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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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gehört. Wohnen Sie nicht im Norden oben in einer Stadt mit so einem komischen Namen?«
    »Pickax, dreitausend Einwohner. Und wenn Sie das für komisch halten – wir haben auch noch Sawdust City, Chipmunk und Brrr, ich buchstabiere B-r-r-r. Trinken Sie einen Kaffee oder etwas anderes mit uns?«
    »Ich wünschte, ich könnte«, sagte Miss Crispen-Schmitt, »aber ich muß zurück in die Redaktion zu einer weiteren lähmenden Sitzung. Was tun Sie hier unten?«
    »Ich wollte nur mal einen Winter ohne drei Meter hohe Schneewehen und vereiste Straßen verbringen.«
    Matt sagte: »Er wohnt im alten, kaputten Casablanca.«
    »Wirklich?« sagte sie. »Ich habe selbst mal eine Zeitlang dort gewohnt. Warum haben Sie sich dieses schäbige Haus ausgesucht?«
    »Man darf dort Katzen halten«, sagte Qwilleran, »und ich habe zwei Siamkatzen.«
    »Wie gefällt Ihnen das Gebäude?«
    »Es ist interessant, wenn man Masochist ist.«
    »In welchem Stock wohnen Sie?«
    »Im vierzehnten.«
    »Nun, so weit oben ist es besser.«
    »Nicht, wenn beide Aufzüge gleichzeitig kaputt sind«, sagte Qwilleran.
    »Ist nicht im vierzehnten Stock vor ein paar Monaten ein Mord passiert?«
    »Das hat man mir erzählt.«
    »Nun, also, ich würde ja gerne noch bleiben, aber... vielleicht können wir mal zusammen essen, solange Sie hier sind.«
    »Aber gern«, sagte Qwilleran. Als sie gegangen war, sagte er zu Matt: »Attraktives Mädchen. Verheiratet?«
    Der Reporter nickte: »Mit einem unserer Sportredakteure.«
    »Essen wir eine Nachspeise, Matt? Heute gibt es hier Kürbiskuchen mit Schlagsahne. Ich frage mich, ob es echte Sahne ist. Man wird verwöhnt, wenn man eine halbe Meile von einer Milchfarm entfernt wohnt.«
    Die Serviererin, die ihm seinen Meerrettich nicht gebracht hatte, konnte jetzt nicht sagen, ob die Schlagsahne wirklich von einer Kuh stammte.
    »Wenn Sie es nicht wissen, dann wahrscheinlich nicht«, sagte Qwilleran. »Bringen Sie mir Apfelkuchen mit Frischkäse. Ist es echter Käse? Vergessen Sie es. Ich bin sicher, er ist nicht echt. Bringen Sie mir gefrorenen Joghurt.«
    Nach Kaffee und Dessert gingen sie – Matt zurück zur Polizeizentrale und Qwilleran zur Bushaltestelle auf dem Zwinger Boulevard, um zum Casablanca zurückzufahren.
    »Vielen Dank«, sagte Matt. »Das war ein sehr angenehmes Mittagessen.«
    »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite«, sagte Qwilleran. »Sagen Sie, würden Sie mir einen Gefallen tun? Sehen Sie mal in Ihrem Artikel über den Bessinger-Mord nach, wessen Auto auf dem Parkplatz beschädigt wurde, ja? Und rufen Sie mich dann an. Hier ist meine Nummer.«
    Am frühen Nachmittag war es in der Gegend, wo das Casablanca stand, recht ruhig. Bevor er die schadhaften Stufen hinaufstieg, schaute er kurz auf den Parkplatz. Die blaue Pflaume stand wohlbehalten auf Platz 28, doch was ihn wirklich interessierte, war die Reihe von Parkplätzen, die unmittelbar an das Gebäude angrenzten. Sie hatten die Nummern 1 bis 20, und direkt über ihnen befand sich die Brüstung der Terrasse, von der Ross heruntergesprungen war. Die Abstellplätze Nummer 21 bis 40 befanden sich an der Westseite des Parkplatzes. Beide Parkplatzreihen waren nach Einbruch der Dunkelheit schlecht beleuchtet; an einer Seite des Gebäudes, etwa in der Mitte, war ein einziges Flutlicht angebracht – nur ein einziges Licht für einen sehr großen Parkplatz. Noch so eine Sparmaßnahme der Hausverwaltung.
    Qwilleran konnte nicht sagen, warum, aber seine Hand faßte unwillkürlich an seinen Schnurrbart. Dieser üppige Bart, der seinem Gesicht das charakteristische Aussehen verlieh, war nicht nur wegen seiner Größe bemerkenswert, sondern auch wegen seiner Reaktion auf bestimmte Reize. Gefühlsmäßige Reaktionen wie Zweifel, Befürchtungen oder Verdacht waren immer begleitet von einem Beben seiner Oberlippe. Als er in das Haus hineinging, drückte er seine Faust auf den Schnurrbart.
    Im vierzehnten Stock angekommen, fand er einen weiteren Umschlag unter seiner Tür. Er stöhnte auf, da er annahm, daß Isabelle wieder hiergewesen war, doch diesmal war es ein schweres, elfenbeinfarbenes Kuvert, auf dem in einer sehr korrekten Handschrift sein Name geschrieben stand. Vielleicht war es von Winnie Wingfoot, dachte er hoffnungsvoll und riß es auf. Auf dem Papier stand, offenbar mit Füllfeder und nicht mit Kugelschreiber geschrieben: ›Würden Sie mir die Ehre erweisen, heute um sieben Uhr mit mir zu Abend zu essen? – Adelaide Plumb.‹ Links daneben stand

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