Die Katze, die für Käse schwärmte
es kaum erwarten.«
»Montag paßt perfekt«, sagte Qwilleran. »Ich werde den besten Tisch in der Old Stone Mill reservieren lassen und Sie um sieben Uhr abholen.« Sie wohnte, wie er jetzt erfuhr, in Indian Village, eine gute Adresse, wo viele Singles Wohnungen der gehobeneren Klasse hatten.
Als er in das ›Grüne Zimmer‹ zurückging, kam er zu dem Schluß, daß er es viel schlimmer hätte treffen können. In der Redaktion war Sarah stets geschmackvoll gekleidet und sprach mit kultivierter Stimme. Außerdem gab sie regelmäßig intelligente Kommentare über seine aktuelle Kolumne ab und erwähnte nie seinen Schnurrbart. Nach der Schminksitzung und dem Haarstyling, das im Paket enthalten war, war sie gewiß eine Begleiterin, mit der man sich sehen lassen konnte. Außerdem war alles für einen wohltätigen Zweck. Und er war froh, daß Sarah Plensdorf Danielle Carmichael aus dem Rennen gedrängt hatte.
Nach seiner Rückkehr in die Scheune rief er sofort Polly an, um ihr die Neuigkeit zu berichten.
»Sarah Plensdorf! Was für eine Überraschung!« rief sie. »Nun, ich bin froh, daß sie dich ersteigert hat, Qwill. Sie ist ein ganz reizender Mensch.«
»Ich kenne sie nur als Leiterin des Redaktionsbüros, und sie scheint tüchtig zu sein und ein angenehmes Wesen zu haben. Was ich mich frage, ist: Kann sie es sich leisten, fünfzehnhundert Dollar zu bieten?«
»Da bin ich sicher. Sie gibt der Bücherei großzügige Spenden. Die Plensdorfs haben in der Frühzeit mit Holzwirtschaft ein Vermögen verdient, und ich kann mir vorstellen, daß sie eine hübsche Summe geerbt hat.«
»Ich verstehe«, sagte Qwilleran. »Weißt du irgend etwas über ihre persönlichen Interessen?«
»Nur, daß sie Knöpfe sammelt.«
»Knöpfe!« wiederholte er ungläubig. »Habe ich recht gehört?«
»Nun, ja. Hast du letztes Jahr ihre Sammlung in der Vitrine der Bücherei nicht gesehen? In deiner Zeitung wurde auch darüber berichtet.«
»Ich habe die Ausstellung nicht gesehen, und den Artikel habe ich auch nicht gelesen!« erklärte er trotzig.
»Wann gehst du mit ihr essen?«
»Am Montag abend.«
»Wenn du davor etwas über Knöpfe nachlesen willst, es gibt in der Bücherei ein oder zwei Bücher darüber.«
»Vielen Dank für den Vorschlag, aber… nein, danke. Ich werde improvisieren.«
Qwilleran war kein Frühaufsteher, aber am Sonntag morgen verließ er um halb acht Uhr die Scheune und fuhr nach Kennebeck. Der bewaldete Hügel im Süden der Stadt war auf beiden Straßenseiten von Autos, Kleinbussen und Pick-ups gesäumt. Jene, die früh gekommen waren, um einen guten Blick zu haben, frühstückten neben ihren Autos. Um halb neun waren alle Fotoapparate gezückt.
Zuerst kam ein Auto des Sheriffbüros langsam über den Kamm des Hügels und fuhr den langen, sanften Hang hinunter, gefolgt von über hundert eleganten, leichten Rennrädern, deren Fahrer mit ihren Helmen über die Lenkstange gebeugt waren. Qwilleran hoffte, Lennys grünes Trikot mit der Nummer 19 auf dem Rücken würde nicht unter ihnen sein. Als die Gewinner der Gold- und Bronzemedaille vorbeifuhren, brach spontan Applaus aus, doch der Gewinner der Silbermedaille war nirgends zu sehen. Die Polizeibeamten hatten ihn also gefunden und aus dem Verkehr gezogen; wahrscheinlich war er jetzt auf dem Weg nach Duluth.
Das Rennen war schön anzusehen – bis ein Gewehrschuß ertönte. Die Menschenmenge verstummte. Ein zweiter Schuß erklang, und die Eltern schoben ihre Kinder zu ihren Autos. »Nur ein Kaninchenjäger«, rief jemand. Dennoch sprach der Mann auf dem Motorrad, der das Rennen begleitete, in sein Mobiltelefon, und der Wagen des Sheriffbüros kam zurück.
Qwilleran dachte: Alle sind nervös. Sie waren ihr ganzes Leben an die Schüsse der Jäger gewöhnt. Was so ein Mord ausmacht!
Als er zur Scheune zurückkam, warf er schnell einen Blick in die alte Truhe, bevor er die Hintertür aufschloß. Zu seiner Überraschung lag etwas darin: ein Karton mit der Aufschrift »Ein Produkt der Cold Turkey Farm. Gewicht: zwölf Pfund. Bis zum Verbrauch tiefgekühlt aufbewahren, dann im Kühlschrank auftauen.«
Bestechung, dachte Qwilleran, doch dann fiel ihm ein, daß Bestechung eine moralische Verfehlung in Großstädten war. Auf dem Lande, 400 Meilen nördlich vom Rest der Welt, halfen die Nachbarn einander und erhielten nachbarliche Dankesbezeigungen, die sie auch mit Anstand annahmen. Die Frage war: Was sollte er mit dem Truthahn anfangen? Wenn er an Mildreds Kurs
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