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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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echter Sorge.
    Zwei Tränen liefen über das weiche Gesicht und wurden mit einem Ärmel weggewischt.
    Qwilleran schlüpfte in die Rolle des großen Bruders. »Kommen Sie, setzten wir uns hin und reden wir darüber. Das wird Ihnen guttun.« Er nahm den jungen Mann am Ellbogen und führte ihn zu einer wettergegerbten Bank vor dem Honigschuppen. Eine Weile saßen sie schweigend da. »Es tut mir leid, was in Ihrer Hütte passiert ist. Haben Sie den Mann gekannt?«
    Aubreys Atem war eine Reihe tiefer Seufzer. »Er war mein Freund.«
    »Wirklich? Wie lange haben Sie ihn gekannt?«
    »Sehr lange.«
    »War er schon einmal hier oben?«
    Wieder nickte er müde.
    »Und die Bienen haben ihm nie etwas getan?«
    Keine Antwort.
    »Wo waren Sie, als es passierte?«
    »Im Haus.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Ziegelhaus.
    »Anscheinend hat er irgend etwas getan, was die Bienen geängstigt oder aufgeregt hat.«
    Aubrey zuckte die Schultern, die eine schwere Last zu tragen schienen.
    »Ich wünschte, ich wüßte, was ich sagen oder tun könnte, um Ihnen zu helfen, Aubrey. Sie dürfen den Mut nicht verlieren. Besuchen Sie den alten Mann im Krankenhaus; kümmern Sie sich um die Bienen. Es dauert eine Weile, bis man sich vom Schock einer solchen Tragödie erholt. Beschäftigen Sie sich. Versuchen Sie, immer nur einen Tag hinter sich zu bringen.« Während er Platitüden von sich gab, dachte er an einen Morgen vor noch gar nicht so langer Zeit, als in Lois’ Imbißstube der Bombenanschlag erwähnt worden war und der sensible junge Mann gesagt hatte: »Es ist jemand umgekommen.« Dann war er aus dem Lokal gestürzt, ohne seine Pfannkuchen aufzuessen. Jetzt war ein langjähriger Freund ums Leben gekommen – und zwar durch seine eigenen Bienen, was die Sache noch schrecklicher machte. Wenn Bienen nach einem Stich starben, bedeutete das, daß Aubrey viele Bienen von seinem Schwarm verloren hatte? Er war ein einsamer Mensch, der sich nach einem Freund zu sehnen schien. Er mochte Lois, weil sie freundlich war; Gary im Black Bear Café war freundlich; seine Bienen waren seine Freunde. Dieses Stichwort griff Qwilleran auf und sagte: »In solchen Zeiten hilft es, mit einem Freund zu reden, Aubrey. Ich möchte, daß Sie mich als Ihren Freund betrachten und mich anrufen, wenn ich Ihnen helfen kann… Hier ist meine Telefonnummer.« Qwillerans Körperhaltung strahlte dieselbe Ehrlichkeit aus wie seine Worte.
    Aubrey nahm die Karte und nickte, während er sich wieder mit dem Ärmel über das Gesicht fuhr. Dann überraschte er Qwilleran, indem er ihm zum Auto folgte. »Die Polizei war da«, sagte er besorgt.
    »Das ist bei einem Tod durch Unfall reine Routine. Es muß die Polizei und die Rettung und der Gerichtspathologe eingeschaltet werden. Was hat die Polizei gesagt?«
    »Sie haben mich ständig über die Bienen ausgefragt. Könnten sie mich für das, was meine Bienen getan haben, verhaften?«
    »Natürlich nicht! Die Polizisten stellen immer eine Menge Fragen. Sie kommen vielleicht auch wieder und fragen Sie noch mehr. Antworten Sie ihnen einfach wahrheitsgemäß, ohne lange Erklärungen abzugeben. Wenn sie Ihnen das Leben schwermachen, sagen Sie es mir.«
    Auf dem Heimweg klopfte sich Qwilleran häufig mit der Faust auf den Schnurrbart. Sein Instinkt und ein gewisses Gefühl auf seiner Oberlippe sagten ihm, daß hinter der Geschichte mehr steckte, als auf den ersten Blick zu sehen war. Außerdem war Koko das ganze Wochenende sehr erregt gewesen, ein sicheres Zeichen, daß er versuchte, ihm etwas mitzuteilen. Und er warf immer wieder das Buch Wilder Honig vom Regal.
    Vom heruntergekommenen, trostlosen Black Creek fuhr Qwilleran nach West Middle Hummock, wo sich zwischen sanften Hügeln und gewundenen Straßen elegante Anwesen schmiegten. Die Lanspeaks wohnten dort. Und die Wilmots. Elaine Fetter hatte den Sonntag nachmittag für das Interview über Pilze vorgeschlagen, weil sie wochentags vollkommen von ihrer Arbeit als freiwillige Mitarbeiterin in Anspruch genommen war.
    Er hatte sich mit Hilfe der Enzyklopädie darauf vorbereitet und erfahren, daß eßbare Pilze sich durch Sporen vermehren, zum Großteil aus Wasser bestehen und ein seltsames Fortpflanzungssystem haben. Obwohl er kein Gärtner war, wußte er, daß man ein Radieschen pflanzen und dann ein Radieschen bekommen konnte, doch die Fortpflanzung der Pilze war von unergründlichen Geheimnissen umgeben.
    Mrs. Fetter hatte sich auf Shiitake spezialisiert, die sie Schie-tack-ie

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