreibe auch selbst ein Kochbuch.«
    Mit ihrer Erlaubnis stellte er seinen Kassettenrecorder auf und fragte dann: »Könnten Sie kurz beschreiben, wie man Shiitake züchtet?«
    »Natürlich! Zuerst suchen Sie sich eine junge, gesunde Eiche. Wenn die Blätter abzufallen beginnen und bevor sie im Frühling austreibt, schneiden Sie sie ab. Sie sollte zehn bis fünfzehn Zentimeter Durchmesser haben, mit einer Rinde von genau der richtigen Stärke.«
    »Was ist die richtige Stärke? Das klingt ja fast schon esoterisch.«
    »Ach was! Das lernt man durch das Studium und Erfahrung. Man schneidet den Stamm in Klötze von einem Meter zwanzig Länge und kauft die im Handel erhältlichen Hyphen; in die Holzklötze bohrt man Löcher, die man mit den Hyphen beimpft und dann versiegelt. Danach werden sie drei Monate lang inkubiert.«
    »Und während dieser Inkubationszeit macht man gar nichts?«
    »O nein! Man muß die Feuchtigkeit gleichmäßig halten, indem man sie gelegentlich durchtränkt oder häufig mit einem leichten Wasserstrahl begießt. Ein elektrischer Wasserstandsanzeiger mißt die Feuchtigkeit im Inneren der Holzklötze.« Sie erklärte die Vorgangsweise gewandt und prägnant, als hätte sie eine Lektion aus einem Lehrbuch auswendig gelernt. »Sechs bis neun Monate nach der Impfung kann man die Ernte erwarten.«
    »Und was tun Sie mit Ihrer Ernte?«
    »Ich verkaufe sie an Restaurants und an die besseren Märkte in Lockmaster. Die hiesigen Lebensmittelhändler finden sie zu teuer, obwohl Shiitake-Pilze als delikater und nahrhafter gelten als gewöhnliche Pilze. Wenn wir uns die Laube angesehen haben, wo sie wachsen, werde ich Shiitake-Pilze für Sie sautieren – mit Petersilie, Knoblauch und frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer.«
    Von der Küche traten sie durch gläserne Schiebetüren auf eine Terrasse, gingen dann eine Rampe hinunter und über einen asphaltierten Weg zu einem bewaldeten Fleck am Ufer eines Flusses. Dort waren im Halbschatten kreuz und quer die Holzklötze aufgestapelt; etliche standen auch aufrecht um einen Pfahl herum. Auf einigen sprossen kleine Knöpfe. »Sie beginnen gerade Früchte zu tragen«, sagte sie. »Und die da drüben können schon geerntet werden.« Sie zeigte auf Holzklötze, die ringförmig von großen, in einem braunweißen Muster gefurchten Pilzen mit untertassengroßen Köpfen umwachsen waren.
    Qwilleran dachte: Im Vergleich dazu sehen gewöhnliche Pilze nackt aus. Er dachte an einen Satz in der Enzyklopädie und fragte: »Gelten Pilze noch immer als Aphrodisiakum?«
    »In bezug auf Pilze herrschten in der Vergangenheit alle möglichen abergläubischen Vorstellungen, und so wird es auch immer bleiben«, erwiderte sie. »Es gab eine Zeit, da durften Frauen Orte, wo Pilze gezüchtet wurden, nicht betreten; man glaubte, daß die Anwesenheit einer Frau die Ernte vernichten würde.«
    »Wann war das? Im

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