Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
Fine.«
»Aus welchem Anlaß?«
»Kein Anlaß. Er gibt nur gerne an. Er kann manchmal ein rechter Dussel sein, aber das Essen ist immer gut – besser, als wenn ich koche – und er kennt den ganzen Klatsch.«
Da brauchte Qwilleran nicht weiter zu überlegen. »Ich nehme an«, sagte er.
»Cocktails um sechs. Straßenkleidung«, sagte sie. »Warten Sie auf jemanden?«
»Auf den Pizzamann. Übrigens, Amber, ich muß zu meiner Schande zugeben, daß ich Ihren Nachnamen nicht weiß.«
Sie sagte etwas wie ›Cowbell‹.
»Buchstabieren Sie das.«
»K-o-w-b-e-l. Da kommt Ihre Pizza, Qwill. Ich muß laufen. Ich bin schon spät dran.«
Die Pizza war gut – besser als jede Pizza, die er in Moose County gegessen hatte, das mußte er zugeben. Er gab den Katzen eine Kostprobe vom Käse und ein Häppchen von der würzigen Wurst. Dann machte er sich per Knopfdruck eine Kanne Kaffee und ging damit in die Bibliothek. Er wollte Scrabble lernen – vor allem die Punkteregeln und den Wert der einzelnen Buchstaben –, um sich für sein bevorstehendes Turnier mit der Gräfin vorzubereiten. Er klappte das Brett auf und legte die Steine auf dem Tisch aus Teakholz und Chrom aus. Dann begann er kreuzweise Worte zu bilden, wobei er sich bemühte, sowohl auf Prämienfelder zu kommen als auch Worte zu bilden, die viele Punkte brachten. Koko war auch da und beobachtete den Vorgang aus nächster Nähe, als wäre er kurzsichtig. Unvermittelt hob der Kater den Kopf und lauschte. Nach etwa einer Minute klopfte es an der Wohnungstür.
Niemand hatte vom Hauseingang aus geläutet, daher war es offensichtlich ein Hausbewohner, und durch Qwillerans Kopf zuckte eine Vision: Es war die wunderschöne Winnie Wingfoot! Andererseits, überlegte er, konnte es auch Rupert sein. Trotzdem warf er rasch einen Blick in den Spiegel, glättete seinen Schnurrbart und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, bevor er die Tür öffnete.
Eine Frau in einem Pelzmantel stand draußen, und es war nicht Winnie Wingfoot. Es war Isabelle, die nicht mehr ganz junge Schnapsdrossel. Sie hielt eine Flasche in der Hand. Er sah sie schweigend an.
»Hallo«, sagte sie.
»Guten Abend«, erwiderte er kühl.
»Haben Sie Lust auf ’nen Drink?« fragte sie mit kokettem Augenaufschlag und winkte mit der Flasche. Mit ihrer anderen Hand hielt sie den Mantel geschlossen, und er wollte sich gar nicht ausmalen, was sie wohl darunter trug, wenn sie überhaupt etwas anhatte.
»Nein, danke, ich trinke nicht, aber danke für das Angebot«, sagte er in einem monotonen Tonfall, der entmutigend wirken sollte.
»Kann ich hineinkommen?« fragte sie.
»Sie müssen mir verzeihen, aber ich bin gerade bei der Arbeit, und ich muß einen Termin einhalten.«
»Woll’n Sie nicht mal an was anderes denken als an Ihre Arbeit?« Sie öffnete ihren Mantel, und Qwillerans wildeste Vermutungen wurden bestätigt.
Er sagte: »Sie sollten sich lieber was Warmes anziehen, bevor Sie sich erkälten.« Sanft schloß er die Tür, wobei er hörte, wie sie eine unflätige Bemerkung machte.
Er schnaubte in seinen Schnurrbart und ging zurück in die Bibliothek. »Das war Isabelle«, sagte er zu Koko. »Ein Jammer, daß es nicht Winnie war. Sie hat ein besseres Vokabular.«
In diesem Augenblick verspürte er ein beunruhigendes Verlangen, mit Polly Duncan in Moose County zu sprechen, obwohl es noch nicht elf Uhr und daher teurer war. Er rief trotzdem an.
»Ich bin so froh, daß du anrufst, Qwill«, sagte sie. »Ich habe gerade an dich gedacht. Wie lebt es sich auf dem gefährlichen Pflaster der Großstadt?«
»Du würdest staunen, wie gefährlich«, sagte er. »Heute hat jemand die Luft aus meinen Autoreifen ausgelassen, und am Abend war eine weibliche Exhibitionistin an meiner Tür.«
»O nein! Qwill, du mußt sie ermutigt haben!«
»Ich habe sie nur vom Fußboden aufgelesen, als sie aus der Telefonzelle fiel. Wie steht’s in Moose County?«
»Ich habe angefangen, die Sachen zu verpacken, die ins Möbellager kommen sollen. Bootsie hilft mir, indem er in jeden Karton springt. Er ist süß, aber total verfressen, Qwill. Er versucht sogar, mir das Essen von der Gabel zu stehlen!«
»Er wächst. Das geht vorbei. Koko und Yum Yum haben schon alle möglichen Phasen durchgemacht.«
»Wie gefällt es ihnen da unten?«
»Yum Yum hat das Wasserbett entdeckt und scheint davon fasziniert zu sein. Koko und ich lernen Scrabble spielen. Ich bin morgen abend mit der Gräfin zum Scrabble spielen
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