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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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verabredet.«
    »Ist sie sehr beeindruckend?« fragte Polly besorgt.
    »Nicht unbedingt. Sie ist eine liebenswürdige Gastgeberin, hat aber jeden Bezug zur Realität verloren. Ich weiß nicht, wie ich mit ihr über das Immobiliengeschäft reden soll.«
    »Ist das Casablanca so toll, wie du gedacht hast?«
    »Ja und nein, aber ich würde gerne ein Buch über die Geschichte des Hauses schreiben. Ich wünschte, du wärst hier, Polly, damit wir darüber reden könnten.«
    »Ich wünschte auch, ich wäre bei dir. Du fehlst mir, Qwill.«
    »Es gibt hier ein paar interessante Restaurants, die wir ausprobieren könnten.«
    »Qwill, etwas macht mir Sorgen. Angenommen, ich ziehe in deine Wohnung...«
    »Warte einen Augenblick!« schrie er ins Telefon. »Ich kann dich nicht hören!« Sie mußten ziemlich lange warten, weil über dem Haus ein Hubschrauber kreiste. »Okay, Polly. Entschuldige. Was hast du gesagt? Ein Hubschrauber war über dem Gebäude und hat einen fürchterlichen Krach gemacht. Die Katzen hassen das!«
    »Was ist denn los?« fragte sie.
    »Keine Ahnung. Der Hubschrauber ist jede Nacht da. Manchmal leuchten sie mit ihrem Suchscheinwerfer sogar in mein Fenster.«
    » Mein Gott, das ist ja furchtbar! Ist das nicht verfassung swidrig?«
    »Also, was wolltest du darüber sagen, wenn du in meine Wohnung ziehst?«
    »Angenommen, ich ziehe ein, und dann fällt das Projekt mit dem Casablanca ins Wasser, und du beschließt, nach Hause zu kommen!«
    »Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es soweit ist«, sagte Qwilleran. »Ruf mich an, wenn irgend etwas Interessantes passiert, oder auch wenn nichts Interessantes passiert.«
    »Das mache ich, Liebling.« .
    »A bientôt«, sagte er gefühlvoll.
    »A bientôt.«
    Manchmal wünschte er, er könnte die Worte finden, um auszudrücken, was er Polly sagen wollte. Er war von Berufs wegen überaus versiert im Umgang mit Worten, doch dieser Frau gegenüber, die er so gerne hatte, blieb er oft stumm; aber sie verstand ihn. Er fühlte sich plötzlich jeglicher menschlicher Gesellschaft beraubt und dachte daran, Amber Kowbel anzurufen, fand dann aber, so bedürftig war er nun wieder auch nicht.
    Koko saß aufrecht, in seiner dreisten Haltung, mit schräggestellten Ohren und Schnurrhaaren, auf dem Scrabble-Tisch. Er hatte irgend etwas angestellt; Qwilleran sah es ihm an. Eine kurze Suche ergab, daß etliche Scrabble-Steine unter dem Tisch auf dem Boden lagen.
    »Du Witzbold! Du glaubst wohl, das ist lustig!«
    »Rrrrrrrrrrr«, machte der Kater.
    »Was ist das für ein neuer Laut, den du da produzierst? Es hört sich an, als würde ein Scrabble-Stein in deinem Hals stecken.«
    Qwilleran bückte sich, um die Steine aufzulesen, und im selben Augenblick sprang Koko vom Tisch und schlug ihn dabei mit dem Schwanz auf die Wange, was sich anfühlte wie ein Peitschenschlag.
    »Bitte! Paß auf deinen Schwanz auf!«
    Steifbeinig ging Koko aus dem Raum, drehte sich einmal um und blickte verächtlich über die Schulter. Kokos Verachtung traf einen mitten ins Herz.
    Qwil leran überlegte: ›Habe ich etwas Falsches gesagt? Will e r mir etwas sagen?‹
    Wie unter Zwang versuchte er aus den Steinen, die Koko hinuntergeworfen hatte, ein Wort zu bilden: L, F, U, S, B, R, T und wieder F. Beim ersten Versuch kam er auf BUS, doch das war nur fünf Punkte wert. FURT brachte sieben Punkte. (Er fing schon an, in Punkten zu denken.) FRUST war noch besser – acht Punkte –, doch mit BLUFF bekam er ganze zwölf. Qwilleran beglückwünschte sich – schön, langsam bekam er den Dreh heraus.
    Draußen im Vo rzimmer trällerte Koko seine neue Melodie : »Rrrrrrrrrrrr!«

 
    Als Qwilleran am Donnerstagmorgen die Katzen bürstete und ihnen ihre tägliche Dosis Streicheleinheiten gab, erhielt er einen Anruf von Jeff Lowell von Grinchman & Hills. »Ich habe gehört, Sie wollen ein Buch über das Casablanca schreiben«, sagte er.
    »Das spricht sich aber schnell herum.«
    »Ich habe gestern abend Mary Duckworth getroffen. Der Grund, warum ich Sie anrufe, ist folgender: In unseren Archiven sind Fotos aus dem Jahr 1901, auf denen das Haus von außen und von innen zu sehen ist. Sie können sie gerne verwenden. Wir haben sogar Bilder von Harrison Plumbs maurischer Suite im zwölften Stock mit den geschnitzten Holzgittern, ornamentalen Fliesen und Eisentoren – phantastisch!«
    »Wurden eigentlich nach der Renovierung im Art-déco-Stil je Fotos von der Wohnung gemacht?«
    »Soviel ich weiß, nicht. Damit hatte

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